Blutige Attacke in Hamburg: Am Wochenende starb ein 22-Jähriger im Hamburger Stadtteil Billstedt, weil er sich in den Streit eines Paares einmischte. Damit Zivilcourage nicht tödlich endet, gibt die Polizei Tipps, wie Sie sich in aggressiven Situationen am wirkungsvollsten verhalten können.

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Am frühen Sonntagmorgen war der später Getötete mit drei Freunden in Billstedt unterwegs, als er den Konflikt zwischen einem Paar bemerkt. Der 22-Jährige mischte sich laut den ersten Ermittlungen ein, um der Frau zu helfen. Sofort sticht der Freund der Frau zu, für das Opfer kommt jede Hilfe zu spät, er stirbt noch am Tatort.

Damit es bei solchen Auseinandersetzungen nicht zum Äußersten kommt, wie nun in Hamburg, gibt die Polizei Tipps für optimales Verhalten bei Zivilcourage. "Allgemein gilt, wenn man selbst in eine aggressive Situation kommt, man versuchen soll, ihr schnellstmöglich zu entfliehen", sagt Andreas Mayer, Geschäftsführer der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. "Oder man schüchtert das Gegenüber mit dem Aufbieten der gesammelten Kräfte ein, um sich danach sofort dem Angriff zu entziehen."

Regeln für jede erdenkliche Situation gibt es nicht. "Wir haben kein Patentrezept zur Bewältigung jeglicher Aggression", schreibt die Berliner Polizei in ihrem Flugblatt "Verhalten bei Gewalt". Trotzdem gibt es Tipps, wie sich Betroffene und Beobachter bei Gefahr in der Öffentlichkeit angemessen verhalten:

1. "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt"

Wer frühzeitig aggressive Situationen erkennt, kann ihnen aus dem Weg gehen. Dabei rät die Berliner Polizei, auf das eigene Bauchgefühl zu hören: "Gefühle sind häufig ein Gefahrenradar. Menschen bemerken meist instinktiv, dass sich eine bedrohliche Situation ankündigt." Weil individuelle Gewalt aber nur selten vorkomme, sollte die Angst nicht überhand nehmen.

2. Helfen, ohne sich oder andere in Gefahr zu bringen

Die Polizei weiß um das Phänomen, dass trotz vieler Anwesender oft Unterstützung ausbleibt. Deswegen ist es als Umstehender nützlich, andere direkt anzusprechen. Beobachter sollten weitere Zeugen um Mithilfe bitten. Doch greifen Sie den Täter nicht selbst an oder beschimpfen Sie ihn nicht. Das Opfer selbst sollte auf das Geschehen aufmerksam machen, wenn möglich laut schreien und die Flucht ergreifen.

3. Notruf 110

Wenn Gewalt im Spiel ist, sollten Sie professionelle Hilfe einschalten. Greifen Sie nicht selbst ein, besonders wenn Waffen im Spiel sind. Ganz wichtig: Nicht gleich wieder bei einem Notruf auflegen, falls der Telefondienst zum Geschehen nachfragen will.

4. Den Täter genau beschreiben können

Wichtig sind für die Sicherheitsbeamten vor allem Aussehen, Kleidung und Fluchtrichtung. Ein schneller Anruf mit genauen Details zum möglichen Täter bringt die Polizei in den meisten Fällen weiter.

5. Konkrete Hilfe

Wenn Erste Hilfe nötig ist, sollten Sie ohne Zögern handeln. Wenn Sie diese Fähigkeiten nicht besitzen, können Sie Unterstützung organisieren. Und auch dann werden Sie gebraucht: Sprechen Sie mit dem Opfer und gewähren Sie ihm seelischen Beistand. Fragen Sie, wie Sie helfen können.

6. Als Zeuge zur Verfügung stehen

Das kennt die Polizei auch: Sie kommt an den Tatort und mögliche Beobachter sind verschwunden. Aber vielleicht ist nur Ihnen ein bestimmtes Detail aufgefallen. Mit Ihren Beschreibungen können Sie eventuell helfen, den Täter zu fassen und die Tat nachzuvollziehen. Falls Sie unter Zeitdruck sind, hinterlassen Sie der Polizei Ihre Kontaktdaten. (cfl/dpa)

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