Viele Medikamente müssen täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden. Dies gilt zum Beispiel für die Antibabypille. Auf Reisen oder durch die Zeitumstellung kommt der gewohnte Rhythmus jedoch durcheinander. Wie sollte man damit umgehen?

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Frauen, die regelmäßig die Pille einnehmen, sollten das möglichst immer zur gleichen Uhrzeit zu tun. So wird im Blut ein ausreichend hoher Wirkstoffspiegel erreicht und die Empfängnisverhütung gesichert.

Die Zeitumstellung um eine Stunde vor oder zurück stellt für die Einnahme der Antibabypille in der Regel kein Problem dar. "Wird die Pille nach der neuen Zeit eine Stunde früher oder später eingenommen, hat das keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit der Empfängnisverhütung", sagt Cornelia Hösemann, Vorstandsmitglied im Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF).

Dementsprechend kann die gewohnte Einnahmezeit, zum Beispiel acht Uhr morgens, nach der Zeitumstellung einfach beibehalten werden. "Das gilt sowohl für Kombi-Pillen, die ein Östrogen und ein Gestagen enthalten, als auch für die sogenannten Mini- und Gestagenpillen, die nur ein Gestagen enthalten", sagt Hösemann.

Wie funktionieren Gestagen-Pillen?

  • Im Gegensatz zu Kombi-Pillen verhindern reine Gestagen-Pillen nicht den Eisprung. Sie machen nur den Schleimpfropf im Gebärmutterhals fester und damit undurchdringlich für die Spermien. Dafür muss der Gestagen-Spiegel im Blut aber gleichmäßig hoch sein. Fällt der Gestagen-Spiegel nur geringfügig ab, können Spermien den Schleimpfropf wieder durchdringen.

Anders verhält es sich bei Reisen über mehrere Zeitzonen hinweg. Hösemann empfiehlt grundsätzlich, einen Blick in die Packungsbeilage des Medikaments zu werfen. Dort steht unter anderem, wie viel Zeit zwischen zwei Einnahmen liegen darf.

Reisen und Pille: Was gilt bei Zeitverschiebungen um mehrere Stunden?

Die Kombi-Pille ist in der Regel vergleichsweise unkompliziert: Sie verfügt über ein Sicherheitsfenster von zwölf Stunden. Es können also bis zu 36 Stunden (die üblichen 24 plus der "Puffer" von zwölf Stunden) zwischen den Einnahmen liegen.

Bei Zeitverschiebungen unter zwölf Stunden kann am Reiseziel also die gewohnte Einnahmezeit der Pille beibehalten werden. Bei größeren Zeitverschiebungen sollte nach zwölf Stunden jedoch eine "Zwischenpille" eingeschoben werden.

Bei der Mini-Pille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ist das Sicherheitsfenster deutlich kleiner. Es dürfen maximal drei Stunden mehr als üblich zwischen den Einnahmen liegen, also maximal 27 Stunden – ansonsten ist die Verhütung nicht mehr gesichert. Daher sollte bereits bei einer Zeitverschiebung von drei Stunden eine "Zwischenpille" eingenommen werden.

Bei Mini-Pillen mit den Wirkstoffen Desogestrel oder Drospirenon kann die Einnahme einmalig um bis zu zwölf Stunden verschoben werden.

Doch welche Pille im Blister kommt als "Zwischenpille" infrage? Dazu empfiehlt der BVF auf seiner Seite:

  • Bei sogenannten Kombi-Präparaten mit Östrogen und Gestagen nimmt man die letzte Pille im Blister als "Zwischenpille". Der Einnahmezyklus endet dann einen Tag früher, worauf die übliche siebentägige Pause folgt.
  • Bei Gestagenpillen (Mini-Pillen) mit dem Wirkstoff Levonorgestrel oder Desogestrel verwendet man ebenfalls die letzte Pille im Blister als "Zwischenpille" und macht mit der neuen Packung wie gewohnt ohne Pause weiter.

Achtung: Bei Mini-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon sind die letzten vier Pillen wirkstofffrei (und haben daher eine andere Farbe) und eignen sich daher nicht als "Zwischenpille". In diesem Fall einfach die nächste Pille im Blister als "Zwischenpille" nehmen und mit der Einnahme wie gewohnt mit Zeitverschiebung fortfahren.

Pille auf Reisen: An Reservepackung denken

Reisen bedeuten für den Körper Stress: Zeitverschiebung, anderes Klima und ungewohnte Speisen wirken sich auf unseren Körper aus. Auf Reisen kann es daher immer zu Magen-Darm-Beschwerden kommen, was die Zuverlässigkeit der Pille einschränken kann.

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Bei mehrtägigem Durchfall sollte sicherheitshalber zusätzlich mit Kondom verhütet werden. Wenn Sie sich kurz nach der Einnahme der Pille übergeben müssen, sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Pille einnehmen, sobald der Brechreiz abgeklungen ist.

Dadurch brauchen sie unter Umständen mehr Tabletten, als ursprünglich geplant. Denken Sie auf Reisen daher immer daran, eine Reservepackung der Pille im Gepäck zu haben. Pillenpräparate, die in Deutschland erhältlich sind, sind im Ausland möglicherweise nicht verfügbar. Lagern Sie die Reservepackungen am besten getrennt von der Packung, die Sie gerade verwenden, um für den Fall eines verlorenen Koffers gerüstet zu sein.

Redaktioneller Hinweis

  • Dieser Artikel bietet nur eine Orientierung. Wenn Sie dauerhaft Medikamente einnehmen, sollen Sie vor Reisen oder Zeitverschiebung unbedingt mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt Rücksprache halten.

Über die Gesprächspartnerin

  • Dr. med. Cornelia Hösemann ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF).

Verwendete Quellen

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