Unglück in Litauen: Ein Frachtflugzeug stürzt ab und verfehlt knapp ein Wohngebäude. Mindestens eine Person stirbt. Schnelle Antworten zur Unfallursache erwarten die Ermittler nicht.

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Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Dabei sei mindestens eine Person ums Leben gekommen, drei weitere Personen seien verletzt worden, zitierte die Nachrichtenagentur BNS eine Sprecherin des Rettungsdienstes.

Zahlreiche Einsatzkräfte seien vor Ort im Einsatz. Der Verkehr am Unfallort sei eingeschränkt. Die Einsatzkräfte wurden nach vorläufigen Angaben des Rettungsdienstes um 5.28 Uhr Ortszeit von dem Absturz informiert.

Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Eine Person davon sei tot, drei weitere wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Berichten zufolge handelt es sich bei der verstorbenen Person um einen der zwei Piloten des Flugzeugs.

Laut der Plattform "Flightradar24" stürzte das Flugzeug bei einem Landeversuch in Vilnius in das Wohngebiet nahe der Landebahn. Es handelt sich demnach um eine für DHL eingesetzte Swiftair-737-400-Maschine.

Der Chef der litauischen DHL-Tochtergesellschaft bestätigte dem litauischen Rundfunk, dass das Flugzeug einem Auftragnehmer des Unternehmens gehöre. Die Unfallursache sei derzeit noch unklar.

Flugzeug verfehlt Wohnhaus "durch Zufall" - zwölf Bewohner evakuiert

Es werde untersucht, ob die Ursache des Absturzes mit "technischen Problemen" zusammenhänge, sagte der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums im litauischen Rundfunk. Allerdings sei es noch zu früh, um etwas Genaueres zu sagen. Ihm zufolge stürzte das Frachtflugzeug neben ein Wohngebäude.

Bürgermeister Valdas Benkunskas sagte, die Maschine habe das Wohnhaus "durch Zufall" verfehlt und sei in den Hof gestürzt. Nach dem Vorfall brach ein Feuer aus, zwölf Bewohner wurden aus dem Haus evakuiert.

Frachtflugzeug aus Leipzig stürzt auf Wohngebäude in Litauen
Unten links ist der Flughafen Vilnius zu sehen. Der Absturz ereignete sich im Stadtteil Liepkalnis (oben r.). © Google Earth/dpa

Viele Teile des Flugzeugs seien herumgeschleudert worden, berichtete ein Journalist des litauischen Rundfunks vom Unfallort im Stadtteil Liepkalnis. Das Gebiet ist seinen Angaben zufolge nicht dicht besiedelt - es gibt nur einzelne Häuser.

Suche nach Unfallursache wird dauern

Die Suche nach der Ursache für den Absturz einer in Leipzig gestarteten Frachtmaschine wird nach Angaben des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. "Diese Antworten werden nicht so schnell kommen", sagte Arunas Paulauskas am Morgen auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen".

Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei. "Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit.

Die Flammen hätten das Flugzeug völlig zerstört, sagte eine Sprecherin des litauischen Rettungsdienstes der litauischen Nachrichtenagentur Elta. Am Absturzort seien sechs Feuerwehrfahrzeuge und ein Wassertransportfahrzeug im Einsatz.

Deutsche Sicherheitsbehörden warnten vor Brandsätzen

Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.

Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen. (dpa/bearbeitet von ank)

Korrektur: In ersten Berichten über das Unglück hatte es geheißen, das Flugzeug sei auf ein Wohngebäude gestürzt. Später stellte sich heraus, das Gebäude wurde knapp verfehlt. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.

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