• Die Ständige Impfkommission empfiehlt in einigen Fällen eine Impfung gegen Affenpocken.
  • Besonders zwei Risikogruppen sollten sich demnach impfen lassen.

Mehr Gesundheitsthemen finden Sie hier

Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt in bestimmten Fällen eine Impfung gegen Affenpocken. Die Empfehlung gilt zum einen für Personen, die Kontakt mit dem Virus hatten, zum anderen für Risikogruppen. Das teilte die Stiko am Donnerstag mit. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff Imvanex zur Verfügung.

Konkret wird eine Impfung für folgende Gruppen empfohlen:

  • Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben; Grund ist laut Stiko, "dass Fälle in Deutschland bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community [MSM bedeutet "men who have sex with men"; Anm.d.Red.] aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll".
  • Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten. Hier soll eine individuelle Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte erfolgen.

Es handelt sich aktuell noch um einen Beschlussentwurf und keine endgültige Empfehlung. Dafür ist zusätzlich ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen nötig.

Stiko empfiehlt Impfung zunächst nur für Menschen, die in Kontakt mit Affenpocken gekommen sind

Laut dem Beschlussentwurf sollen Menschen, die engen körperlichen Kontakt mit einer infizierten Person hatten, innerhalb von 14 Tagen behandelt werden, um einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Die Empfehlung gilt für Menschen ab 18 Jahren.

Als Kontakt gelten beispielsweise sexuelle Kontakte, Kontakte im eigenen Haushalt sowie längere Kontakte mit einem Abstand von unter einem Meter. Auch wer ohne ausreichende Schutzkleidung mit einem Erkrankten oder potenziell infektiösem Material oder Laborproben zu tun hatte, sollte sich mit einer Impfung schützen.

Die Stiko geht davon aus, dass der Impfstoff zunächst nur eingeschränkt verfügbar sein wird. Das Gremium empfiehlt deshalb, zunächst Personen eine Impfung anzubieten, die in Kontakt mit dem Virus gekommen sind. Die Grundimmunisierung sollte demnach mit zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von rund 28 Tagen erfolgen (subkutane Applikation). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reiche eine einmalige Impfstoffgabe aus.

Bisher 131 Fälle von Affenpocken in Deutschland

Bis zum 9. Juni wurden in Deutschland 131 Fälle von Affenpocken registriert. Bei allen Infizierten handelt es sich laut RKI um Männer - der Großteil von ihnen lebt in Berlin. Dort werden 13 Patienten im Krankenhaus behandelt.

Der erste Fall von Affenpocken trat hierzulande vor drei Wochen auf. In Deutschland gibt es bisherigen Daten zufolge vergleichsweise viele Fälle - ebenso wie in Großbritannien, Spanien und Portugal.

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO dürfte es in Europa bereits Mitte April erste Fälle gegeben haben. Es handle sich um den größten und geografisch am weitesten verbreiteten Affenpocken-Ausbruch, der außerhalb der Endemiegebiete in West- und Zentralafrika bekannt geworden sei.

Lesen Sie auch: Warum springen Affenpocken vermehrt auf Menschen über? WHO hat Verdacht

Affenpocken gelten als deutlich weniger schwerwiegend als die seit 1980 ausgerotteten Pocken. Laut RKI wird das Virus meist durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Expertinnen und Experten warnen insbesondere vor einer Weiterverbreitung bei Festivals und Partys.

Verwendete Quellen:

  • Rki.de: Pressemitteilung der STIKO zur Affenpocken-Impfempfehlung
  • dpa
  • AFP
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.