Fatih Akin porträtiert in seinem neuen Film "Der Goldene Handschuh" einen Serienmörder. Den Nachtwächter, der in den Siebzigerjahren in Hamburg mehrere Frauen tötete und ihre Leichen zersägte, gab es wirklich. Doch wer war Fritz Honka?
Im Sommer 1975 brach in einem Wohnhaus im Hamburger Stadtteil Ottensen ein Feuer aus. Feuerwehrleute konnten den Brand löschen, machten dabei aber einen grausigen Fund: In einer der Wohnungen fanden sie zerstückelte menschliche Körperteile.
Die hinzugerufene Polizei konnte durch den Vorfall nicht nur einen Mord, sondern gleich eine ganze Mordserie aufklären. Bei der Wohnung handelte es sich um die Unterkunft von Fritz Honka.
Honka war in Waisenhäusern in Leipzig aufgewachsen und im Alter von 16 Jahren in den Westen geflohen. Ein Verkehrsunfall im Jahr 1956 hatte sein Gesicht entstellt. Seitdem war seine Nase stark deformiert und er schielte.
In den Siebzigerjahren arbeitete er als Nachtwächter und lebte in einem heruntergekommenen Viertel Hamburgs. Die Straßenzüge im Stadtteil Ottensen, wo auch seine Wohnung lag, wurden im Volksmund Mottenburg genannt.
Bekanntschaften aus dem "Goldenen Handschuh"
Einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte er in seiner Stammkneipe "Zum Goldenen Handschuh", wo er immer wieder Frauen in prekären Lebenssituationen kennenlernte, oft obdachlos, und die sich mit Gelegenheitsprostitution ihr Überleben sicherten.
Manchen von ihnen gewährte er zeitweise Obdach und ließ sich unter anderem mit sexuellen Gefälligkeiten entlohnen. Seinen ausgeprägten Sexualtrieb soll er laut späteren Gutachten aggressiv ausgelebt haben. Seine Wohnung war mit pornografischen Bildern regelrecht tapeziert.
Die erste Frau, die Honkas Aggression das Leben kostete, war die 42-jährige Gertraud Bräuer. Eine andere Frau, die zu der Zeit bei Honka wohnte, brachte sie Ende 1970 mit in dessen Wohnung. Honka war zu dem Zeitpunkt 35 Jahre alt. Zu dritt betranken sie sich, Honka verlangte schließlich Sex von Bräuer. Als sie sich weigerte, vergewaltigte er sie und strangulierte sie anschließend.
Nach der Tat zerteilte er ihren Körper mit einer Säge. Mehrere Pakete mit Teilen ihrer Extremitäten versteckte er in der Umgebung. Ihren Torso behielt er in seiner Wohnung. Anhand der gefundenen Körperteile konnte die Identität des Opfers festgestellt werden. Den Ermittlern fehlte jedoch eine Spur, um den Täter ausfindig zu machen.
Vier Frauen werden zu Opfern
Im Laufe der nächsten Jahre tötete Honka drei weitere Frauen auf ähnliche Weise. 1974 brachte er die 54 Jahre alte Anna Beuschel um - nach eigener Aussage, weil sie sich beim Geschlechtsverkehr nicht leidenschaftlich genug gezeigt habe. Im selben Jahr ermordete er die 57-jährige Frieda Roblick, 1975 tötete er schließlich die 52 Jahre alte Ruth Schult.
Auch die Leichen dieser drei Frauen zerstückelte Fritz Honka. Anders als bei der ersten Tat behielt er jedoch alle Körperteile in seiner Wohnung. Den permanenten Verwesungsgeruch versuchte er mit Duftsteinen zu überdecken, die er in der Wohnung verteilte. Beschwerden der Nachbarn über Geruchsbelästigung beim Hausmeister und bei der Polizei blieben folgenlos.
Verteidiger will Schuldunfähigkeit beweisen
Über die Gerichtsverhandlung, die Honkas Festnahme nach dem Hausbrand folgte, wurde in den deutschen Medien ausführlich berichtet. Sein Verteidiger wollte manchen Berichten zufolge in dem sensationellen Fall sein Können unter Beweis stellen und setzte alles daran, seinen Mandanten als schuldunfähig darzustellen.
Tatsächlich fällte das Gericht Ende 1976 ein überraschendes Urteil: Honka wurde zu lediglich 15 Jahren Haft verurteilt, weil nur die Tötung Anna Beuschels als Mord gewertet wurde. Die anderen drei Taten wurden als Totschlag angesehen.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe gefordert. Das Gericht sah Honka aber als vermindert schuldfähig an, weil Gutachter ihn als psychisch krank einstuften.
Fritz Honka verbüßte die Strafe in einer psychiatrischen Einrichtung und kam anschließend unter dem falschen Namen Peter Jensen in einem Altenheim unter. Da er in seinen letzten Lebensjahren immer mehr unter Wahnvorstellungen litt - unter anderem soll er sich darüber beklagt haben, dass es nach verwesenden Leichen rieche - wurde er schließlich wieder in die Psychiatrie eingewiesen, wo er 1998 im Alter von 63 Jahren starb.
Verwendete Quellen:
- Zeitungsartikel vom 28.07.1975 Der Spiegel: Fleisch dran
- Zeitungsartikel vom 22.11.1976 Der Spiegel: "Und dann hab' ich die Nerven verloren"
- Zeitungsartikel vom 17.12.1976 Die Zeit: "Fritz Honka und der Streit um seine Sachverständigen"
- Zeitungsartikel vom 24.12.1976 Die Zeit: "Bossis Erfolg"
- Multimedia-Sammlung des NDR mit Archivmaterial: Fritz Honka: Der Frauenmörder von St. Pauli
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