Knapp acht Monate nach dem Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum in München hat die Polizei ihre Ermittlungen zu dem Fall abgeschlossen - und erschreckende Einzelheiten über die Tat veröffentlicht.

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Am 22. Juli 2016 hat der 18-jährige David S. bei einem Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und sich selbst erschossen, außerdem zahlreiche verletzt.

Über 1000 Videodateien hat die entsprechende Sonderkommission nach der Tat ausgewertet, mehr als 2000 Zeugen vernommen. Nachzulesen sind die Ermittlungsergebnisse in einem 170 Seiten starken Abschlussbericht des Landeskriminalamts, der heute vorgestellt wurde. Die wichtigsten Erkenntnisse:

Welches Motiv hatte David S. für den Amoklauf?

  • David S. war psychisch krank. Inwieweit die Tat darauf zurückzuführen ist, konnten die Ermittler nicht abschließend klären.
  • Der Attentäter war ein Einzelgänger. Er wurde von Gleichaltrigen gemobbt und körperlich misshandelt. "So entwickelte er einen Hass auf Personen, die hinsichtlich Alter, Aussehen, Herkunft und Lebensstil den ihn mobbenden Jugendlichen ähnlich waren", erklärt die Polizei seinen Hass auf Süd- und Osteuropäer.
  • Er entwickelte Rachephantasien.
  • Er schuf sich in Gedanken seine eigene Welt, stellte sich etwa vor, er könne seine Feinde mit einem Virus infizieren und so vernichten.
  • Er spielte exzessiv Ego-Shooter-Spiele am Computer.

Hatte David S. Mittäter?

  • Die Polizei geht davon aus, dass niemand dem Attentäter geholfen und auch niemand im Vorfeld von der Tat gewusst hat: Nicht seine Familie, nicht seine Ärzte, nicht sein Bekannter Samer R. (16), gegen den zunächst ermittelt worden war, weil er sich am Tattag mit David S. in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums getroffen hat.
  • Eine Mitverantwortung trägt aus Sicht der Staatsanwaltschaft München I jedoch der Waffenhändler (31), der dem Amokschützen im sogenannten Darknet die Tatwaffe samt Munition verkauft hat - für rund 4300 Euro. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Verstößen gegen das Waffenrecht und fahrlässiger Tötung erhoben.

Was haben die Rechtsmediziner herausgefunden?

  • Alle neun Getöteten waren sofort tot oder haben durch die Schussverletzungen zumindest sofort das Bewusstsein verloren.
  • Die Schussverletzungen waren durchweg so gravierend, dass keines der Todesopfer eine Überlebenschance hatte.

Wer sind die Opfer?

  • In der McDonalds-Filiale am OEZ begann der Amoklauf. Davis S. schoss auf eine Gruppe Jugendlicher, die in einer Sitzecke zusammensaß. Zwei 15-Jährige, ein 14-Jähriger und zwei gleichaltrige Mädchen verloren ihr Leben.
  • Nachdem er das Schnellrestaurant verlassen hatte, drehte sich David S. nach rechts und ballerte in Richtung des dortigen Elektromarkts. Einen 17-Jährigen und einen 45-Jährigen traf er tödlich.
  • Ein 19-Jähriger starb einige Meter weiter in der Nähe des dortigen U-Bahn-Aufgangs.
  • Dann betrat David S. das Olympia-Einkaufszentrum. An einer Rolltreppe erschoss er einen 20-Jährigen.
  • Bis die Polizei ihn fand und er sich vor den Augen der Beamten selbst erschoss, gab der Amokläufer mindestens 59 Schüsse ab. Neben den neun Toten gab es fünf Schwerverletzte und viele leichter Verletzte.

Wie geht es den Familien der Opfer und der des Täters?

  • Das Landeskriminalamt hat die Familien der Opfer nach der Tat betreut und tut es teilweise bis heute.
  • Die Familie von David S. hat München nach der Tat verlassen, weil sie massive Drohungen erhalten hat. Sie wurde in das Opferschutzprogramm des LKA aufgenommen. Wo sie jetzt lebt, ist geheim.
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