Newtown im US-Bundesstaat Connecticut ist eine malerisch schöne Stadt. Menschen ziehen dorthin, weil sie sich nach Idylle sehnen, weil die Schulen gut sind und ihre Kinder dort in einem sicheren Umfeld aufwachsen.

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Doch nachdem Adam Lanza 20 Kinder und sechs Erwachsene an der Sandy-Hook-Grundschule getötet hat, scheint ein beschauliches Leben in Newton nicht mehr möglich.

Auch anderen Städten haftet das Stigma eines Amoklaufs an. Columbine, Erfurt, Winnenden - in all diesen Orten wurde an einem einzigen Tag die Stadtgeschichte neu geschrieben.

Das Massaker an der Columbine High School im US-Staat Colorado ist bereits 13 Jahre her. Inzwischen hat sich in der Schule ein Generationenwechsel vollzogen. Die aktuelle Schülerschaft war zum Zeitpunkt der schrecklichen Ereignisse noch zu jung, um die High School zu besuchen.

An dem Ort, an dem am 20. April 1999 13 Menschen im Kugelhagel starben, erinnert heute die HOPE Columbine Memorial Bibliothek an die Opfer. Die alte Bibliothek hatte man komplett abgerissen und auch die Cafeteria und große Teile des Schulflurs wurden neu gestaltet.

"Eine x-beliebige High School"

Cindy Stevenson, die Leiterin der Jefferson County Public Schools, zu denen auch die Columbine High School gehört, sagte kürzlich auf "NBCNEWS.com": "Wenn ich die Kinder beobachte, dann habe ich das Gefühl, ich stehe in einer x-beliebigen High School in unserem Bezirk." Columbine hat sich in die Normalität zurückgekämpft.

Auch in Erfurt hat man sich gegen eine Schließung des Gutenberg-Gymnasiums entschieden. Dort tötete Robert Steinhäuser 16 Menschen. Stattdessen wurde das Gebäude renoviert und im Jahr 2005 neu eröffnet.

Die Architekten haben Orte der Erinnerung an die schreckliche Tat in den Neubau integriert. Eine Gedenktafel am Schuleingang trägt die Namen der Opfer, das Mosaik der getöteten Kunstlehrerin wurde erhalten und in den Neubau integriert. Aus der Vogelperspektive stellt das Gebäude nun ein Kreuz dar.

Die Schule ist ein Mahnmal und dabei doch eine "normale" Bildungsstätte geblieben. Vergessen kann und will man in Erfurt nicht. Jedes Jahr gibt es eine Andacht für die Opfer und auch auf der Homepage der Schule findet man, neben der üblichen Auflistung der Unterrichtsfächer und der Vorstellung von Projekten, einen Link namens "Gedenken".

Aufgeben wäre eine Niederlage

Genauso wie in Columbine und Erfurt hat man sich auch in Winnenden dagegen ausgesprochen, die Albertville Realschule abzureissen. Dort hatte im Mai 2009 Tim K. 12 Menschen erschossen. Doch der Konsens der Verantwortlichen lautete: "Wir lassen uns das Gebäude nicht weggenehmen."

So formuliert es Schulpsychologe Peter Heinrich auf "sueddeutsche.de" und ergänzt: "Manche hätten es als Niederlage empfunden, wenn man das hier aufgegeben hätte." Stattdessen werden die Räume, in denen Tim K. um sich geschossen hat, nicht mehr zum Unterricht genutzt.

Vielleicht liegt es daran, dass der Amoklauf von Winnenden noch nicht so lange zurück liegt, aber dort spürt man die Wunden noch stark. Der Journalist Jochen Kalka hat die Veränderungen der Stadt in seinem Buch "Winnenden: Ein Amoklauf und seine Folgen" beschrieben. So gibt es beim Schultriathlon keinen Startschuss mehr, sondern ein Tröten.

Noch ist schwer vorstellbar, dass in Newtown jemals wieder ein Hauch von Normalität herrschen wird. Doch Columbine, Erfurt und Winneden zeigen, dass es bis zu einem gewissen Maß tatsächlich möglich ist.

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