Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. muss ein neuer Papst gewählt werden. Wie wird der neue Papst gewählt und wer darf überhaupt wählen? Alle Fragen rund um die Papstwahl 2013 wollen wir hier beantworten.
Nach dem Tod des Papstes oder dem Sonderfall seines Rücktritts beginnt die Zeit der sogenannten Sedisvakanz, also des "leeren Stuhls". Ein neues katholisches Kirchenhaupt muss gefunden werden. Dass ein Papst gewählt wird, stammt aus den frühen Zeiten des Christentums. Seit dem Laterankonzil im Jahr 1139 sind dafür die höchsten Würdenträger der römisch-katholischen Kirche, die Kardinäle, zuständig. Zuerst kamen sie dort zusammen, wo der alte Papst gestorben war. Erst seit dem 14. Jahrhundert findet die Papstwahl immer in Rom statt. Lange Zeit nutzten die Kardinäle dafür den Quirinalpalast, der früher Verwaltungssitz des Kirchenstaates war und in dem heute der italienische Präsident residiert. Seit 1878 versammeln sich die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle.
Konklave
Zwischen dem 15. und 20. Tag der Sedisvakanz beruft der Dekan des Kardinalskollegiums das Konklave ein, die Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle. Alle Kardinäle, die zu Beginn der Sedisvakanz das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, zählen dazu. Es sollten aber nicht mehr als 120 sein. Der Begriff Konklave ("mit Schlüssel") bezieht sich auf den abgeschlossenen Raum, der für volle Konzentration und strenge Geheimhaltung steht. Die Türen sind geschlossen, damit einerseits nichts nach außen dringt und andererseits niemand von außen den Ablauf der Wahl beeinflussen kann. Telefon, Fernsehen, Radio und Zeitungen sind verboten.
Wahlgänge
Um als neuer Papst gewählt zu werden, braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Am ersten Tag des Konklave gibt es nur einen Wahlgang, an den folgenden jeweils vier. Auf geheimen Stimmzetteln schreibt dabei jeder Kardinal deutlich lesbar aber mit verstellter Schrift seinen Kandidaten auf, anschließend kommen die Zettel doppelt gefaltet in die Wahlurne. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmen laut ausgezählt.
Rauchzeichen
Was hinter den verschlossenen Türen stattfindet, kann auf dem Petersplatz anhand der Rauchzeichen verfolgt werden. Kommt es zu keiner Einigung, werden die Stimmzettel mit feuchtem Stroh und einer chemischen Beigabe verbrannt, so dass schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt. Wenn einer der Kardinäle die nötige Mehrheit bekommt und die Wahl auch annimmt, ist er der nächste Papst. Jetzt werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh und einer Beigabe verbrannt, die weißen Rauch erzeugt.
"Habemus Papam"
Der neue Pontifex legt nun im Raum der Tränen ("Camera lacrimatoria"), einem Nebengelass der Sixtinischen Kapelle, die päpstlichen Gewänder an. Die Glocken des Petersdoms werden geläutet und der Kardinaldekan verkündet vom Hauptbalkon des Petersdoms: "Habemus Papam!" (Wir haben einen Papst!). Dazu verrät er den privaten und den zukünftigen Amtsnamen des neuen Papstes. Schließlich tritt dieser selbst vor die Gläubigen, spricht einige Worte und gibt den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis).
Sonderfall 2013
Eigentlich gilt die Papstwürde auf Lebenszeit. Mit Gregor XII. war 1415 das letzte Mal ein Amtsinhaber zurückgetreten. Da nun Benedikt XVI. seinen Rücktritt zum 28. Februar rechtzeitig angekündigte, wird die Papstwahl 2013 möglicherweise beschleunigt. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am 17. Februar andeutete, ist es denkbar, dass das Konklave schon vor dem 15. März beginnt. Die Einhaltung der Frist hatte ursprünglich den Grund, dass Kardinäle aus allen Teilen der Welt die Möglichkeit haben sollten, rechtzeitig nach Rom zu kommen. Durch die Vorab-Ankündigung ist das jedoch kein Problem.
Spätestens Ostern soll ein neuer Papst gefunden sein. Wie lange das Konklave dauert, ist dabei schwer vorauszusagen: 1272 brauchte es vor der Wahl Gregors X. 1.005 Tage. Im 20. Jahrhundert waren bisher aber nie mehr als 15 Wahlgänge nötig. Der ehemalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger hatte sich am 19. April 2005 nach nur vier Wahlgängen durchgesetzt.
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