Personen, die viel Zeit an Bildschirmen verbringen, stellen ihre Augen vor große Herausforderungen. Das gilt besonders für Menschen, die einer Bürotätigkeit nachgehen. Wie man die Symptome lindern kann und warum eine Gleitsichtbrille keine ideale Lösung ist, erklärt ein Augenarzt.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihre Augen nach einem langen Tag am Computer schmerzen? Der intensive Gebrauch digitaler Bildschirmgeräte stellt unsere Augen vor neue Herausforderungen. Längere Computernutzung kann beispielsweise das sogenannte Computer Vision Syndrom (CVS) auslösen.
Was ist das Computer Vision Syndrom (CVS)?
- CVS ist auch als digitales Sehstress-Syndrom bekannt.
- Es beschreibt die Augen- und Sehprobleme, die mit der Benutzung von Computern und anderen elektronischen Displays verbunden sind.
"Studien weisen darauf hin, dass jeder Zweite, der Computer und Smartphones intensiv nutzt, unter CVS leidet", sagt Wolf Lagrèze, Leiter der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung an der Universitätsaugenklinik Freiburg.
Was kann die Symptome lindern?
Zu den Symptomen des CVS zählen unter anderem auch Kopfschmerzen und Augenbrennen, die von chronischer Fehlhaltung und gereizten Augen herrühren. "Wir steuern am Computer mit der Maus den Cursor", erläutert Lagrèze. "Damit wir die Bewegungen gut koordinieren können, sinkt unbewusst die Blinzelfrequenz." Dadurch werden die Augen nicht mehr gut mit Tränenflüssigkeit befeuchtet, der Tränenfilm wird instabil und die Augen beginnen zu brennen.
"Mit der Zeit wird es manchmal ein Schmerz in Richtung Kopf", sagt der Augenarzt weiter. Er empfiehlt, am Rechner öfter Pausen einzulegen, alle paar Minuten in die Ferne zu schauen und bewusst zu blinzeln oder gar die Augen für ein paar Sekunden zu schließen.
Hilfreich kann dabei die 20-20-20-Regel sein: Alle 20 Minuten blickt man für 20 Sekunden auf ein ca. 20 Fuß (ca. 6 Meter) entferntes Objekt. Auf diese Weise können sich die Augenmuskeln, die beim Sehen auf kurze Distanz angespannt werden, kurz entspannen.
"Wohltuend für die Augen ist es auch, weniger zu heizen und regelmäßig zu lüften, um die Luft feuchter zu halten", rät Lagrèze.
Wieso Gleitsichtbrillen keine gute Lösung sind
Wer sich dem 50. Lebensjahr nähert, sollte bei Kopfschmerzen vor dem Computer an Alterssichtigkeit denken. "Eine Nahbrille schafft Abhilfe, aber dieser Schritt wird oft hinausgezögert", weiß Lagrèze. Eine Gleitsichtbrille mit Nahteil hilft ebenfalls gegen Alterssichtigkeit, kann zugleich aber auch wieder Kopfschmerzen hervorrufen, weil man den Kopf und die Wirbelsäule nicht mehr bewegt.
Das führt zu Fehlhaltungen, die Kopfschmerzen begünstigen. "Die Lösung ist, sich eine extra Computerbrille anfertigen zu lassen, etwa als monofokale Brille für ungefähr 80 Zentimeter Sehentfernung", sagt der Augenexperte, der auch für die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) tätig ist.
Was ist die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)?
- Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland.
- Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 8.400 Mitglieder, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln.
- Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.
Fehlsichtigkeit als Kopfschmerzursache
Fehlsichtigkeiten sind ein häufiger Grund für augenbedingte Kopfschmerzen. "Sind Kurz- oder Weitsichtigkeit nicht erkannt oder korrigiert, überanstrengen wir unsere Augen", erläutert Lagrèze. "Als Reaktion setzen abends Kopfschmerzen ein." Auch falsche Sehhilfen oder ein verstecktes Schielen können Kopfschmerzen verursachen. "Mit Sehtests und Augenuntersuchungen finden wir die Ursache und passen die Sehhilfen korrekt an." Die Kopfschmerzen verschwinden dann meist.
Obwohl selten, können auch Augenerkrankungen Kopfschmerzen verursachen. Diese können von der Hornhaut, der Bindehaut oder der Augenhöhle herrühren. "Solche Augenleiden sind jedoch insgesamt eher selten der Auslöser für Kopfweh", beruhigt der Augenarzt.
Viel häufiger handle es sich mit über 90 Prozent aller Fälle um Spannungskopfschmerz oder Migräne. "Es ist aber in jedem Fall ratsam, bei chronischen Kopfschmerzen einmal auch die Augenärztin oder den Augenarzt aufzusuchen", rät der DOG-Experte. (bearbeitet von mak)
Verwendete Quellen
- Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e.V. (DOG)
- Webseite der Augenakupunktur Noll: Optionen zur Computer Vision Syndrom Behandlung
- Deutsche Presseagentur (dpa)
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