Die einen lassen ihren Körper einfrieren, andere setzen auf Verjüngungs-Medikamente, wieder andere wollen das Bewusstsein in einen Computer überführen. Ansätze, dem Menschen ein langes oder sogar ewiges Leben zu ermöglichen, gibt es viele, Forschungsprojekte auch. Einige sogar mit vielversprechenden Ergebnissen.

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In einer Zeit, in der sogar der Technologiekonzern Alphabet - vormals bekannt als Google - an einem Rezept für ein längeres oder gar ewiges Leben arbeitet, ist es doch erstaunlich, dass es noch keine Definition gibt, was das überhaupt ist: Altern. Und auch keinen wissenschaftlichen Konsens, warum wir überhaupt alt werden und sterben.

Das führt dazu, dass Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen, an unterschiedlichen Punkten ansetzen und unterschiedliche Ziele haben.

Die einen wollen in erster Linie den Alterungsprozess aufhalten und Krankheiten, die vor allem im Alter auftreten, besiegen.

Andere wollen die Menschen verjüngen - oder ihr Bewusstsein aus dem Körper heraus verlagern, so dass sie von den biologischen Prozessen des Verfalls gänzlich unabhängig sind.

DNA + Mindfile = unsterblicher Klon

Zu letzteren gehören die sogenannten Transhumanisten, zu denen unter anderen Bruce Duncan gehört. Duncan ist Geschäftsführer der in den USA ansässigen Terasem Movement Foundation und verfolgt mit seiner Forschung zu künstlicher Intelligenz die Vision eines Geist-Körper-Klons, wobei der Geist durch Daten repräsentiert wird, die in ein sogenanntes Mindfile hochgeladen wurden.

"Mit der eigenen DNA schafft man einen neuen Körper und mit den gesammelten Informationen aus dem Mindfile den Geist, das Ich", erklärte Duncan in der 3sat-Sendung "nano".

Obwohl es nicht wenige Transhumanisten gibt - zu denen im Übrigen auch Ray Kurzweil zählt, einer der Pioniere auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz -, befasst sich die Mehrzahl der geschätzt mehr als 1.000 Altersforscher eher mit dem biologischen Potenzial des menschlichen Körpers.

Sie stellen sich dabei vor allem die Frage, welche Substanz im Körper hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass wir altern.

Diabetes-Medikament gegen Alterskrankheiten

Einer dieser Forscher ist der Direktor des Institute of Aging in New York, Nir Barzilai. Er ist der Überzeugung, dass Metformin, ein Medikament, das zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird, einige typische Alterskrankheiten wie Demenz oder Arteriosklerose verhindern beziehungsweise ihre Entstehung hinauszögern kann. Eine entsprechende, große Studie soll demnächst anlaufen.

Barzilai forscht außerdem intensiv am Genom, ist also auf der Suche nach bestimmten Genen, die ein langes Leben begünstigen.

Intensiv mit den Genen auseinandergesetzt hat sich auch der Humangenetiker und Biostatistiker Steve Horvath an der University of California, Los Angeles (UCLA). Er hat Stellen im Erbgut gefunden, an denen sich, wie er sagt, das biologische Alter eines Menschen ablesen lässt. Der Algorithmus, den er dazu entworfen hat, wird "Horvaths Uhr" genannt und hat es zu einiger Berühmtheit gebracht.

Jugend durch "junges Blut"?

Wenn es nun aber bestimmte Gene gibt, an deren Aktivität oder Inaktivität sich das Alter eines Menschen ablesen lässt, müsste sich das Alter beeinflussen lassen, wenn diese Gene aktiviert werden.

Forscher wie der Neurologe Tony Wyss-Coray von der Stanford University versuchen das - und zwar, indem sie alten Mäusen Blutplasma von Jungtieren spritzten. Die alten Mäuse wurden dadurch körperlich und geistig wieder fitter.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass bestimmte Bestandteile im Blut Gene in den Stammzellen aktivieren, die wichtig sind, um vor allem die Organe fit zu halten. Eines davon soll das Protein TIMP-2 sein.

Die Zellen spielen auch bei der Forschung von Peter de Keizer eine Rolle. Der Altersforscher von der Erasmus-Universität in Rotterdam und sein Team gaben alten Mäusen ein bestimmtes Peptid, also ein Molekül aus Aminosäuren. Innerhalb weniger Wochen verbesserte sich der Gesundheitszustand der Mäuse, sie wurden wieder aktiver und ihr Fell wuchs dichter.

De Keizer und sein Team erklären sich den Effekt so, dass das Peptid sogenannte seneszente Zellen, also Zellen, die sich aufgrund von Schäden an der DNA nicht mehr teilen, beseitigt. Die Forschung habe gezeigt, so de Keizer, dass diese seneszenten Zellen, anders als man früher glaubte, nicht harmlos sind, sondern Moleküle und Stoffe bilden, die das gesunde Gewebe rundherum angreifen. Sie zu eliminieren könne den Alterungsprozess aufhalten.

Wahrscheinlich gibt es nicht den einen Ansatzpunkt

Den Alterungsprozess nicht nur zu stoppen, sondern Menschen zu verjüngen, ist die Vision des Molekularbiologen William Andrews, der in einem Artikel der "Welt" gemeinsam mit Nir Barzilai porträtiert wurde. Andrews' Fokus liegt auf den sogenannten Telomeren, die die Enden der Chromosomen schützend umgeben, und sich bei jeder Zellteilung verkürzen, so lange, bis die Zelle sich nicht mehr teilen kann.

Andrews Annahme: Wenn die Telomere wachsen, teilen sich die Zellen wieder und der Körper erneuert sich, wird also jünger. Tatsächlich entwickelte er einen Stoff, der die Telomere wieder wachsen ließ, allerdings hatte dieser solche Nebenwirkungen, dass er auf keinen Fall verwendet werden kann.

Warum überhaupt ewig leben?

Von vielen Wissenschaftlern wird bezweifelt, dass es nur den einen Punkt gibt, an dem man ansetzen muss, um das Altern oder Krankheiten des Alterns zu bekämpfen.

Der britische Bio-Informatiker Aubrey de Grey, einer der bekanntesten Altersforscher, entwickelte zum Beispiel eine Theorie, wonach es sieben Gründe für das Altern gibt, wozu unter anderem Mutationen der Zell-DNA und Abfallprodukte in den Zellen gehören.

Nicht einig sind sich die Forscher darin, ob es im Leben von Menschen eine natürliche Grenze gibt, bis wohin das Leben verlängert werden könnte - oder ob Menschen tatsächlich ewig leben könnten.

So sagte etwa der Humanbiologe Martin Denzel vom Max-Planck-Institut For Biology of Ageing dem Deutschlandfunk, dass die Wissenschaft keine seriösen Aussagen dazu machen könne, wie alt Menschen wirklich werden können.

Und dann ist da ja noch die Frage, ob man das überhaupt 120, 150 oder noch älter werden möchte oder sollte. Die drohende Überbevölkerung ist da nur eines von vielen Problemen.

Der evangelische Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Reiner Anselm, gab zum Beispiel im Deutschlandfunk zu bedenken, dass der Tod auch als eine Befreiung und das Ende aller Übel gesehen werden könne. "Er versetzt uns in jene Ruhe zurück, in der wir lagen, eher wir geboren wurden."

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