Mit einem vollen Rennkalender und vielen geplanten Innovationen sollte die Formel 1 attraktiver werden. Die Verbreitung des Coronavirus hat die Pläne jedoch (zumindest vorerst) ruiniert und sorgt für finanzielle Engpässe.

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Der Formel 1 sollten eigentlich goldene Zeiten bevorstehen. Das Mammut-Programm mit 22 Rennen hätte die Kassen in der Saison 2020 zum Sprudeln gebracht.

Für die Saison 2021 waren zudem Innovationen angedacht: neue Reglements und komplett neue Autos mit einem neuen Design sollten die "Königsklasse" des Motorsports noch attraktiver und spannender machen.

Die Verbreitung des Coronavirus hat der Formel 1 nun aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stillstand statt Innovation – die ersten vier Rennen wurden bereits auf unbestimmte Zeit verschoben.

Betroffen sind die Grand-Prix-Rennen von Australien, Bahrain, Vietnam und China. Theoretisch könnte die Saison somit am 2. Mai im niederländischen Zandvoort beginnen. Doch kaum einer im Motorsport scheint wirklich daran zu glauben.

Coronavirus: Formel-1-Rennen frühestens im Juni?

"Wir gehen davon aus, dass das erste Rennen frühestens in Baku stattfindet", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko der "Auto Motor Sport". Das wäre am 7. Juni und würde bedeuten: Insgesamt sieben Rennen wären bis dahin abgesagt worden.

Für die Formel 1 wäre das ein wirtschaftliches Desaster. Sascha Roos, der Formel-1-Kommentator von "Sky", erklärte bei "Sky Sport News": "So ein Land zahlt 20, 25, 30 Millionen dafür, dass die Formel 1 überhaupt kommt – manche sogar noch mehr."

Australien habe laut Informationen von "Blick" sogar 40 Millionen Euro gezahlt.

Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen des Motorsports möglichst viele Rennen durchdrücken möchten. Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn verriet im Interview mit "Sky Sports UK", er sei "ziemlich optimistisch, dass wir etwa 17 oder 18 Rennen des Kalenders absolvieren können. Aber es hängt natürlich alles davon ab, wann wir starten können".

Sommerpause im August fällt weg

Die Formel 1 hat bereits reagiert und die vierwöchige Sommerpause im August gestrichen beziehungsweise in den März und April vorverlegt. "Ich glaube, wir können einen ziemlich soliden Kalender für den Rest des Jahres aufstellen", sagte Brawn.

Seine Idee: Im August soll an drei Wochenenden hintereinander jeweils ein Rennen stattfinden.

Wirtschaftlich wäre das sinnvoll, logistisch allerdings eine riesige Herausforderung. Brawn würde daher gerne die Grand-Prix-Wochenenden verkürzen. Das freie Training am Freitag könnte wegfallen. "Wir haben über zweitägige Rennwochenenden gesprochen", sagte Brawn. Dadurch hätten Teams mehr Zeit, mit all den Autos, der Technik und der Crew von Land zu Land zu ziehen.

Nicht alle Rennen lassen sich nachholen

Allerdings lässt sich nicht jedes Rennen zu jedem beliebigen Zeitpunkt nachholen. Bei einer reinen Rennstrecke wie zum Beispiel Zandvoort mag das je nach Verfügbarkeiten noch möglich sein, bei den Stadtkursen hingegen nicht.

Der Albert Park Circuit, der am vergangenen Wochenende Schauplatz des Großen Preis von Australien hätte sein sollen, ist ein Erholungsgebiet mit öffentlichem Straßenverkehr. Es dauert etwa drei Monate, bis dort eine Rennstrecke mit Tribünen und weiterer Infrastruktur entsteht.

Ähnlich ist es beim Großen Preis von Monaco, der ebenfalls mitten in der Stadt ausgetragen wird. Auch dieses Rennen würde entfallen, sollte die Saison erst im Juni beginnen.

Wirtschaftlich könnte die Formel 1 auf dieses Rennen am ehesten verzichten. Roos erklärte: "Monaco ist eine der ganz wenigen Austragungsstätten, die kein Geld zahlen müssen. Insofern ist der Austragungsort zwar vom Prestige wichtig, aber vom Geld her zu vernachlässigen. Die Formel 1 schaut erst einmal, dass sie die Events platziert, die Geld bringen."

Die Formel-1-Teams haben mit den Einnahmen aus dem vollen Rennkalender geplant. Jedes Rennen, das Geld gebracht hätte und nicht stattfindet, reißt ein Loch in die Budgetplanung.

Entwicklungsarbeit für 2021 wird erschwert

Damit nicht genug an Problemen: Selbst wenn es gelingt, im Spätsommer viele Rennen nachzuholen und den finanziellen Schaden gering zu halten, bleibt die Frage, wie die Innovationen für 2021 vorangetrieben werden sollen.

Neue Autos sind gleichbedeutend mit einer langen Entwicklungsarbeit. Finden aber in einigen Saisonphasen wöchentlich Rennen statt, dürfte die Zeit dafür fehlen.

Und auch jetzt, wo der Rennbetrieb ruht, ist die Entwicklungsarbeit eingeschränkt. Die Mitarbeiter aller zehn Teams befinden sich bis Ende März in Quarantäne, weil je ein Mitarbeiter von McLaren und Pirelli positiv auf Corona getestet wurde.

Und weil die Sommerpause vom August nun in den März/April vorverlegt wurde, muss ohnehin jede Fabrik für 21 Tage geschlossen werden.

Der Formel 1 stehen also ungewisse Zeiten bevor.

Verwendete Quellen:

  • Auto Motor Sport: "Intensive Saison ab Baku"
  • Sky Sport: "Triple Header als Option: F1-Kalender wird zum Puzzle"
  • Motorsport-total.de: "Jetzt wackeln wohl auch Monaco und Baku"
  • Blick.ch: "Formel 1 in Quarantäne – Sonderbusse für Italiener"
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