• Ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter weiß sich nicht anders zu helfen und schreibt seinen Ex-Boss Elon Musk öffentlich an.
  • Was darauf folgt, ist ein Dialog, der einen schaudern lässt.
  • Das Ende der Auseinandersetzung überrascht.

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Elon Musk trägt seine Kämpfe gern öffentlich aus – am liebsten auf Twitter. Sein jüngster Disput macht gerade im Netz die Runde. Was war passiert?

Eigentlich wollte Haraldur Thorleifsson vom Twitter-Boss lediglich wissen, ob er immer noch bei dem Unternehmen angestellt ist. Vor neun Tagen sei sein Computerzugang ohne Ankündigung gesperrt worden, schreibt der Isländer bei Twitter. Er habe diverse Male versucht, von der Personalabteilung zu erfahren, ob er entlassen wurde – ohne Erfolg.

Thorleifsson wandte sich nach eigener Aussage zunächst in privaten Nachrichten direkt an Musk, bekam aber keine Antwort. Erst als seine Tweets Fahrt aufnahmen, reagierte der Twitter-Chef – und gab Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hatte.

Eine Antwort auf seine Frage bekam Thorleifsson zunächst nicht, stattdessen eine gehörige Portion Kritik. Unter anderem sprach ihm Musk ab, wirklich für Twitter gearbeitet zu haben.

Thorleifssons Firma Ueno wurde 2021 von Twitter aufgekauft

Dabei ist Thorleifsson nicht irgendjemand: Der Isländer ist Gründer der Kreativagentur Ueno, die 2021 von Twitter aufgekauft wurde. Seither war er als Manager angestellt, kümmerte sich etwa um Themen wie Software-Verträge, Design-Projekte und stellte zahlreiche Designer neu ein. Musk kommentierte die Auflistung lapidar mit "Pics or it didn't happen" (sinngemäß: "Liefere Beweise, sonst ist es nicht passiert").

Thorleifsson kommentierte, er würde gerne Beweise liefern – sei aber aktuell ja aus seinem Rechner ausgesperrt. Wenn Musk ihm wieder Zugang verschaffe, "kann ich Ihnen Dinge liefern", schrieb Thorleifsson.

Musk stellt Behinderung von Thorleifsson infrage

Was folgte, war ein Austausch, in dem Musk seinem nunmehrigen Ex-Mitarbeiter

  • unterstellte, nicht wirklich gearbeitet zu haben,
  • seine Behinderung als Ausrede benutzt zu haben
  • und so reich zu sein, dass er nicht auf Unterstützung angewiesen sei.

Zudem echauffierte sich Musk darüber, dass Thorleifsson offenbar trotz seiner Behinderung in der Lage sei, auf Twitter ordentlich Wind zu machen. "Ich kann nicht sagen, dass ich dafür viel Respekt habe."

Zudem fragte Musk: "Aber wurde er gefeuert? Nein, man kann nicht gefeuert werden, wenn man gar nicht angefangen hat zu arbeiten!"

Seitenhieb auf Musks eigenen finanziellen Hintergrund

Thorleifsson antwortete auf die Anschuldigungen seines Ex-Chefs mit einem umfangreichen Thread, in dem er auch auf die Art seiner Behinderung einging. Er hat eine Form von Muskeldystrophie.

"Meine Beine haben mich als erstes verlassen", schreibt Thorleifsson. Seit er 25 Jahre alt war, sei er auf einen Rollstuhl angewiesen. Auch seine Arme hätten mit der Zeit an Kraft eingebüßt. Er könne zwar nicht über längere Zeit tippen oder mit einer Maus klicken, er sei aber in der Lage, eine oder zwei Stunden am Stück am Computer zu arbeiten.

Seit Musks Übernahme von Twitter habe er immer wieder bei der Personalabteilung nachgefragt, ob seine Stelle adaptiert werden müsse oder ob er sich auf andere Aspekte konzentrieren sollte. "Sie haben immer gesagt, sie schauen sich das an. Ich habe nie eine Antwort bekommen", schreibt Thorleifsson.

Einen Seitenhieb platziert der 45-Jährige, als es um seine Finanzen ging. Mit seiner Firma habe er vor der Übernahme durch Twitter "für mehr oder weniger jede große Tech-Firma gearbeitet", schreibt Thorleifsson.

"Wir sind schnell gewachsen und haben Geld verdient. Ist es das, worauf Sie sich beziehen, wenn Sie sagen, ich sei finanziell unabhängig? Dass ich selbstständig mein Geld verdient habe, anstatt, sagen wir mal, eine Smaragdmine geerbt zu haben." Elon Musks Vater soll die Hälfte einer Smaragdmine in Sambia gehört haben.

Ex-Kollegen und Ex-Twitter-Mitarbeiter ergreifen Partei für Thorleifsson

Der Twitter-Chef bekam für seinen Umgang mit einem nunmehrigen Ex-Untergebenen gehörig Gegenwind. Unter anderem ergriff Alex Cohen, bei Twitter ehemals als Leiter für Zugangskontrollen verantwortlich, Partei für Thorleifsson.

Er postete Screenshots der ursprünglichen Unterhaltung mit dem Kommentar: "Ich werde nicht lügen, das ist das unterhaltsamste Exit-Gespräch, dem ich je beigewohnt habe." Nur um dann zu ergänzen: "Obwohl es auf ziemlich vielen Ebenen besch***en ist."

Auch Fotograf Daniel Houghton äußerte sich. "Als jemand, der direkt mit Haraldur zusammengearbeitet hat, ist das absolut enttäuschend mitanzusehen", schreibt Houghton. "Nicht nur seine Arbeitseinstellung ist großartig, sein Talent und seine Bescheidenheit sind Weltklasse."

Thorleifsson sei exakt die Person, die man in einem Team haben wolle, wenn es hart auf hart komme. "Ich bin mir sicher, dass ein tiefes Missverständnis zugrunde liegt, wenn es darum geht 'hat nicht wirklich gearbeitet'."

Musk bittet um Entschuldigung und macht Thorleifsson Angebot

Worte, die offenbar gefruchtet haben. Musk reagierte direkt auf Houghtons Tweet. "Basierend auf Ihrem Kommentar hatte ich gerade einen Video-Call mit Halli, um herauszufinden, was wahr ist und was mir erzählt wurde. Es ist eine lange Geschichte." Der Twitter-Chef fügte hinzu: "Es ist besser, mit den Leuten zu reden als per Tweet zu kommunizieren."

Er bitte Thorleifsson um Entschuldigung für das Missverständnis. "Es basierte auf Dingen, die mir gesagt wurden und nicht stimmten oder, in einigen Fällen, zwar stimmten, aber nicht sinnvoll waren."

Thorleifsson denke nun darüber nach, doch weiter für Twitter zu arbeiten.

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