Wer in Maßen trinkt, lebt länger. Aber was ist mäßiger Alkoholkonsum? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister, erst recht wenn man sie in verschiedenen Regionen der Welt stellt.

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In einer Studie der Universität Sussex wurden die Angaben zu moderatem Alkoholkonsum seitens der Regierungen zusammengetragen.

Jede Regierung legt nämlich für sich selbst fest, welchen Alkoholkonsum sie allgemein, pro Tag, pro Woche, während einer Schwangerschaft oder am Steuer für grenzwertig hält. Die Informationen dazu wurden den offiziellen Regierungswebsites der einzelnen Länder entnommen. Die Ergebnisse sind erstaunlich, zumal sie sich von den üblichen Erwartungen abheben. In den USA dürfen Männer demnach dreimal so viel trinken wie in Finnland, und sich trotzdem noch als moderate Trinker bezeichnen.

Wie viel trinkt die Welt?

In einer Studie von 2014 nahm die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Trinkgewohnheiten aller Nationen unter die Lupe. Die Russen und die Balkan-Bewohner haben demnach die Nase vorn, wenn es um das Trinken geht. Mit über 12,5 Litern Alkohol im Jahr führen sie die Weltrangliste an. Die Portugiesen kommen auf einen ähnlich hohen Alkoholkonsum. Es folgen die trinkfreudigen Mittel- und Westeuropäer sowie die Australier mit über 10 Litern pro Kopf. Nur halb so viel wie in unseren Gefilden trinkt man laut Studie in Lateinamerika, in den USA und in Skandinavien.

Wie viel Bier und Wein am Tag darf ich trinken?

Nehmen wir die Empfehlung der internationalen WHO als Referenz, dann ist bei 10 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und 20 Gramm für Männer das Maß voll. 10 Gramm entsprechen einem kleinen Bier oder einem kleinen Glas Wein. Für Männer wäre das tägliche Höchstmaß somit mit 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein am Tag erreicht.

Die deutsche Regierung ist etwas großzügiger und gesteht Frauen 12 Gramm und Männern 24 Gramm Alkohol täglich zu. Das heißt jedoch nicht, dass der alltägliche Konsum von Alkohol unbedenklich sei. Wer Alkoholpausen in der Woche einlegt, der darf die Werte auch mal überschreiten, ohne gleich Angst vor einer Alkoholabhängigkeit haben zu müssen.

Um die Notwendigkeit von Alkoholpausen in der Woche zu signalisieren, gaben die Regierungen neben der Empfehlung für die Tagesdosis auch eine Empfehlung für eine Wochenmenge an Alkohol an. Einzig die deutsche Regierung bleibt ihren Bürgern diese Angabe schuldig. Heißt das nun, wer Montag bis Donnerstag trocken bleibt, darf am Wochenende dreifach so viel trinken? Nein, denn wer sich regelmäßig ein Feierabendbierchen gönnt, lebt in der Regel gesünder als jemand, der sich am Wochenende ordentlich die Kante gibt und dafür unter der Woche keinen Alkohol trinkt. Allerdings ist es grundsätzlich schwer, eine allgemeingültige Empfehlung für moderaten Alkoholkonsum zu treffen, da jeder Mensch unterschiedlich suchtanfällig ist.

Trink dich gesund

In den verschiedensten Studien wurde mäßiger Alkoholkonsum sogar schon empfohlen. Allen voran machte das berühmte Glas Rotwein am Tag die Runde. Angeblich schützt es vor Herzinfarkt. Wie kamen Forscher überhaupt darauf? Die Rotweingeschichte basiert auf dem Inhaltsstoff Resveratrol, der als eine Art Herzinfarkt-Prophylaxe fungieren soll. Eindeutig bewiesen ist dies jedoch nicht. Übrigens war es die Rotweinindustrie selbst, die die ersten Studien über das gesundheitsfördernde Potenzial ihres Rebensaftes finanzierte. Inzwischen versuchen auch die Brauereien, ihr Bier als wissenschaftlich geprüftes Gesundheitsgetränk zu vermarkten. An das seit Jahrzehnten aufgebaute Gesundheitsimage des Rotweins werden sie jedoch nur schwer herankommen.

Zwei alkoholfreie Tage pro Woche

Forscher sind sich uneinig darüber, ob es nicht doch der Alkohol selbst ist, der – in Maßen eingenommen – unser Herz schützen kann. Schließlich ist bekannt, dass Alkohol das gutartige HDL-Cholesterin im Blut fördert und das Blut damit verdünnt. In der Folge wird die Entstehung von Blutgerinnseln weniger wahrscheinlich. Das hieße aber, dass es egal ist, ob die empfohlenen 10 Gramm Alkohol für Frauen und 20 Gramm für Männer aus Schnaps, Wein oder Bier stammen.

Man darf sich also immer noch als ein gesund lebender Mensch bezeichnen, wenn man ab und an zu tief ins Glas schaut. Jedoch sollte man mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche einhalten, um einer Alkoholabhängigkeit vorzubeugen, so die gängige Meinung in der Alkoholforschung.  © 1&1 Mail & Media

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