Zwei Tage nach dem Blutbad in Neuseeland mit 50 Toten wird klar: Der Täter wollte auch nach dem Angriff in der zweiten Moschee weiter morden. Noch Schlimmeres verhindert hat offenbar ein Gläubiger mit einem mutigen Einsatz.
Bei dem Anschlag im neuseeländischen Christchurch hat der mutige Einsatz eines Moschee-Besuchers womöglich Schlimmeres verhindert.
Alabi Lateef sagte der Nachrichtenwebsite "Stuff" am Sonntag, dass er beim Beten in der Moschee in Linwood durch Schüsse vor dem Gebetshaus auf den Attentäter aufmerksam geworden sei. Er habe den versammelten Gläubigen gesagt, sie sollten sich ducken, und dann mit einem Glaubensbruder beschlossen, in einer Feuerpause etwas gegen den Angreifer zu unternehmen.
Dann hätten sie beobachtet, dass der Attentäter ein leer geschossenes Sturmgewehr vor der Moschee auf den Boden geworfen habe und zu seinem Auto zurückgegangen sei, sagte Lateef laut "Stuff".
Eingeschlagene Scheibe verrät Attentäter
Lateefs Mitstreiter habe daraufhin das nicht mehr geladene Sturmgewehr genommen und damit die Heckscheibe des Wagens des Angreifers eingeschlagen. Danach sei er weggelaufen.
Der Mann verhinderte mit seiner Aktion wohl weitere Angriffe. Denn laut Neuseelands Premierministern Jacinda Ardern hatte der Attentäter weitere Morde geplant. "Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen."
Doch wegen der zertrümmerten Scheibe fiel das Auto, mit dem sich der Schütze nach dem zweiten Angriff davongemacht hatte, zwei Polizisten auf. Diese stoppten den Mann, zerrten ihn aus dem Wagen und nahmen ihn fest.
Premierministerin erhielt Manifest per E-Mail
Wie Ardern am Sonntag in Wellington bestätigte, hatte der Attentäter seine rechtsextreme Kampfschrift kurz vor den Anschlägen auch an sie geschickt. Neun Minuten vor Beginn der Angriffe sei die entsprechende E-Mail an ihr Büro gegangen.
Darin seien aber keine Tatorte oder ähnliche Hinweise genannt worden, mit denen die Anschläge noch hätten verhindert werden können.
Jüngstes Opfer war erst zwei Jahre alt
Die Zahl der Todesopfer ist zwischenzeitlich auf 50 gestiegen. In einer der beiden Moscheen wurde eine Leiche gefunden, die man bislang nicht mitgezählt hatte. Die ersten Toten sollen noch am Sonntag an die Familien übergeben werden. Damit kann dann auch mit den Beerdigungen begonnen werden.
Nach neuseeländischen Medienberichten sind alle Todesopfer Muslime, im Alter von zwei bis 77 Jahren. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es zunächst nicht.
Von den mehreren Dutzend Verletzten schweben noch mindestens zwei in Lebensgefahr.
Die Polizei geht fest davon aus, dass es sich bei dem festgenommenen Mann, einem 28 Jahre alten Australier, um einen Einzeltäter handelt. Zwar gab es vier weitere Festnahmen, offensichtlich aber ohne Zusammenhang zu dem Verbrechen.
Der Schock sitzt bei den Menschen in Christchurch auch zwei Tage nach der Tat noch tief. Alabi Lateef sagte "Stuff", er sei "sehr traurig" über die Bluttat. Neuseeland sei "ein friedliches Land" und er habe "nie gedacht, dass so etwas in Neuseeland passieren könnte. Niemals." (mcf/afp/dpa)
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