Über zwölf Millionen Menschen haben die neue Corona-Warn-App bereits heruntergeladen. Der gute Start wird allerdings von ein paar Mängeln begleitet. So ist die App nicht für ältere Smartphones verfügbar, dazu treten erste Fehlermeldungen auf, die kurzfristig behoben werden sollen. Die Installation ist aber sinnvoll, denn Studien zufolge kann die Anwendung Neuinfektionen verhindern.
Bei der Bekämpfung einer Pandemie ist das Unterbrechen von Infektionsketten besonders wichtig. Derzeit ermitteln die Gesundheitsämter die Kontaktpersonen von Corona-positiv getesteten Menschen, um die Ausbreitung einzudämmen. Die Corona-Warn-App der Bundesregierung und des Robert-Koch-Instituts (RKI) soll helfen, Risikobegegnungen schneller zu erkennen. Zudem können anonyme Zufallsbegegnungen zum Beispiel im Restaurant oder Supermarkt im Falle einer Infektion benachrichtigt werden.
Corona-Warn-App: Mehr als zwölf Millionen Installationen
Die Corona-Warn-App ist ein Teil der Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Pandemie. Simulationen an der Universität Oxford haben gezeigt, dass Tracing-Apps im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen eine messbare Wirkung entfalten, sobald mindestens 15 Prozent der Bevölkerung mitmachen.
In Deutschland müssten der Studie nach mindestens 12,5 Millionen Menschen die App verwenden. Derzeit haben 12,6 Millionen Menschen die Anwendung aus den Stores von Apple und Google heruntergeladen (Stand 24.6). Aktuelle Zahlen dazu veröffentlicht das RKI über die Themenseite zur Corona-Warn-App auf seiner Homepage und über den Twitterkanal des Instituts.
Wer die App installiert, hilft aktiv bei der Bekämpfung der Pandemie. Denn laut Oxford-Studie verhindern jeweils ein bis zwei Nutzer der Software eine Neuinfektion. Nach Schätzungen eines an der Corona-Warn-App beteiligten Entwicklers haben sich bisher rund zwei Dutzend App-User als infiziert eingetragen. Somit sollen "Spiegel.de" sollen bereits erste Warnhinweise bei Nutzern angezeigt worden sein, die mit den Infizierten über einen gewissen Zeitraum Kontakt hatten. Dem RKI liegt auf Nachfrage stand heute (25.6.) noch keine konsolidierte Auswertung vor. Entsprechende Kennzahlen sollen veröffentlicht werden, sobald valide Erkenntnisse gewonnen wurden.
Informationen zum Infektionsrisiko
Die Corona-Warn-App benachrichtigt Nutzerinnen und Nutzer, wenn sie sich in der Vergangenheit für eine bestimmte Zeit in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten haben. Je nach Art der Begegnung wird zwischen niedrigem und erhöhtem Risiko unterschieden.
Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, wenn ein App-Nutzer innerhalb der letzten 14 Tage eine Risikobegegnung mit mindestens einer Corona-positiv getesteten Person hatte. Laut Verhaltensempfehlungen sollen sich Betroffene bestenfalls in häusliche Quarantäne begeben und weitere Schritte mit dem Hausarzt und dem örtlichen Gesundheitsamt absprechen.
"Mit der Benachrichtigung 'niedriges Risiko' erhalten Nutzer die Information, dass die Risikoüberprüfung ihrer Begegnungsaufzeichnung keine Begegnung mit nachweislich Corona-positiv getesteten Personen ergeben hat oder dass etwaige Begegnungen nicht über dem definierten Schwellenwert lagen", erklärt eine Wissenschaftlerin aus dem Corona-Warn-App-Team des Robert Koch-Instituts. Daraus sei nicht automatisch abzuleiten, dass kein Risiko vorliege. Nicht jeder nutze die App und nicht jede Messung sei fehlerfrei.
Aktuelle Smartphones notwendig
Die App steht kostenfrei in den Stores von Google und Apple zum Download bereit. Einige User können die Anwendung jedoch nicht installieren, weil ihr Gerät zu alt ist. Der Grund dafür ist eine neue Schnittstelle, die für die Verfolgung von Begegnungen benötigt wird. Die sogenannte "Exposure Notification API" wurde von Apple mit der Version iOS 13.5 eingeführt, Android-User benötigen mindestens die Version 6.0.
Einmal installiert, läuft die Anwendung im Hintergrund. "Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Corona-Warn-App funktioniert, ist, dass sie laufend Zufallscodes via Bluetooth-Technologie austauscht", erklärt die Wissenschaftlerin des RKI. Die Apps zweier Handys schicken sich ihre anonymen Codes, sobald sie sich länger als 15 Minuten in einem geringen Abstand befunden haben. Der Code des anderen Geräts wird dann 14 Tage lang auf dem eigenen Smartphone gespeichert.
Für diese Kommunikation muss die Bluetooth-Funktion aktiviert sein. Unter Android fordert die Corona-Warn-App außerdem zur Freigabe des Standorts auf. Laut RKI geht das auf eine Besonderheit des Betriebssystems zurück. Auf den Standort greift die App aber nicht zu. Das lässt sich in den allgemeinen Smartphone-Einstellungen überprüfen.
Technische Hürden
Für Verwirrung sorgen gelegentliche Warnmeldungen. So heißt es auf einigen Geräten: "Ihre Risiko-Ermittlung konnte seit mehr als 24 Stunden nicht aktualisiert werden". Das Problem ist laut RKI auf einzelne Energiesparmodi verschiedener Hersteller zurückzuführen.
Die Corona-Warn-App ist von diesen Einstellungen betroffen und kann deswegen oft längere Zeit im Hintergrund den Risikostatus nicht aktualisieren. Aktuell können Nutzer die allgemeinen Geräte-Einstellungen anpassen, in Kürze soll dies direkt in der Corona-Warn-App möglich sein.
Apple-Fans wundern sich über die Benachrichtigung: "Region für Kontaktmitteilung geändert. COVID-19-Kontaktmitteilungen werden von 'Corona-Warn' in dieser Region möglicherweise nicht unterstützt".
Die Nachricht kommt direkt vom Betriebssystem, die Kontaktermittlung funktioniert laut Aussagen des RKI ganz normal. Eine Lösung seitens Apple soll voraussichtlich mit dem nächsten iOS Update kommen. Eine gute Adresse bei Software-Problemen ist die Hinweisseite des RKI mit häufig gestellten Fragen. Sie wird ständig erweitert.
Parallel wird die App stetig weiterentwickelt. "Im Fokus stehen die weitere Verbesserung des Algorithmus durch Tests zur Messgenauigkeit sowie die laufende Feinjustierung der Parameter zur Risikobewertung auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse", erklärt die Expertin des RKI.
"Unabhängig davon wird die App auch noch in neuen Sprachversionen verfügbar sein." Zudem wird geprüft, ob und wann die Corona-Warn-App in weiteren Stores zur Verfügung gestellt werden kann.
Verwendete Quellen:
- Schriftliches Interview mit einer Wissenschaftlerin aus dem Corona-Warn-App-Team des Robert Koch-Instituts
- Robert-Koch-Institut: Infektionsketten digital unterbrechen mit der Corona-Warn-App
- Süddeutsche Zeitung: "Die Corona-App fängt an zu wirken, sobald 15 Prozent mitmachen"
- Spiegel Online: "Corona-App alarmiert erste Nutzer“
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.