Wie kommt ein antisemitisches Flugblatt in Hubert Aiwangers Schulranzen? Sein Bruder vermutet, dass der heutige Chef der Freien Wähler es womöglich nur "eingesammelt hat, um zu deeskalieren".

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Neue Volte in der Aiwanger-Affäre: Nach Aussage des Bruders von Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) könnte ein antisemitisches Flugblatt zu Schulzeiten in dessen Ranzen gefunden worden sein, weil er es wieder einsammeln wollte.

"Ich bin mir nicht mehr ganz sicher", sagte Helmut Aiwanger den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Montag. "Aber ich glaube, dass Hubert sie wieder eingesammelt hat, um zu deeskalieren."

Aiwanger-Bruder behauptet, das Flugblatt verfasst zu haben – und attackiert die SZ

Mitten im Wahlkampf vor der Landtagswahl hatte Freie-Wähler-Chef Aiwanger am Samstag schriftlich zurückgewiesen, als Minderjähriger zu Schulzeiten in den 1980er Jahren das Flugblatt verfasst zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatte.

Wenig später räumte Aiwangers Bruder ein, das Pamphlet geschrieben zu haben. Helmut Aiwanger kritisierte in den Zeitungen der Mediengruppe Bayern die SZ-Berichterstattung scharf, er sprach von "Stasi-Methoden" und einer "Schmutzkampagne".

In Erklärungsnot: Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler). © picture alliance / Panama Pictures/Dwi Anoraganingrum

Am Montag sagte der Bruder, er habe mit dem Flugblatt seine Lehrer provozieren wollen. "Ich habe das Schriftstück nicht erstellt, um Nazis zu verherrlichen, den Holocaust zu leugnen oder Hass und Gewalt zu schüren", sagte er. Er sprach stattdessen von einer "stark überspitzen Form der Satire" und einer "Jugendsünde". "Ich schäme mich für diese Tat und bitte vor allem meinen Bruder um Verzeihung für die damals verursachten Schwierigkeiten, die auch noch nach 35 Jahren nachwirken."

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat wegen der Vorwürfe eine Sondersitzung des Koalitionsausschusses am Dienstag einberufen, in der sich Hubert Aiwanger erklären soll. (dpa/afp/fah)

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