Seit fast einem Jahr sitzt Whistleblowerin Chelsea Manning wieder in Haft. Sie weigert sich, Fragen zu Wikileaks-Gründer Julian Assange zu beantworten. Im Gefängnis hat sie laut ihren Anwälten nun versucht, sich umzubringen.
Die frühere Wikileaks-Informantin
Sie sei in ein Krankenhaus gebracht worden und erhole sich dort, hieß es am Mittwoch (Ortszeit) in einer Mitteilung ihrer Anwälte, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Es sei weiterhin geplant, dass die Whistleblowerin am Freitag zu einer Anhörung vor einem Bundesgericht erscheinen werde, hieß es.
Whistleblowerin verweigert Assange-Aussage
Manning sitzt seit Mai 2019 wegen Missachtung des Gerichts in einem Gefängnis in Alexandria (US-Bundesstaat Virginia) in Beugehaft. Sie hatte sich geweigert, über den Gründer der Enthüllungs-Plattform Wikileaks,
Ihre Mandantin werde "ihre Prinzipien nicht verraten", teilten die Anwälte in ihrem Schreiben mit. "Ihr heutiges Handeln beweist die Stärke ihrer Überzeugungen und das tiefe Leid, das sie weiterhin erfährt", hieß es darin.
Die Anwälte bezogen sich in ihrer Einschätzung auf UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, der die aktuelle Inhaftierung Mannings als Verstoß gegen internationales Recht gewertet habe. Der 32-Jährigen droht nach Angaben ihrer Anwälte auch eine hohe Geldstrafe. Laut "New York Times" hat Manning 2016 zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen.
Die Whistleblowerin hatte Wikileaks 2010 Hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen lassen. Es geht dabei um die US-Militäreinsätze und Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan.
Manning erstmals 2010 in Untersuchungshaft
Sieben Jahre lang saß Manning bereits in US-Militärhaft. Sie war 2010 in Untersuchungshaft genommen worden. 2013 wurde sie bei einem Militärgerichtsverfahren zu 35 Jahren Haft verurteilt. Manning kam 2017 frei, nachdem der damalige US-Präsident Barack Obama die vorzeitige Freilassung angeordnet hatte.
Wikileaks-Gründer Assange wehrt sich vor einem Gericht in London gegen seine Auslieferung an die USA. Aus Angst davor hatte er sich 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte.
Die US-Justiz wirft Assange vor, Manning geholfen zu haben, das geheime Material von US-Militäreinsätzen zu veröffentlichen. Dabei soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von US-Informanten aufs Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen dem gebürtigen Australier bis zu 175 Jahre Haft. Assange bestreitet die Vorwürfe. (dpa/fte)
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