Manchmal dauert es, bis man erkennt, dass man sich einen Nagelpilz eingefangen hat: Er beginnt unscheinbar und meistens mit einer Verfärbung. Hat sich der Pilz allerdings erst einmal eingenistet, braucht man Ausdauer, um ihn wieder zu vertreiben.
Huch, wieso sieht der Nagel am großen Zeh plötzlich so anders aus? Er ist auf einmal weißlich oder gelblich verfärbt – scheint aber sonst in Ordnung zu sein. Doch Vorsicht: Wer sich einen Pilz einfängt, spürt davon oft zunächst einmal gar nichts. Die Erkrankung führt bis auf eine Verfärbung erst im fortgeschrittenen Stadium zu spürbaren Symptomen wie Schmerzen, weil sich dann beispielsweise auch das Nagelbett entzünden kann und sich der Nagel stark verformt.
"Viele bemerken einen Nagelpilz nicht sofort, da er zunächst unauffällig ist", sagt auch Dr. Heiko Grimme, Hautarzt im Hautzentrum am Kurpark in Stuttgart. Das Problem dabei: Je länger ein Zehennagel infiziert ist, desto größer ist das Risiko, dass der Pilz sich auf weitere Nägel ausbreitet. "Deshalb sollte man die Erkrankung so schnell wie möglich behandeln", rät der Experte. Außerdem lässt sich ein Pilz am besten dann therapieren, wenn noch nicht der gesamte Nagel befallen und zerstört worden ist.
Pilze befallen bevorzugt die Zehennägel
Nagelpilz kommt vor allem an den Füßen vor, kann aber auch die Fingernägel befallen. Dass meistens die Fußnägel betroffen sind, hat vor allem zwei Ursachen. "Pilze lieben ein feuchtes und warmes Klima", sagt Grimme. Das herrscht vor allem in Schuhen – an den Fingern hingegen kommt viel Luft an die Nägel. Deshalb sind Menschen, die unter Schweißfüßen leiden, besonders gefährdet, sich einen Nagelpilz einzufangen. Manchmal haben die Betroffenen auch zunächst eine Pilzinfektion auf der Haut der Füße, aus der sich der Nagelpilz entwickelt.
Außerdem nisten sich Pilze bevorzugt dort ein, wo kleine Verletzungen vorhanden sind. Diese kommen an den Füßen durch Reibung an Socken und Schuhen und eine insgesamt stärkere mechanische Belastung ebenfalls häufiger vor als an den Fingern. "Ein verletzter Nagel ist viel anfälliger für einen Pilz", sagt Grimme.
Im Schwimmbad und in der Sauna besser nicht barfuß laufen
Pilze verbreiten sich durch Sporen. Das sind mikroskopisch kleine Teilchen, die sich zum Beispiel an Hautschuppen heften und sehr lange überdauern können. "Menschen, die sich dort bewegen, wo viele Personen barfuß laufen, haben ein hohes Risiko für eine Ansteckung", sagt Grimme. Um sich zu schützen, sollte man also im Schwimmbad, in der Sauna oder in Sport-Umkleiden besser nicht barfuß laufen.
Darüber hinaus befällt ein Nagelpilz häufiger Menschen, die unter einer Immunschwäche leiden. Betroffen davon sind insbesondere Diabetiker, die unter Störungen der Durchblutung in den Füßen leiden. Auch wer Medikamente einnimmt, die die Abwehr des Körpers unterdrücken, hat ein höheres Risiko, sich einen Pilz einzufangen.
Die Wirkung von Hausmitteln gegen Nagelpilz ist nicht erwiesen
Was aber hilft nun, wenn man sich einen Nagelpilz eingefangen hat? Der Pilz lässt sich mit Salben, speziellem Nagellack und Stiften behandeln, die man meist frei verkäuflich in der Apotheke bekommt. "Diese Mittel wirken vor allem dann gut, wenn der Pilz sich noch nicht ausgebreitet hat", sagt der Experte. Wichtig ist Geduld: Die befallene Stelle am Nagel muss vollständig herauswachsen – und bis dahin sollte man den Pilz auch behandeln.
Manche der Betroffenen versuchen zunächst auch, den Pilz mit Hausmitteln zu vertreiben. So sollen beispielsweise Backpulver, Essig, Teebaumöl oder Zahnpasta gegen einen Nagelpilz wirken. Auch Zitrone, Ringelblumen und Aloe vera gelten als sanfte Hausmittel gegen die Infektion. "Es ist allerdings medizinisch nicht erwiesen, dass diese Mittel tatsächlich wirken", sagt der Experte.
Bei einem hartnäckigen Befall hilft eine Behandlung mit Tabletten
Eine weitere Möglichkeit ist es, die befallenen Nägel zu lasern. Dies müssen Betroffene allerdings selbst zahlen, die Krankenkassen übernehmen die Kosten hierfür nicht. Hat der Pilz sich erst einmal ausgebreitet und bekommt man ihn mit einer lokalen Therapie nicht in den Griff, kann es notwendig sein, ihn zusätzlich mit Tabletten zu behandeln. Dafür stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die sich im Horn des Nagels ablagern. Auch hierbei ist es notwendig, die Tabletten so lange zu nehmen, bis der Nagel mit dem Pilz ausgewachsen ist. "Das kann bis zu einem Jahr dauern", sagt der Experte.
Wichtig ist auch: Bevor man einen Nagelpilz selbst behandelt, sollte man am besten einen Arzt um Rat fragen. Eine Schuppenflechte kann beispielsweise ähnlich aussehen wie ein Nagelpilz. Auch eine Wachstumsstörung des Nagels kann man schnell einmal mit einem Pilz verwechseln.
Schuhe und Socken regelmäßig wechseln und andere vor dem Pilz schützen
Ideal ist es, sich gar nicht erst mit einem Pilz anzustecken. Dabei helfen nicht nur Badelatschen an potenziell infektiösen Orten. Es trägt auch zum Schutz bei, wenn man seine Socken regelmäßig wechselt und sie bei 60 Grad Celsius wäscht. Hilfreich kann es auch sein, nicht immer dieselben Schuhe zu tragen, sondern mehrere Paare zu wechseln.
Hat man bereits einen Nagel- oder auch einen Fußpilz, sollte man seine Umgebung schützen und nicht barfuß laufen. Außerdem sollte man darauf achten, ein eigenes Handtuch zu benutzen und dieses täglich zu wechseln. Für die Nagelpflege sollte man dann darüber hinaus eigene Werkzeuge benutzen und diese nicht mit anderen teilen.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Dr. Heiko Grimme, Hautarzt im Hautzentrum am Kurpark in Stuttgart
- AWMF online: Leitlinie Onychomykose
- Ärzteblatt.de: Onychomykosen: Eine langwierige Therapie
- Ärztezeitung.de: Onychomykose: Bei Nagelpilz auch die Sporen abtöten
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