Ein Mann bedroht in der Nähe von Freiburg seine Partnerin und das gemeinsame Kind mit einer Waffe. Die Polizei schießt auf ihn, wenig später stirbt er im Krankenhaus. Jetzt kommt heraus: Bei dem 48-Jährigen handelt es sich wohl um den Stiefvater von U21-Nationalspieler Kenneth Schmidt.
Einschusslöcher in Fensterscheiben zeugen in dem Weindorf Eichstetten am Kaiserstuhl nahe Freiburg von den Geschehnissen des Vorabends: Polizisten haben am Sonntagabend auf der Straße auf einen bewaffneten Mann geschossen, wie die Ermittlungsbehörden mitteilten.
Der 48-Jährige hatte demnach zuvor seine Lebensgefährtin und das gemeinsame Kind geschlagen und mit einer Schrotflinte bedroht. Der Mann sei nach einer Notoperation im Krankenhaus gestorben.
Bericht: Mutter und Halbbruder von Fußballer Kenneth Schmidt bedroht
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, handelt es sich bei dem 48-Jährigen um den Stiefvater von U21-Nationalspieler Kenneth Schmidt, der aktuell bei Zweitligist Hannover 96 spielt.
Das Motiv des Mannes aus dem knapp 3.800 Einwohner-Dorf bezeichneten die Ermittlungsbehörden zunächst als "völlig unklar". Die Ermittler äußerten sich zunächst auch nicht zur Nationalität des laut Mitteilung polizeibekannten Mannes. Das Landeskriminalamt nahm Ermittlungen wegen des tödlichen Schusswaffengebrauchs auf, wie eine Sprecherin bestätigte.
Nachbar rettet Kind durchs Fenster
Schmidts Mutter Samira hatte den Notruf am Sonntagabend selbst abgegeben und sich dann mit dem zehnjährigen Halbbruder des Fußballers in einem Zimmer der Wohnung verbarrikadiert, wie die Polizei mitteilte. Der 48-Jährige soll weiter randaliert und versucht haben, die Zimmertür einzutreten.
Dann habe er ersten Erkenntnissen zufolge mit einer Schrotflinte auf die verschlossene Tür geschossen, im Zimmer aber niemanden getroffen, hieß es. Das Kind habe durch den Schuss jedoch ein Knalltrauma erlitten. Ein durch den Krach auf das Geschehen aufmerksam gewordener Nachbar habe daraufhin eine Leiter an das Fenster des Zimmers im ersten Stock gelehnt, sodass das Kind flüchten konnte.
Mann bedrohte Beamten
Schließlich habe der Mann die Wohnung mit der Waffe verlassen und sei auf der Straße von herbeigeeilten Polizisten gestellt worden. Seine Schrotflinte legte er laut Polizei auch trotz mehrmaliger Aufforderung nicht ab, stattdessen habe er die Beamten damit bedroht.
Es sei zum Schusswaffengebrauch gekommen, woraufhin der Mann ins Krankenhaus gebracht und dort nach einer Notoperation gestorben sei. Laut Landeskriminalamt war zunächst unklar, wie viele Beamte geschossen hatten und wie viele Schüsse abgegeben wurden.
Das Kind wurde laut Mitteilung im Krankenhaus behandelt. Es wird demnach zudem wie seine Mutter psychologisch betreut.
Kenneth Schmidt bleibt vorerst in Hannover
Dem "Bild"-Bericht zufolge erfuhr Schmidt erst rund 20 Stunden später von dem Vorfall. Der 22-Jährige steht beim SC Freiburg unter Vertrag, ist aktuell aber an Zweitligist Hannover 96 ausgeliehen.
Der Verein soll ihm angeboten haben, für einige Tage nach Hause zu seiner Familie zu fahren. Doch nach einem Gespräch mit seiner Mutter soll sich Schmidt dafür entschieden haben, vorerst in Hannover zu bleiben. Am Dienstag nahm er am regulären Mannschaftstraining teil.
Bürgermeister zeigt sich entsetzt von tödlichem Einsatz
Der Bürgermeister des Dorfes zeigte sich entsetzt. "Das ist schon erschütternd", sagte Michael Bruder (CDU). "Da ist schon eine tiefe Betroffenheit. Wir sind ein kleiner Ort am Kaiserstuhl, so eine Tat direkt auf der Straße." Er sei froh, dass es der Frau und dem Kind sowie den Polizisten gut gehe und auch sonst keine Bürgerin oder Bürger betroffen seien.
Bruder kennt die Familie nach eigenen Angaben nicht. Sie sei erst vor ein, zwei Jahren in das Weindorf gezogen, sagte der 58-Jährige. Sollten die Frau und das Kind Hilfe bei einer Unterbringung benötigen, stünde die Gemeinde für Unterstützung bereit. Eine solche Anfrage gebe es aber bisher nicht.
Am Tag nach dem tödlichen Einsatz waren erneut Kriminaltechniker im Ort bei der Arbeit. Sie sperrten die Straße ab, wie ein dpa-Reporter berichtete. Zahlreiche Markierungen in Neongrün und Neonpink auf der Straße und an Häusern markierten unter anderem Einschusslöcher in Fenstern.
Täter schon früher auffällig
Der Mann war laut Polizei schon früher wegen Betäubungsmittel- und Körperverletzungsdelikten sowie einem Verstoß gegen das Waffengesetz aufgefallen. Zudem galt für ihn ein Waffenbesitzverbot.
Neben der Schrotflinte wurde auch eine Pistole bei ihm sichergestellt. (dpa/bearbeitet von lag und ms)