• Wie gut wirken die Vakzine gegen die Omikron-Variante des Coronavirus?
  • Moderna-Chef Stephane Bancel befürchtet eine eingeschränkte Wirksamkeit.
  • Doch es gibt auch Experten, die dieser Einschätzung deutlich widersprechen.

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Der Chef des US-Impfstoffherstellers Moderna, Stephane Bancel, befürchtet eine stark eingeschränkte Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe gegen die neu entdeckte Omikron-Variante des Coronavirus. Wegen der vielen Mutationen der Variante gingen Wissenschaftler von einer "erheblichen Abnahme" der Schutzwirkung aus, sagte Bancel der "Financial Times" vom Dienstag. Sein Unternehmen habe bereits mit der Arbeit an einem überarbeiteten Impfstoff begonnen, aber dies werde einige Monate dauern.

Bancel: "Alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sagen: 'Das wird nicht gut sein'"

Virologen und Impfstoffhersteller hatten sich bislang zuversichtlich gezeigt, dass die existierenden Impfstoffe auch gegen die neue Variante gut wirken. Bancel sagte nun: "Alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sagen: 'Das wird nicht gut sein'."

Der Moderna-Chef verwies auf Angaben von Wissenschaftlern, denen zufolge 32 der 50 bei Omikron festgestellten Mutationen das Spike-Protein betreffen. Dieses Protein auf der Oberfläche des Virus wird von den Impfstoffen genutzt, um eine Immunreaktion gegen das Coronavirus hervorzurufen. "Ich glaube, die Wirksamkeit hat auf keinen Fall das gleiche Niveau wie gegen die Delta-Variante", sagte Bancel.

Widerspruch gegen Aussagen des Moderna-Chefs aus Israel

Widerspruch gegen diese Einschätzung kommt vom israelischen Corona-Experten Ran Balicer. Er hält solche Annahmen zur Gefährlichkeit der neuen Omikron-Variante des Coronavirus für verfrüht. Er habe bereits vor einigen Tagen geschrieben, "dass die kommenden zwei Wochen voll mit Meinungen, persönlichen Eindrücken, unvollständigen und zweideutigen Daten" sein werden, sagte Balicer, Vorsitzender des Expertenbeirats der israelischen Regierung, am Dienstag in einem Gespräch mit Journalisten.

"Einige werden sagen, dass es ein ernstes Problem ist, schlimmer als erwartet, andere werden uns genau in die andere Richtung führen", sagte Balicer. In der Zwischenzeit sei es wichtig, "Kurs zu halten", bis wirklich wissenschaftlich verlässliche Daten vorliegen.

"Wir haben unterschiedliche Einschätzungen gehört von den Chefs von Moderna und Pfizer", sagte der israelische Experte. "Es ist in den ersten Wochen nach Auftauchen einer neuen Variante normal, dass alles noch nebulös ist, dass man noch keine sicheren Aussagen treffen kann", erklärte Balicer weiter. "Wir müssen wirklich geduldig sein."

Moderna, Biontech und Pfizer arbeiten bereits an Anpassung des Impfstoffs

Moderna, Biontech und Pfizer sowie der Entwickler des in der EU bislang nicht zugelassenen russischen Impfstoffs Sputnik V haben trotzdem bereits angekündigt, ihre Impfstoffe zu prüfen und gegebenenfalls ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin zu entwickeln.

Realistischerweise könne Moderna im Laufe des kommenden Jahres zwei bis drei Milliarden Dosen eines solchen Mittels herstellen, sagte Bancel nun der "FT". Er warnte zudem davor, die gesamte Produktion auf die Omikron-Variante auszurichten, während auch noch andere Corona-Varianten zirkulieren.

Omikron breitet sich weltweit rasend schnell weiter aus

Die neue Coronavirus-Variante (B.1.1.529), welcher die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den griechischen Buchstaben Omikron zugewiesen hat, war am vergangenen Donnerstag aus Südafrika gemeldet worden. Die WHO stuft den Erreger als "besorgniserregend" ein und warnt vor einem "sehr hohen" weltweiten Risiko.

In Südafrika rechnen Experten bereits mit explodierenden Fallzahlen und in vielen Ländern wurden bereits Omikron-Fälle festgestellt, darunter auch Deutschland. Hier bestätigte sich nach Nachweisen in Bayern und Hessen nun auch in Sachsen ein Verdachtsfall. (afp/dpa/mgb)

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