Die Sonne scheint, die Natur blüht langsam wieder auf. Eigentlich sollten wir putzmunter sein und motiviert. Doch das Gegenteil ist oft erstmals der Fall: Wir leiden unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kreislaufproblemen. Diagnose: Frühjahrsmüdigkeit. Doch gibt es sie wirklich und was hilft dagegen?

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Die Natur erwacht wieder zum Leben und die Tage werden länger. Rausgehen und die Sonne genießen? Viele kostet das Überwindung. Denn in den ersten Frühlingstagen leiden sie unter der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit.

Zwar ist die Frühjahrsmüdigkeit keine Erkrankung, dennoch können die Symptome recht heftig auftreten. Betroffene fühlen sich müde, antriebslos und können sich auf nichts konzentrieren. Kreislaufprobleme und Wetterfühligkeit machen ihnen wenig Lust auf die ersten Sonnenstrahlen.

Schlapp, wenn es schön wird: Warum gerade jetzt?

Woher die genauen körperlichen Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit kommen, ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Sicher ist nur: Werden die Tage nach dem kalten, düsteren Winter wieder heller und länger, verändert sich der Hormonhaushalt im menschlichen Körper. Durch den Anstieg der UV-Strahlung wird mehr von dem Glückshormon Serotonin ausgeschüttet, wohingegen die Produktion des Schlafhormons Melatonin reduziert wird. Durch diese hormonelle Umstellung wird der Körper stark belastet und reagiert mit Müdigkeit.

Zusätzlich sorgen die teils recht stark schwankenden Temperaturen im Frühjahr dafür, dass sich tagsüber die Blutgefäße erweitern. Dadurch sinkt der Blutdruck, was wiederum zu Schwindelgefühlen und Müdigkeit führen kann. Insbesondere Frauen und ältere Menschen sind hiervon betroffen.

Die Beschwerden können mehrere Wochen anhalten. "Das liegt daran, dass sich der Körper erstmal an die veränderten Gegebenheiten gewöhnen muss", erklärt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Deshalb braucht der Organismus einfach Zeit, um sich sowohl an die höheren Temperaturen als auch an die längeren Tage und kürzeren Nächte zu gewöhnen.

Das hilft bei Frühjahrsmüdigkeit

Auch wenn Sie sich vor lauter Schlappheit nun weiter gerne zu Hause einmummeln möchten: Das Gegenteil hilft! Betroffene sollten raus ins Licht gehen, rät Sowinski. "Dann stellt sich der Organismus schneller um."

Vor allem im Morgenlicht lohnt es sich, gleich raus an die frische Luft zu gehen. Das Tageslicht begünstigt die Anpassung unseres Organismus an die helle, wärmere Jahreszeit. Das kann auch den Schlaf in der Nacht verbessern.

In der Regel hilft schon ein Spaziergang während der Mittagspause, um die Hormonproduktion anzukurbeln. Denn sobald Tageslicht auf die Netzhaut des Auges fällt, schüttet die Hirnanhangdrüse zusätzlich Serotonin aus. Deshalb: Verzichten Sie gelegentlich auf die Sonnenbrille und genießen Sie die lang vermissten Sonnenstrahlen in vollen Zügen.

Auch im Handel erhältliche Tageslichtlampen können helfen: Sie ähneln dem natürlichen Sonnenlicht und können dafür sorgen, die Lebensgeister wiederzuerwecken. Der Blick sollte sich direkt in die Lampe richten, denn die aktivierende Strahlung wird auch hier über die Netzhaut aufgenommen. Dem Auge schadet das nicht: Das Licht der Tageslichtlampen ist frei von UV-Strahlung.

Die richtige Menge Schlaf ist essenziell

Genug Schlaf ist immer wichtig – jetzt ganz besonders, denn Schlafen ist immer noch das beste Mittel gegen Müdigkeit. Doch früh ins Bett zu gehen, ist nicht für jeden der richtige Ratschlag bei Frühjahrsmüdigkeit. Denn die Schlafzeiten sind bei jedem Menschen aus genetischen Gründen anders: Die sogenannten Lerchen gehen eher früh ins Bett und stehen ebenso früh wieder auf, bei den Eulen passiert beides etwas später.

Auch wie viel Schlaf Sie letztendlich brauchen, ist eine Typ-Frage. Nicht jeder Mensch braucht gleichermaßen viel Nachtruhe, sagt Schlafforscher Hans-Günter Weeß. "Bei Einstein waren es wohl zehn Stunden, bei Napoleon eher drei", sagt er. "Das Spektrum ist da sehr breit."

Die sieben oder acht Stunden, die oft als Empfehlung genannt werden, seien nur ein Durchschnittswert, so der Psychologe, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ist. Wie viel Schlaf genug ist, muss also jeder für sich selbst herausfinden: Wer morgens jedes Mal vom Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen wird, sollte zum Beispiel vermutlich früher ins Bett gehen. "Das ist ein Hinweis darauf, dass das Schlafbedürfnis noch nicht erfüllt ist", sagt Weeß.

In Zeiten des Homeoffice gebe es hier durchaus auch Vorteile, so der Experte. "Viele können jetzt etwas länger schlafen und ihre Arbeitszeiten an ihren persönlichen Schlaf-Wach-Rhythmus anpassen." Das habe eine positive Folge: "Das ansonsten durch frühen Arbeits- und Schulbeginn entstandene Schlafdefizit tritt nicht auf."

Ernährung umstellen: mehr Obst und Gemüse

Durch deftiges Essen und zu wenig Licht im Winter leiden viele Menschen im Frühjahr unter Mineralien- und Vitaminmangel. Doch damit der Körper wieder in Schwung kommt, ist eine ausgewogene Ernährung jetzt besonders wichtig. Anhand eines Blut-Checks beim Hausarzt kann herausgefunden werden, ob insbesondere Eisen, B-Vitamine oder Vitamin D im Keller sind und mit entsprechenden Präparaten ergänzt werden sollten.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, schwere Winterkost endgültig vom Speiseplan zu streichen. In den letzten Monaten verlangte der Körper nach Energie, damit er sich gegen die Kälte schützen kann. Doch im Frühling brauchen wir das nicht mehr – da macht fette und schwere Ernährung nur träge. Deshalb sollte das Essverhalten der Jahreszeit angepasst werden: Es ist Zeit für mehr frisches Obst und Gemüse auf dem Teller. Außerdem ist nun der beste Zeitpunkt für eine Basenkur oder eine naturheilkundliche Entgiftung von Leber und Nieren. Beides schenkt neue Energie und macht fit fürs Frühjahr.

Sport und Spaziergänge helfen

Auch Sport ist als Hilfsmittel gegen Frühjahrsmüdigkeit nicht zu unterschätzen – auch wenn er gerade jetzt besonders viel Überwindung kostet. Schon regelmäßige Spaziergänge können helfen. Ein guter Anfang ist zum Beispiel, in der Mittagspause ein paar Minuten das Haus zu verlassen. Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Walking sind zudem ideal, um den Körper in Schwung zu bringen und lassen sich auch in Corona-Zeiten weiterhin ohne Einschränkungen ausüben.

Die Frühjahrsmüdigkeit dauert glücklicherweise nur kurze Zeit an und das Gegensteuern ist recht einfach. Falls die Symptome jedoch über mehrere Monate anhalten und Sie sich ständig müde oder abgeschlagen fühlen oder die Leistungsfähigkeit nachlässt, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen. Möglicherweise hat die Müdigkeit andere Ursachen. Denn auch Erkrankungen wie Depressionen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können sich ähnlich bemerkbar machen.

Verwendete Quellen

Hinweis

  • Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv, den wir aus aktuellem Anlass neu aufbereitet haben.
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