Das Internationale Olympische Komitee ist nach der Coronavirus-Infektion von drei Boxern und drei Trainern bei einem Qualifikationsturnier in London heftig in die Kritik geraten. Das Turnier war noch ausgetragen worden, als andere Sportwettbewerbe wegen des Coronavirus bereits geruht hatten.
Nach einem Qualifikationsturnier in London haben sich drei Boxer und drei Trainer mit dem Coronavirus infiziert. Das Turnier in der Copper Box Arena war vom 14. bis 24. März geplant. Am 16. März wurde es vorzeitig abgebrochen.
Am 24. März war schließlich nach wachsendem öffentlichen Druck auch verkündet worden, dass die gesamten Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr von 2020 auf 2021 verschoben werden.
Wegen der Coronafälle bei dem Qualifikationsturnier ist das Internationale Olympische Komitee in die Kritik geraten. "Während die Welt extreme Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus ergriffen hat, bin ich verblüfft, dass eine IOC-Taskforce und die britische Regierung das Turnier zugelassen haben, obwohl viele von uns Bedenken hatten", wurde der türkische Verbandspräsident Eyüp Gözgec in der englischen Zeitung "Guardian" zitiert.
"Es war unverantwortlich. Und das Ergebnis ist, dass nun drei Teammitglieder positiv getestet worden sind. Alle sind in Behandlung und zum Glück in gutem Zustand."
Insgesamt sechs Sportler sind mit dem Coronavirus infiziert
Wie die BBC berichtete, wurden neben den drei Teammitgliedern aus der Türkei auch ein Boxer und zwei Trainer aus Kroatien nach der Heimkehr positiv auf das Coronavirus getestet.
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Das IOC teilte hingegen am Donnerstag mit, dass es "sich keiner Verbindung" zwischen einem olympischen Box-Turnier und eines positiven Coronavirus-Tests bewusst sei. In der Stellungnahme betont das IOC, es sei "nicht möglich, die Quelle der Infektion zu kennen".
Viele Teilnehmer seien vor Beginn des Wettkampfes am 14. März in unabhängig organisierten Trainingslagern in Italien, Großbritannien und in ihren Heimatländern gewesen "und sind vor einiger Zeit nach Hause zurückgekehrt". Außerdem habe es zum Zeitpunkt der Europa-Qualifikation in London keine staatlichen Beschränkungen oder Ratschläge für öffentliche Veranstaltungen gegeben, so das IOC.
Der türkische Boxverband bestätigte derweil auf seiner Homepage die Erkrankung von Boxer Serhat Güler und Trainer Seyfullah Dumlupınar. Das Turnier war Mitte März mit 350 Sportlern aus 40 Ländern gestartet worden, wurde nach drei Tagen aber abgebrochen. Gözgec monierte, dass die Gesundheit der Athleten nicht beachtet worden war und verlangte eine Erstattung der Kosten.
Auch deutsche Teilnehmer sind alarmiert
Gözgec kritisierte auch unzureichende medizinische Vorkehrungen zum Schutz der Athleten vor Ort. Die Veranstalter entgegneten, dass umfangreiche Maßnahmen wie die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln und die Einführung von Temperaturmessungen ergriffen worden seien.
Auch deutsche Teilnehmer sind wegen der Vorkommnisse alarmiert: "Es war ein Schock", sagt Boxerin Nadine Apetz dem "Spiegel". "Ich war davon ausgegangen, dass wir in London relativ geschützt waren. Doch natürlich musste man mit so etwas rechnen. Solche Gedanken habe ich vor Ort aber noch verdrängt."
Der Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV), Michael Müller, erklärte: "Es wäre klüger gewesen, das Turnier gar nicht erst auszutragen angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen."
Die Nachricht von den Coronafällen mache "die Entscheidung, dieses Turnier überhaupt zu starten, noch einmal unverantwortlicher und unverständlicher", sagte Apetz dem "Spiegel". Sie sei symptomfrei, erwäge nun aber einen Test.
Verwendete Quellen:
- spiegel.de: "'Es war unverantwortlich'"
- dpa
- AFP
Wegen Corona-Krise: Olympische Spiele 2020 werden verschoben
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