Fünf Monate nach einer ersten Infektion mit dem Coronavirus unter Bauarbeitern auf der riesigen Baustelle für das Bahn-Projekt Stuttgart 21 sind mindestens 33 neue Fälle aufgetreten. Das aber ist nur die eine große Sorge des Bauherrn Deutsche Bahn. Einem Bericht zufolge kann er sich den Bahnhof kaum mehr leisten.

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In einer Arbeiterunterkunft des Bahnprojekts Stuttgart 21 haben sich 33 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.

Die Infizierten sowie enge Kontaktpersonen sind nun in Quarantäne, wie ein Stadtsprecher am Montag sagte. Die Betroffenen seien in zwei städtische Schutzeinrichtungen gebracht worden.

Dort werden sie vom Gesundheitsamt und dem Deutschen Roten Kreuz betreut. Den Angaben nach wurden bislang 66 Menschen getestet.

Bisher 65 Corona-Tote in Stuttgart

Bereits Ende April hatten sich auf den Baustellen des Bahnprojekts sechs Arbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 90 Kontaktpersonen kamen damals in Quarantäne. Auf den Baustellen arbeiten laut Bahn insgesamt rund 6.000 Menschen.

In Stuttgart haben sich nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bislang 2.535 Menschen infiziert. 65 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.

Stuttgart 21: Kosten steigen immer höher

An dem unterirdischen Durchgangsbahnhof in Stuttgart wird seit Jahren gebaut. Das Projekt umfasst neben Stuttgart 21 auch die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm.

Nach letzten Schätzungen soll es 8,2 Milliarden Euro kosten. Im Finanzierungsvertrag waren im Jahr 2009 noch 4,5 Milliarden Euro festgelegt worden. Den Bauherrn, die Deutsche Bahn AG, belasten die entstandenen Mehrkosten von über fünf Milliarden Euro gewaltig.

Das scheint jedoch noch nicht alles zu sein. Nach Information der "Stuttgarter Zeitung" warnte der Bundesrechnungshof (BRH) bereits mehrfach eindringlich vor den explodierenden Baukosten für Stuttgart 21.

Vertraulicher Bericht bereitet Sorgen

Zuletzt sei im Herbst 2019 ein vertraulicher Bericht dem Deutschen Bundestag zugegangen. Tenor: Das umstrittene Projekt werde noch teurer und noch später fertig. Die bereits aufgelaufenen Mehrkosten seien für die Deutsche Bahn zudem "kaum tragbar". Die Prüfer hätten eine neue Bewertung des Umfangs empfohlen.

Der brisante Bericht blieb und bleibt für die Öffentlichkeit jedoch unter Verschluss. Das geht aus einem Schreiben des Bundesrechnungshofs an den Deutschen Bundestag vom 17. September hervor. Sowohl das Bundesverkehrsministerium (BMVI) als auch die DB AG lehnten die Veröffentlichung des Berichts ab. (dpa/hau)

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