Heuschnupfen, Tierhaare, Hausstaub: Allergikern soll durch festinstallierte Lüftungsanlagen im Haus geholfen sein. Stimmen diese Werbeversprechen?

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Eine Lüftungsanlage filtert kontinuierlich Luft. Dadurch kann sie Allergikern Abhilfe schaffen – allerdings nur bei bestimmten Allergien.

Bei diesen Allergenen hilft eine Lüftungsanlage

Eine Lüftungsanlage hilft nur bei den Allergenen, die in der Raumluft schweben und nicht bei jenen, die sich auf Oberflächen ablagern. Das erklärt Prof. Karl-Christian Bergmann von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Berlin.

Da Partikel aus dem Fell von Hunden und Katzen in der Luft hängen, werden sie von einer Lüftungsanlage angesaugt und über die Abluft aus dem Raum entfernt. Milbenallergiker profitieren in gleicher Weise von der Absaugleistung der Lüftungsanlage, allerdings vorwiegend in der Heizsaison. Denn der relativ große Milbenkot zersetze sich nur bei trockener Luft, erklärt Prof. Bergmann, der den Polleninformationsdienst der Charité in Berlin leitet.

Die Bestandteile sind erst dann klein genug, wenn sie sich mit Luftbewegung im Raum, etwa durch das Staubsaugen, verteilen können. Erst dann kann eine Lüftungsanlage sie erfassen und absaugen.

Hilft eine Lüftungsanlage auch Pollenallergikern?

Pollenallergiker haben den kleinsten Nutzen von einer Lüftungsanlage. "Einfach, weil die Pollen nicht lange in der Luft herumfliegen", erklärt der Experte. "Pollen gelangen durch die offenen Fenster in die Wohnung, fallen auf den Boden und bleiben dort liegen. Lüftungsanlagen entfernen aber nur Partikel, die in der Luft schweben und erreichen kaum welche, die auf dem Boden liegen."

Abhilfe gegen Pollen kann eine automatische Lüftungsanlage bieten, in der Filter das Eindringen von Pollen in den Wohnraum von vornherein verhindern oder wenigstens reduzieren.

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So funktionieren Wohnraum-Lüftungsanlagen

Die meisten Wohnraum-Lüftungsanlagen funktionieren in der Regel so: Sie saugen die Außenluft an, filtern und erwärmen sie und führen sie nach innen, erklärt Günther Mertz, Geschäftsführer des Fachverbandes Gebäude-Klima die Wirkungsweise.

"Gleichzeitig wird die verbrauchte Luft über Rohrleitungen nach außen geleitet. Dabei wird ihr Wärme entzogen und der einströmenden Luft hinzugefügt."

Lüftungsanlage: Auf die richtigen Filter kommt es an

Für Allergiker kommt es letztlich darauf an, ob spezielle Feinstaubfilter eingebaut sind, die Schadstoffe und auch Pollen aus der hereinströmenden Außenluft ausreichend entfernen können. Zudem muss man in Zeiten, in denen die Pollen fliegen, die Fenster im Haus möglichst geschlossen halten.

Doch auch ein weiterer Hinweis ist wichtig: "Es kommt immer darauf an, welche Filter eingebaut sind. Habe ich schlechte Filter, sauge ich die Schadstoffe eher noch von außen in die Wohnung hinein", ergänzt Prof. Bergmann.

"Für Allergiker sind Filter der Klasse F7 geeignet", erklärt Mertz. "In ihnen bleiben zuverlässig und fast vollständig Schadstoffe und Pollen aus der Luft hängen." Diese Filterkategorie ist auch für die Innenräume wichtig, um die Kotpartikel der Hausstaubmilben aus der Luft zu nehmen.

Damit die Filter das zuverlässig tun, müssen sie alle drei Monate ausgebaut und ausgesaugt werden, rät Mertz. "Einmal im Jahr ist ein Filterwechsel sinnvoll, in besonders belasteten Regionen auch zweimal jährlich."

Wann ist die Anschaffung einer Lüftungsanlage sinnvoll?

Eine Allergie allein sollte aber kein Grund sein, eine automatische Lüftungsanlage zu installieren. "Das ist allenfalls ein Nebeneffekt", betont Martin Brandis vom Team Energieberatung des Verbraucherzentrale Bundesverbands. "Und es funktioniert auch nicht überall. Üblicherweise werden Lüftungsanlagen in Neubauten oder nach umfassenden Modernisierungen älterer Gebäude eingesetzt."

Im Grunde diene eine Lüftungsanlage dazu, stark gedämmte und abgedichtete Gebäude ausreichend zu belüften - also dort wo aufgrund der dichten Dämmung das zeitweise händische Lüften aufwendig oder nicht genug wäre. Brandis betont: "Gibt es irgendwo Undichtigkeiten oder ist das Haus nicht ausreichend gedämmt, macht eine Lüftungsanlage wenig Sinn - auch nicht für Allergiker."

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(dpa/tmn/tae)

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