• Manche Menschen berichten, dass Kaffee bei ihnen gegen Kopfschmerzen hilft.
  • Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Koffein und andere Substanzen im Kaffee Schmerzen lindern können.
  • Mehr als zwei bis vier Tassen pro Tag sollte man aber nicht trinken.
Ein Faktencheck

Kaffee schmeckt lecker, verbindet in der gemeinsamen Kaffeepause und kann einen Energiekick geben. Zugleich trinken ihn viele mit einem schlechten Gewissen, weil sie vermuten, dass Kaffee ungesund ist. Dabei kann Kaffee sogar positive Effekte auf den Körper haben. Es kommt allerdings darauf an, wie der Körper auf das Koffein reagiert und wie viel Kaffee man am Tag trinkt.

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Manche Menschen haben zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass Kaffee ihnen hilft, wenn sie Kopfschmerzen haben. "In jedem Fall hat Kaffee Wirkungen auf uns – sonst würden in Deutschland nicht jedes Jahr durchschnittlich 1.000 Tassen des Heißgetränks pro Kopf getrunken", sagt Astrid Gendolla, niedergelassene Neurologin und Schmerztherapeutin aus Essen, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Kaffee gegen Kopfschmerzen?

Wie wirkt Kaffee auf die Gesundheit? "Am besten erforscht ist das Koffein im Kaffee und seine Wirkungsweise", sagt die Neurologin. Es gibt etwa Hinweise darauf, dass Kaffee bei Kopfschmerzen helfen kann. "Erfahrungsberichte und einige kleinere Studien weisen auf seine schmerzlindernde Wirkung bei dem sogenannten schlafgebundenen Kopfschmerz hin."

Bei dieser Art von Kopfschmerz, der meist bei Menschen ab 50 Jahren auftritt, wachen Betroffene an mindestens zehn Tagen im Monat in der Nacht durch die Kopfschmerzen auf. "Eine starke Tasse Kaffee kann eine gute Behandlungsoption sein", sagt Gendolla. Sie wird vor dem Schlafengehen getrunken. Auch bei Migräne und bei Spannungskopfschmerzen könne Kaffee unter Umständen hilfreich sein.

Gefäße verengen sich

Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle, warum Kaffee bei Kopfschmerzen helfen kann. Als sicher gilt, dass das enthaltene Koffein den Durchmesser der Hirngefäße vermindert. "Dadurch werden sowohl der zerebrale Blutfluss, also das Maß für die Blutversorgung des Gehirns in einem bestimmten Zeitintervall, als auch die Fließgeschwindigkeit reduziert", beschreibt die Neurologin. "Das könnte der Grund für die schmerzlindernden Effekte bei Kopfschmerzen sein, die durch Gefäßnerven ausgelöst werden."

Einen anderen Erklärungsansatz für die Wirkung von Kaffee lieferten Forschende 2012 in einer Studie: Sie gehen davon aus, dass das im Kaffee enthaltene Cafestol in Verbindung mit körpereigenen Stoffen dazu führt, dass die Schmerztoleranz steigt. Schmerzen würden dadurch nicht mehr so stark wahrgenommen.

Kaffee mit Zitronensaft gegen Migräne

Manche Menschen, die unter Migräne leiden, schwören auch auf einen starken Kaffee, wenn sie spüren, dass sich eine Attacke anbahnen könnte. "Die Studienlage ist hier nicht eindeutig", sagt die Expertin. "Aber manche meiner Patientinnen und Patienten berichten, dass ihnen eine Tasse Kaffee mit frisch gepresstem Zitronensaft hilft."

Dabei ist es allerdings wichtig, den Kaffee zu einem frühen Zeitpunkt zu trinken: Wenn die Attacke sich erst einmal festgesetzt hat und ihren Lauf nimmt, kann Kaffee sie nicht mehr aufhalten. "Dann sollten andere medikamentöse Geschütze zum Einsatz kommen", sagt Gendolla. Auch manche Schmerzmittel enthalten zusätzlich Koffein, sind aber aus verschiedenen Gründen umstritten.

Individuelle Wirkung testen

Nicht klar ist, auf welche Weise man Kaffee am besten gegen Kopfschmerzen einsetzen kann: Wirkt er besser, wenn man ihn kontinuierlich trinkt, oder hilft ein starker Kaffee dann am besten, wenn der Körper gar nicht an Koffein gewöhnt ist? "Hierzu konnte ich in der Literatur keine untersuchten Fakten finden", sagt die Neurologin.

Sie hat aber eine Vermutung: Kontinuierliche Kaffeekonsum habe eine leicht schmerzlindernde Wirkung. "Daher vermute ich, dass es effektiver sein kann, einen moderaten Kaffeekonsum zu haben und dann im Bedarfsfall, also zu einem frühen Stadium einer Kopfschmerz- oder Migräneattacke, einen kleinen, starken Espresso zu trinken." Am besten sei es, dies individuell auszuprobieren. Wer häufiger unter Kopfschmerzen leidet und ein Schmerztagebuch führt, sollte dort die Ergebnisse eintragen.

Kaffee kann Kopfschmerzen auslösen

Kaffee kann in manchen Fällen allerdings auch indirekt Kopfschmerzen auslösen: Das passiert vor allem dann, wenn Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, plötzlich darauf verzichten. Dadurch kann es zu Kopfschmerzen kommen, die meist ein bis zwei Tage anhalten.

"Eine kleine unkontrollierte Studie aus dem Jahr 2016 gab auch Anhaltspunkte dazu, dass durch den Verzicht auf Koffein eine verbesserte Wirkung der Migränebehandlung möglich sein könnte", sagt Gendolla. Insbesondere bei Migräne muss man also ausprobieren, ob Kaffee einem gegen die Schmerzattacken hilft oder ob er sie eher noch verstärkt.

Weitere gesundheitliche Wirkungen

Kaffee werden darüber hinaus weitere positive Effekte zugesprochen: So haben Kaffeetrinker etwa ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Leberkrebs. In den Leitlinien zu einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung wird neben einer Gewichtsabnahme, Bewegung und dem Verzicht auf Alkohol auch der Konsum von Kaffee empfohlen. Darüber hinaus gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Kaffee das Risiko für Parkinson, Alzheimer und Diabetes senken könnte.

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Allerdings gilt hier nicht: Viel hilft viel, denn Kaffee kann auch negative Effekte haben, darunter Unruhe, Ängste und Schlafstörungen. Sie stellen sich vor allem dann ein, wenn man es mit dem Kaffee übertreibt. Auch ein empfindlicher Magen kann durch Kaffee gereizt werden. Zudem ist in der Schwangerschaft Vorsicht geboten: Es gibt Hinweise darauf, dass zu viel Kaffee eine Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht fördern kann.

Nicht mehr als zwei bis vier Tassen pro Tag

Aber wie viel Kaffee ist eigentlich zu viel? "Über diese Frage scheiden sich die Geister schon seit vielen Jahren", weiß Gendolla. "Die richtige Menge an Kaffee und damit Koffeinzufuhr ist von Mensch zu Mensch tatsächlich unterschiedlich."

Die optimale Menge als Richtlinie liegt laut der Risikobewertung der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bei nicht mehr als 200 Milligramm Koffein auf einmal und maximal 400 Milligramm am Tag. Das entspricht etwa zwei bis vier Tassen Kaffee am Tag. "In diesem Rahmen ist Kaffee für gesunde Erwachsene unproblematisch", erklärt die Neurologin.

Verwendete Quellen:

  • Dr. Astrid Gendolla, niedergelassene Neurologin und Schmerztherapeutin aus Essen
  • efsa.europa.eu: Koffein: EFSA erklärt Risikobewertung
  • pubmed.gov: Cafestol, a coffee-specific diterpene, induces peripheral antinociception mediated by endogenous opioid peptides
  • Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
  • European Food Safety Authority: Scientific Opinion on the safety of caffeine
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