Ständig Karies trotz regelmäßigen Zähneputzens? Dieses Problem ist keine Seltenheit, denn es gibt so einiges, was man bei der täglichen Zahnpflege falsch machen kann. Das sind die fünf häufigsten Fehler.
Wer gesunde Zähne haben will, muss sie regelmäßig putzen – das ist kein Geheimnis. Doch wer denkt, dass Putzen, gelegentlich etwas Zahnseide und eine halbjährliche Kontrolle beim Zahnarzt genug wären für eine gelungene Zahnhygiene, täuscht sich.
Ein Großteil der Deutschen gibt an, sich mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen. Und trotzdem weisen laut der Mundgesundheitsstudie der Bundeszahnärztekammer durchschnittlich elf Zähne eines Erwachsenen Karieserfahrungen auf. Wie ist das möglich?
Laut Prof. Dr. Ralf Rössler, Zahnarzt und Spezialist für Prophylaxe und Parodontologie, machen viele Menschen bei ihrer täglichen Zahnpflege eine ganze Reihe von Fehlern. Für ein strahlendes Lächeln sollten Sie diese fünf Punkte möglichst vermeiden:
1. Planloses Putzen
Nicht jeder weiß, wie richtiges Zähneputzen funktioniert. "Viele Menschen putzen nicht systematisch, sondern fahren mit der Zahnbürste wirr in der Mundhöhle auf und ab", meint Prof. Dr. Rössler im Gespräch mit unserer Redaktion. Häufig wird dabei auch viel zu fest aufgedrückt. "Viele denken, je fester geputzt wird, desto sauberer werden die Zähne. Doch das stimmt nicht", erklärt der Experte, "sie verletzen damit eher das Zahnfleisch."
Schematisches Vorgehen kann eine gute Hilfestellung sein. Das heißt, man putzt zum Beispiel von rechts oben nach links unten – dabei sollten sowohl die Innen- und Außenseiten als auch die Kauflächen berücksichtig werden.
Neben der falschen Technik scheitert es bei vielen Menschen oft auch an der Dauer. "Ein Großteil putzt unter eine Minute", sagt Rössler, "denkt dann aber, es wären drei gewesen."
Die Kombination aus diesen Putzfehlern – zu kurz, zu unsystematisch, zu fest – sei problematisch. Die typischen Folgen: Karies und Zahnfleischentzündungen. Um das zu vermeiden, empfiehlt der Zahnexperte die Verwendung von elektrischen Zahnbürsten, da diese dank Druckkontrolle und Timer für deutlich bessere Ergebnisse sorgen würden.
2. Alte oder falsche Bürste
Dass harte Borsten eine bessere Zahnpflege garantieren, ist ein Trugschluss. Zwar haben Studien gezeigt, dass sie den Bakterienbelag auf den Zähnen besser entfernen, allerdings können sie die Zähne und insbesondere auch das Zahnfleisch auf Dauer schädigen. Gerade wenn mit einer falschen Technik geputzt und zu fest aufgedrückt wird, können der Zahnschmelz und das Zahnfleisch leicht verletzt werden. Schlimmstenfalls kann sich dadurch als langfristige Folge das Zahnfleisch irreparabel zurückbilden.
Ein weiteres No-Go ist ein zu seltenes Wechseln der Zahnbürste. Die Deutschen verbrauchen gerade einmal rund zwei Zahnbürsten pro Kopf und Jahr. Das ist viel zu wenig – Zahnärzte sind sich einig, dass ein Wechsel spätestens alle drei Monate stattfinden sollte. Grund dafür ist nicht nur das allgemein feuchte Klima im Badezimmer, bei dem sich Bakterien und Pilze besonders schnell vermehren können. Auch die Putzleistung der Borsten lässt mit der Zeit nach.
Wichtig: Nach Erkrankungen, die den Mundraum betreffen, sollte man die Bürste immer sofort auswechseln. Gerade nach Erkältungen oder grippalen Infekten, behandelten Zahnfleischentzündungen oder abgeheiltem Herpes tummeln sich die Erreger weiter hartnäckig auf den Bürstchen, was zu einer Neuansteckung führen kann.
3. Zunge vergessen
Auch auf der Zunge befinden sich eine ganze Menge Bakterien. Dennoch gehört dieser Bereich bei vielen nicht zur täglichen Pflegeroutine. "Eine tägliche Reinigung ergibt allerdings durchaus Sinn", so Rössler. Denn gerade schlechter Atem und Mundgeruch werden meist durch Bakterien auf der Zunge hervorgerufen.
Am einfachsten gelingt die Zungenreinigung mit speziellen Zungenschabern, die einmal täglich nach dem Zähneputzen verwendet werden sollten. Besonders wichtig ist dabei der hintere Zungenbereich: Hier befinden sich die meisten Bakterien.
Aber Vorsicht: Gerade hier sollte besonders sanft geputzt werden, damit kein Würgereiz entsteht. "Statt einem speziellen Reiniger kann auch eine weiche Zahnbürste verwendet werden", verrät der Experte.
4. Zahnzwischenräume vergessen
Die Zahnbürste erwischt bei der Reinigung nur ungefähr 60 bis 70 Prozent der Schmutzbeläge – der Rest sitzt zwischen den Zähnen. Deshalb sollte man auch die Zahnzwischenräume regelmäßig reinigen. "Einmal täglich wäre ideal, doch bei gesunden Zähnen reicht es auch alle zwei bis drei Tage", empfiehlt Rössler.
Dazu empfiehlt der Experte spezielle Zahnseide-Sticks: Das sind kleine Kunststoffstäbchen mit einem gebogenen Endstück, das mit einem Stück Zahnseide bespannt ist. Damit lassen sich die Zahnzwischenräume besonders leicht und schnell reinigen und man erspart sich das oft mühsame Hantieren im Mundraum mit einzelnen Fadenstücken.
"Bei etwas größeren Abständen zwischen den Zähnen sind Interdentalbürstchen die bessere Wahl", so Rössler. Die kleinen Mini-Zahnbürsten, die speziell für die Reinigung der Zahnzwischenräume konzipiert wurden, entfernen Beläge besonders effektiv. Allerdings müssen sie zu den eigenen Zähnen passen, die Größe des Bürstchens sollte gut in die Zwischenräume passen.
Doch egal ob Interdentalbürstchen oder Zahnseide: "Die richtige Anwendung ist entscheidend. Dabei sollte immer langsam und vorsichtig vorgegangen werden, so dass man das empfindliche Zahnfleisch nicht verletzt", rät Rössler. "Am besten lässt man sich das von einer Prophylaxefachkraft zeigen."
5. Unmittelbar nach dem Essen Zähne putzen
Nach dem Essen Zähne putzen – bei diesem altbekannten Ratschlag handelt es sich um einen Irrglauben. Heute wissen Zahnärzte: Unmittelbares Zähneschrubben nach bestimmten Lebensmitteln kann den Zähnen sogar schaden. "Einige Mahlzeiten und Getränke enthalten Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. In Kombination mit einer abrasiven Zahnpasta kann es passieren, dass diese Schutzschicht regelrecht abgerieben wird", erklärt Prof. Dr. Rössler.
Deshalb rät er, gerade morgens besser vor dem Frühstück zu reinigen. Tagsüber reiche es, den Mund nach dem Essen mit einem Glas Wasser auszuspülen. Alternativ sollte man nach dem Essen je nach Mahlzeit etwa 30 bis 45 Minuten mit dem Zähneputzen warten. So hat der Zahnschmelz Zeit, sich zu remineralisieren.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Prof. Dr. med. dent. Ralf Rössler, Professor für interdisziplinäre Parodontolgie an der Universität DTMD in Luxemburg
- Test.de: "Zähne putzen - Hart oder zart"
- Website der Bundesärztekammer: "Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS)"
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