- Nachts gehen viele mit einem unguten Gefühl nach Hause, doch es gibt Möglichkeiten dieses Gefühl loszuwerden.
- Außerdem gibt es Frauentaxis und weitere Konzepte, die Sie kennen sollten.
Während sie sich hektisch nach hinten umdreht, kramt sie in ihrer Tasche nach dem Schlüsselbund. Sie hält ihn den ganzen Heimweg fest umklammert, damit sie sich vor möglichen Angreifern verteidigen kann. Die Musik, die durch Kopfhörer in ihre Ohren dringt, stellt sie auf sehr leise, denn alles, was sie nicht sieht, muss sie hören können. Sie blickt an sich runter, – gut, dass sie sich doch für die Sneaker und nicht für die hohen Schuhe entschieden hat. Und plötzlich hört sie etwas hinter sich. Schnelle Schritte nähern sich. Ihre Instinkte reagieren sofort, – sie rennt los.
Dieses Szenario kennen viele Frauen wahrscheinlich nur zu gut. Nach einem feuchtfröhlichen Abend oder einem langen Arbeitstag ist der Heimweg etwas, vorauf man gerne verzichten könnte, denn Erfahrungen mit Belästigungen und Übergriffen ist für viele alltäglich. Das ist unfair und macht einen selbst einfach nur unfassbar wütend – Frauen müssen trotzdem versuchen, sich vor solchen Situationen zu schützen. Um sich in Zukunft ein wenig sicherer zu fühlen, folgen nun ein paar Tipps.
Frauentaxi
Eigentlich wurde das Frauentaxi schon in den 90er-Jahren mittels einer Protestbewegung ins Leben gerufen, trotzdem kennen es viele nicht. Damit Frauen das Nachtleben genießen können, bieten Taxiunternehmen an, Frauen zu einem ermäßigten Fahrpreis nach Hause zu fahren. Unabhängig davon kann man immer nach einer weiblichen Fahrerin fragen, um sich noch sicherer zu fühlen.
Nicht abgelenkt sein
Wie schon einleitend angesprochen: Was man nicht sieht, muss man hören. Also wachsam bleiben und sich nicht vom Handy oder lauter Musik ablenken lassen. Wenn sich eine unangenehme Person oder Situationen ankündigt, kann man so schneller reagieren und beispielsweise in das nächstgelegene Geschäft gehen, eine andere Person ansprechen oder die Straßenseite wechseln.
Sich (virtuelle) Begleitung holen
Auch wenn man niemanden hat, der einen nach Hause begleiten kann, kann man sich immer noch virtuelle Unterstützung holen. Entweder man telefoniert mit einer Freundin oder greift auf Notfallnummern zurück, die einen begleiten, bis man zu sicher zu Hause angekommen ist. Mittels Apps wie WayGuard oder KommGutHeim kann man ausgewählten Kontakten seinen Standort mitteilen und sie können den Heimweg, die Geschwindigkeit und den Akkustand des Smartphones genau verfolgen.
Wenn es zu einer gefährlichen Situation kommt, kann ein Notfall-Button betätigt werden, der direkt die ausgewählten Kontakte alarmiert. Bei der App WayGuard stehen einem zusätzlich 24/7 professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, die einen telefonisch nach Hause begleiten. Wenn es zu einer kritischen Situation kommt, können sie direkt die Polizei informieren und den Standort weitergeben.
Keine unbekannten Abkürzungen
Auch wenn eine dunkle, enge Gasse den Weg um zehn Minuten verkürzen würde, sollte man lieber auf dem altbewährten und gutbeleuchteten Heimweg bleiben. Falls es zu einer Notsituation kommt, kennt man sich aus und weiß, wohin man laufen muss, um Schutz zu finden.
So laut wie möglich sein
Wenn es doch zu einem Übergriff kommt, sollte man möglichst viel Aufsehen erregen. Also, Stimme einsetzen und die Situation konkret benennen. Wichtig dabei: So laut wie möglich sein! Wenn man das Gesagte möglichst oft wiederholt, wird entweder der Täter unsicher oder andere Menschen auf einen aufmerksam. Nützlich dabei kann auch eine Trillerpfeife sein oder andere Hilfsmittel, die viel Krach machen.
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Strukturelles Problem
Es fühlt sich unfair und traurig an, dass überhaupt eine solche Liste zu schreiben. Es ist zwar toll, dass es mittlerweile viele Hilfsmittel gibt, die einen selbst schützen, aber trotzdem ist damit nicht der Kern des Problems behoben. Vielmehr gerät das, worum es wirklich geht, in den Hintergrund. Es wird akzeptiert, dass Frauen oder auch Trans- oder nicht-binäre Personen nachts nicht das Privileg haben, ohne Angst auf die Straße zu gehen.
Es wird vermeintlich erwartet, dass man seinen Schlüsselbund fest umklammert, während man vor dem Schatten in seinem Rücken davonläuft. Anstatt diesen Missstand zu akzeptieren, wäre es besser, aktiv dagegen vorzugehen, zum Beispiel mithilfe konkreter Maßnahmen wie ausgebildeten Polizistinnen und Polizisten, die auf sexualisierte Gewalt spezialisiert sind und im Nachtleben eingesetzt werden; die Bestrafung von verbaler sexueller Belästigung und dass Betroffene mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Selbst wenn man nicht betroffen ist: Sich für Frauenrechte stark zu machen, Menschen zuzuhören, die Erfahrung mit sexueller Belästigung gemacht haben und verstehen, dass das Sicherstellen von nächtlicher Sicherheit nicht das Problem von Frauen, sondern von allen ist, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um diesen Missstand zu beheben.
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