Die Sommer werden immer heißer und es kommt auch in Mitteleuropa immer häufiger zu Hitzewellen. Heiße Tage und sogenannte Tropennächte sind auch eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. Der Körper kann sich zwar ein Stück weit anpassen. Doch gerade für Kinder sowie kranke und alte Menschen ist das deutlich schwieriger als für gesunde Erwachsene.
Wann spricht man von einer Hitzewelle?
Für den Deutschen Wetterdienst (DWD) ist eine Hitzewelle ein Extremereignis, das die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen kann. International gebe es keine einheitliche Definition des Begriffs.
Der Wetterdienst definiert eine Hitzewelle als eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung. Zu den Parametern gehören nicht allein die Lufttemperatur, sondern auch Luftfeuchte (Schwüle), die Strahlung von Sonne, Erde und Atmosphäre sowie Wind. In unseren Breiten treten Hitzewellen häufig im Zusammenhang mit andauernden sommerlichen Hochdruckgebieten auf.
Was bedeuten "Heißer Tag" und "Tropennacht"?
Die Lufttemperatur liegt an sogenannten "Heißen Tagen" bei 30 Grad oder mehr. 2022 gab es in Deutschland zum Beispiel 17 "Heiße Tage", bis zu 20 wurden in den Vorjahren gezählt.
In einer "Tropennacht" fällt das Thermometer nicht unter 20 Grad. Für das Umweltbundesamt sind Hitzewellen Phasen, in denen sich "Heiße Tage" und "Tropennächte" über einen längeren Zeitraum abwechseln. Diese Kombination gilt als gesundheitlich äußerst problematisch, da Menschen nicht nur tagsüber extremer Hitze ausgesetzt sind, sondern der Körper sich auch nachts wegen fehlender Abkühlung nicht ausreichend gut erholen kann.
Wann gab es zuletzt auffällige Hitzewellen in Deutschland?
Als Beispiel für eine sehr markante Welle nennt der Deutsche Wetterdienst das Jahr 2003. Damals gab es vor allem Anfang August in Süddeutschland an elf Tagen in Folge Höchstwerte über 35 Grad. Dieser "Jahrhundertsommer" mit einer Durchschnittstemperatur von 19,7 Grad führt seit Beginn der Messungen 1881 die Statistik an.
Als ungewöhnlich warm gelten nach DWD-Daten auch die Sommer 2018 (19,3 Grad), 2019 (19,2) und 2022 (19,2 Grad). Die höheren Durchschnittstemperaturen im Sommer gelten Meteorologen als "bald typisch" in Zeiten des Klimawandels.
Was waren die Folgen?
Die Hitzewellen des Sommers 2003 haben in Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes schätzungsweise zu 7.600 zusätzlichen Todesfällen geführt. Für das Robert-Koch-Institut errechneten Forschende, dass die ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen in den vergangenen Jahren mehrmals zu einer statistisch signifikanten Anzahl von Sterbefällen geführt haben.
Danach gab es 2018 rund 8.300 hitzebedingte Todesfälle, 2019 rund 6.900, 2020 rund 3.600 und 2022 rund 4.500. Insgesamt sei in den vergangenen 30 Jahren zwar eine gewisse Anpassung an die höheren Temperaturen zu beobachten. Hitzeereignisse blieben aber nach wie vor eine bedeutende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland.
Ab wann wird Hitze für Menschen gefährlich?
Eine Faustregel lautet: Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt, als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen.
Bei über 30 Grad hat der Körper vieler Mitteleuropäer deutlich mehr Stress, sich selbst wieder herunterzukühlen, als bei niedrigeren Temperaturen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.
Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?
Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen.
Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren). Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können nach Angaben des Malteser-Hilfsdienstes zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen.
Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.
Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, psychisch Kranke, Drogenabhängige und Obdachlose.
Wie funktioniert die Klimaanlage des Körpers?
Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Das kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient.
Wenn der Körper wärmer ist als die Umgebung, kann er Hitze auch abstrahlen - wie eine Glühbirne ihre Umgebung erwärmt. Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.
Doch die Schweißproduktion kann bei kranken oder alten Menschen erheblich eingeschränkt sein. Auch Medikamente können dazu beitragen, dass jemand weniger schwitzt, als es nötig wäre. Zudem ist die Hautdurchblutung im Alter geringer, es kann deshalb weniger Wärme über die Haut abgegeben werden.
Was sind typische Hitzeleiden?
- Sonnenstich: Ist der Kopf ohne Kappe, Hut oder Tuch zu lange direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann das zu einer Reizung der Hirnhäute führen. In schweren Fällen entsteht eine Hirnschwellung. Anzeichen dafür können Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Fieber, manchmal auch Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle sein.
- Hitzschlag: Bei Hitze kann die Schwitz-Kapazität des Körpers an Grenzen stoßen. Dann kommt es zu einem Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt schnell - oft innerhalb von 10 bis 15 Minuten - auf über 40 Grad oder mehr. In der Folge schwillt das Gehirn an und es kommt zu Kopfweh, Bewusstseinsveränderungen oder Bewusstlosigkeit. Das ist ein Fall für den Rettungsdienst.
- Hitzekollaps: Durch große Hitze kommt es zu einem Abfall des Blutdrucks. Die Folge ist eine verminderte Gehirndurchblutung, die von einem Schwächegefühl über Übelkeit und Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. Auch das ist ein Notfall.
- Hitzekrämpfe: Wer sich bei Hitze körperlich anstrengt, zum Beispiel bei Sport oder Gartenarbeit, schwitzt meist stark. Dadurch kann es im Körper zu einem Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten wie Natrium oder Kalium kommen. Sie helfen, die Nerven- und Muskelfunktion zu steuern. Die Muskulatur reagiert bei einem Mangel an Elektrolyten mit Krämpfen oder Muskelschmerzen.
- Hitzeausschlag: Wenn der Schweiß durch wenig atmungsaktive oder enge Kleidung nicht ausreichend verdunsten kann, verstopft er die Ausgänge der Schweißdrüsen. Die Folge sind kleine, häufig juckende oder brennende Bläschen.
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Warum kann Hitze im Extremfall bis zum Tod führen?
Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten. Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.
Was belastet neben der Hitze?
Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Aussage des Umweltbundesamtes (UBA) die Bildung des Reizgases Ozon in Bodennähe. An solchen Tagen litten viele Menschen an Tränenreiz, Husten und Kopfschmerzen – und zwar unabhängig von der körperlichen Aktivität.
Eine mit den Beschwerden einhergehende verminderte Lungenfunktion bilde sich zwar meist nach Ende der Hitzeperiode vollständig zurück, sagen die UBA-Experten. Bei körperlicher Anstrengung könne das Ozon aber tief in das Lungengewebe vordringen und dort Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen. Solche Reaktionen des Lungengewebes bilden sich dann nur teilweise zurück, es drohten Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. (mak/ff/dpa)
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