Es ist ein symbolischer Ort. In dem Gebäude, vor dem sich am Freitag eine Messerattacke ereignete, saß einst "Charlie Hebdo". Die Redaktion des Satiremagazins wurde 2015 Opfer eines islamistischen Terroraktes - genau so wird nun auch die aktuelle Gewalttat bewertet.

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Sirenen, abgesperrte Straßen, laute Rufe von Polizisten: In Paris geht nach monatelanger Pause wieder die Angst vor dem Terror um.

Vor dem Gebäude, in dem das Satiremagazin "Charlie Hebdo" einst seine Redaktionsräume hatte, sind am Freitag zwei Journalisten bei einer Messerattacke verletzt worden. Die Polizei nahm mehrere Verdächtige fest.

Der kurz nach dem Angriff in der Nähe des Tatorts aufgegriffene Hauptverdächtige, nach eigenen Angaben ein 18-jähriger Pakistaner, hat die Tat gestanden. Er übernehme "die Verantwortung für seine Tat", hieß es am Samstag aus Ermittlungskreisen. Als Motiv habe er die erneute Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen durch "Charlie Hebdo" genannt, die er "nicht ertragen" habe.

Innenminister Gérald Darmanin hatte bereits am Freitagabend von einem "islamistischen Terrorakt" gesprochen. Das Terrornetzwerk Al-Kaida hatte wegen der erneuten Veröffentlichung der Karikaturen zuvor mit einem Anschlag gedroht.

Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Mordversuchs im Zusammenhang mit einer terroristischen Tat und Bildung einer Terrororganisation.

"Es gab eine echte Bereitschaft zum Töten"

Der Vorfall ereignete sich gegen 12 Uhr am Freitagmittag in der Rue Nicolas Appert. Eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter der Produktionsfirma "Premières Lignes", die unter anderem für den Sender France 2 arbeitet, wurden bei dem Angriff verletzt.

Sie sollen gerade eine Raucherpause gemacht haben. Beide hätten den Operationssaal am Freitagabend verlassen und befänden sich nun in zwei verschiedenen Krankenhäusern, sagte einer der Chefs der Produktionsfirma, Luc Hermann, dem Sender Franceinfo.

"Sie wurden im Gesicht schwer verletzt. Der Angriff war unglaublich gewalttätig", sagte Hermann. "Es gab eine echte Bereitschaft zum Töten."

Hermann kritisierte, dass das Gebäude nicht geschützt wurde. Die Redaktion von "Charlie Hebdo" war bereits vor einiger Zeit umgezogen - in den damaligen Redaktionsräumen waren im Januar 2015 elf Menschen brutal ermordet worden.

Sieben Verdächtige in Polizeigewahrsam

Nach den ersten Festnahmen am Tattag gab es am Samstagmorgen einen weiteren Zugriff. Nach Justizangaben wurde ein früherer Mitbewohner des Hauptverdächtigen festgenommen.

Ein zunächst in der Nähe des Tatorts festgenommener Algerier wurde dagegen in der Nacht wieder freigelassen. Insgesamt befinden sich damit derzeit sieben Verdächtige in Polizeigewahrsam. Fünf der Männer seien am Freitag bei der Durchsuchung einer Wohnung in Pantin nordöstlich von Paris festgenommen worden. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise.

"Charlie Hebdo" fordert auf, sich für Meinungsfreiheit stark zu machen

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Doch zur Zeit kämpft das Land gegen einen anderen Dämon: das Coronavirus.

Jeden Tag gibt es Tausende Neuinfektionen, die Lage verschlechtert sich zusehends. Auch wenn das die Angst vor dem Terror etwas in den Hintergrund hat rücken lassen - rund sieben Kilometer vom Tatort entfernt erinnert beinahe täglich etwas an die Gefahr.

Dort läuft seit Anfang des Monats im Justizpalast der Prozess gegen mutmaßliche Helfer der Terrorserie im Januar 2015, bei der insgesamt 17 Menschen getötet wurden. Nur unter hohen Sicherheitsbedingen kann man den Glaspalast überhaupt betreten.

Als der Prozess begann, veröffentlichte "Charlie Hebdo" erneut Mohammed-Karikaturen - und die Redaktion wurde wieder bedroht. In einem offenen Brief stellten sich rund hundert französische Medien hinter das Satiremagazin - und forderten die Menschen im Land auf, sich für Meinungsfreiheit stark zu machen.

Terrorgefahr in Frankreich weiterhin sehr hoch

Premierminister Jean Castex eilte am Freitagnachmittag zum Tatort im elften Pariser Arrondissement. Er sprach von einem "symbolischen Ort". "Ich möchte meine Solidarität mit den Familien der Opfer und allen Kollegen dieser beiden Journalisten zum Ausdruck bringen", sagte er. Er bekräftigte seine "feste Entschlossenheit", den Terrorismus mit allen Mitteln zu bekämpfen.

Auch die Redaktion von "Charlie Hebdo" reagierte: "Das gesamte Team von Charlie unterstützt seine ehemaligen Nachbarn und Kollegen und ist solidarisch mit ihnen."

Die Behörden schätzen die Terrorgefahr im Land weiterhin als sehr hoch ein. Dem Kampf gegen den Terrorismus hat Präsident Emmanuel Macron immer höchste Priorität eingeräumt. Im April hatte ein Mann zwei Menschen in Romans-sur-Isère nahe Valence getötet. Im August fielen sechs Franzosen im Niger einem tödlichen Anschlag zum Opfer - die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Verantwortung für die Tat übernommen. (dpa/afp/mf)

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