Egal ob früh am Morgen oder am Nachmittag. Die Müdigkeit will nicht weichen, ständig erschöpft, kraftlos und abgeschlagen schleppt man sich durch den Tag. Manche Menschen sind einfach immer müde und können sich diese dauerhafte Erschöpfung nicht erklären. Vitaminmangel, Krankheiten oder mangelnde Bewegung können dahinter stecken. Die häufigsten Gründe liegen aber meist in der Lebensweise und im seelischen Befinden, erklärt ein Experte.

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Eigentlich ist Müdigkeit gut. Sie zeigt dem Körper an, dass es Zeit wird, sich auszuruhen, zu entspannen und fünfe grade sein zu lassen. Doch was ist, wenn sich der Körper trotz Ruhephasen einfach nicht erholt und die Müdigkeit wie ein bleierner Schleier über dem Körper liegt?

Dieses Signal sollte keiner ignorieren und mögliche Ursachen besser abklären lassen, bevor sich weitere Beeinträchtigungen oder Folgeerkrankungen einstellen. "Wenn ein Mensch unzufrieden mit seiner Situation ist, weil er immer müde ist oder das Gefühl hat, dass er seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann und keine Freude mehr am Leben hat, sollte er Hilfe bei seinem Hausarzt suchen", erklärt Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Immer mehr Menschen kommen in seine Praxis, weil sie müde und abgeschlagen sind und sich selbst nicht weiterhelfen können. Ein Thema, dass der Arzt und seine Kollegen sehr ernst nehmen.

Körperliche Ursachen

Wie kann der Hausarzt Betroffenen helfen? Zunächst geht es an die Diagnostik. Ein Blutbild gibt Aufschluss. Der Schilddrüsenwert zeigt zum Beispiel an, ob das Problem hier liegen könnte. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu Müdigkeit, einem erhöhten Schlafbedürfnis, Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit führen.

Auch Eisenmangel kann schuld an dauerhafter Erschöpfung sein: Fehlt es dem Körper an Eisen, zieht das einen Mangel an roten Blutkörperchen nach sich, die für den Sauerstofftransport im Körper zuständig sind. Die Folge: Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Genauso kann die Einnahme von Arzneimitteln zum Beispiel gegen hohen Blutdruck zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Müdigkeit führen. Und auch akute Erkrankungen wie Grippe, aber auch chronische Beschwerden können zu dauerhafter Erschöpfung führen.

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Gestörter oder zu wenig Schlaf kann sowohl Ursache als auch Begleiterscheinung der Müdigkeit sein. Dazu gehören schlafbezogene Atmungsstörungen. Bei einer sogenannten Schlafapnoe kommt es während des Schlafs immer wieder zu Atemstillständen. Auslöser sind verengte Atemwege. Durch die Atempausen sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut ab, der Betroffene wird mehrmals in der Nacht wach, um Luft zu holen, nimmt das aber nicht bewusst wahr. Die nächtlichen Störungen führen schließlich zu Müdigkeit, ohne dass der Patient die Gründe dafür erkennt.

Fragebogen zur Anamnese

Auch wenn es unterschiedliche körperliche Auslöser geben kann, hat Dr. Hans-Michael Mühlenfeld in seiner Arbeit als Hausarzt die Erfahrung gemacht, dass die Gründe am häufigsten psychischer Natur sind. "Körperliche Ursachen sind eher selten. Häufig ist es nicht überraschend, wenn wir im Blutbild keine Ursachen für seinen Zustand finden", erklärt der Experte.

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin zum Thema Müdigkeit helfen dem Hausarzt und seinem Patienten in diesem Fall bei der weiteren Suche nach Auslösern. Anhand eines Fragebogens, den der Arzt zusammen mit dem Patienten durcharbeitet, gehen der Betroffene und der Arzt möglichen Ursachen auf den Grund. Körperliche Beschwerden wie Gewichtsveränderung, Übelkeit, Atembeschwerden oder Schmerzen werden dabei genauso thematisiert wie Lebensumstände und Befinden.

Wie steht es um die inneren und äußeren Belastungen? Wie ist die familiäre Situation? Belasten Stress oder Sorgen das Wohlbefinden? Spielen übermäßiger Alkoholkonsum, Medikamente, Über- oder Unterforderung eine Rolle?
Die Antworten geben laut Dr. Mühlenfeld ein umfassendes Bild auf den Zustand des Patienten und können den Weg aus der Situation aufzuzeigen, um den Teufelskreis zu durchbrechen.

Denn: Patienten mit Müdigkeit neigen dazu, körperliche Anstrengungen zu meiden und inaktiv zu werden. Das führt wiederum dazu, dass sie weniger belastbar werden. Aktivitäten, die ihnen früher Spaß gemacht haben, werden beschwerlich, die Lust sich zu bewegen schwindet. Die Folge: Die Müdigkeit nimmt weiter zu.

Gewohnheiten durchbrechen und Entspannung üben

Welche Ansätze gibt es, um die Erschöpfung in den Griff zu bekommen? Wenn die Gründe seelischer Natur sind, wird es Zeit für eine schrittweise Veränderung der Lebensumstände und Gewohnheiten, weiß Dr. Hans-Michael Mühlenfeld. Gleichzeitig legt der Experte seinen Patienten Übungen gegen übermäßige Anspannung und zur Steigerung der Aktivität nahe.

"Das klappt sehr gut und bringt Erfolge. Die Patienten sind froh, wenn ich ihnen nichtmedikamentöse Therapieoptionen anbieten kann", erklärt der Hausarzt, auch wenn er weiß, dass nicht jeder die Geduld aufbringen kann und will. Eins ist nämlich in so einem Fall klar. Von heute auf morgen setzen die Erfolge nicht ein. Doch Schritt für Schritt, da ist der Hausarzt überzeugt, wird sich die Situation verbessern.

Schlafhygiene

Bewegung und die richtige Ernährung sind das A und O für einen gesunden Schlaf und somit wichtig, um den nächsten Tag erholt und entspannt ohne Müdigkeitserscheinungen durchzustehen. Angesichts der weiten Verbreitung von Schlafstörungen gibt die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) Interessierten und Betroffenen Tipps, wie Schlafstörungen frühzeitig erkannt und vermieden werden können. Dazu gehört nicht nur eine angenehme Schlafumgebung, sondern auch die richtige Schlafhygiene: Der Begriff fasst die Verhaltensweisen zusammen, die einen gesunden Schlaf fördern. Die DGSM empfiehlt:

  • Schlafen gehen, wenn man auch müde und schläfrig ist
  • Jeden Tag zur gleichen Uhrzeit aufstehen
  • Entspannungsübungen oder Einschlafrituale vor dem Zubettgehen
  • Rauchen vor dem Schlafen vermeiden und den Alkoholkonsum einschränken
  • Koffeinhaltige Getränke oder Medikamente vier Stunden vor dem Schlafengehen meiden
  • Regelmäßig Sport treiben
  • Vorsichtiger und sparsamer Umgang mit Schlaftabletten
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