Eisige Kälte hat Deutschland fest im Griff. Doch so schön der Winter sein kann: Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt können gefährlich - ja, sogar lebensgefährlich werden. Wie kann ich Erfrierungen erkennen und mich davor schützen?

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Meldungen wie diese schockieren: Im Landkreis Erding soll ein 24-Jähriger nach einer Party draußen erfroren sein. Der junge Mann wurde 800 Meter weit von der Location entfernt tot aufgefunden, wie die "Süddeutsche Zeitung" online berichtete.

Dabei ist das kein Einzelfall: Kälte wird in Deutschland als Gefahr häufig unterschätzt. Dabei sind Erfrierungen schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt möglich. Eine Unterkühlung kann schnell zu ernsthaften Erfrierungen führen, und die Kombination von Alkohol und Kälte kann sogar tödlich enden.

Wie erkenne ich eine Erfrierung?

Ist der Körper entsprechend großer Kälte ausgesetzt, konzentriert sich die wärme auf die lebenswichtigen Bereiche, also rund um die Organe. Daher friert man zuerst an Armen, Beinen und der Hautoberfläche. Denn der Blutfluss wird in diesen Bereichen gedrosselt, um vor allem Herz und Lunge mit genügend Blut und Wärme zu versorgen.

Bei anhaltender Kälteeinwirkung schmerzt der betroffene Bereich, was sich zunächst wie kleine Nadelstiche anfühlt. Jede Erfrierung äußert sich wie folgt:

  • Erfrierungen 1. Grades:

    Die betroffene Hautstelle ist blass, leicht grau-weiß oder gelb-weiß verfärbt. Zudem ist die Haut gefühllos. Zurück im Warmen entsteht eine juckende Rötung, die jedoch wieder abklingt.
  • Erfrierungen 2. Grades:

    Nach dem Aufwärmen bilden sich noch Blasen, die mit klarer Flüssigkeit oder Blut gefüllt sind.
  • Erfrierungen 3. Grades:

    Die betroffenen Gebiete sind gefühllos, auch tiefere Hautschichten sterben ab. Die Hautstellen verfärben sich allmählich blau-schwarz und heilen nicht mehr. Eine Amputation ist oft nicht mehr zu vermeiden.

Ab wann treten Erfrierungen auf?

Eine Unterkühlung kann schnell zu einer ernsthaften Erfrierung führen. Wenn entsprechende Faktoren zusammenkommen, muss es nicht minus 30 Grad haben, damit Kälteschäden entstehen.

Auch Nässe und Wind am Körper können Frost erzeugen, obwohl sich die Temperaturen im Plusbereich befinden.

Vor allem Kinder sind auch schon bei Plusgraden gefährdet, denn ihre Haut ist dünner und sie verlieren dadurch schneller Körperwärme.

Welche Körperregionen sind besonders gefährdet?

Hier treten am häufigsten örtliche Kälteschäden auf.

  • Finger
  • Zehen
  • Ohren
  • Nase
  • Füße (besonders in zu engen Schuhen)

Bei Erfrierungen 3. Grades muss in diesen Regionen oft amputiert werden.

Ab wann wird Kälte lebensgefährlich?

Sinkt die Körpertemperatur (normalerweise 37 Grad) auf unter 33 Grad, kann es bereits zu Bewusstseinsstörungen kommen.

Unter 30 Gad bedeuten eine Verlangsamung von Puls und Atmung. Es droht Bewusstlosigkeit und die Funktion des Gehirns wird beeinträchtigt. Der Betroffene ist kaum ansprechbar, schläfrig, seine Muskeln versteift.

Ist der Patient bewusstlos, droht Lebensgefahr! Bei einer Körpertemperatur unter 24 Grad kommt es zum Atem- und Kreislaufstillstand.

Der Hirntod setzt wegen der Kälte jedoch oft erst spät ein, weshalb Patienten oft noch zu retten sind, nachdem es zum Atemstillstand kam.

Generell wichtig: Wer müde wird, darf sich auf keinen Fall irgendwo zum Schlafen hinlegen. Die Gefahr zu erfrieren ist enorm hoch.

Alkohol und Kälte - eine gefährliche Kombination

Alkohol fördert die Gefäßerweiterung, was zu einem beschleunigten Wärmeverlust des Körpers führt. Zunächst löst der Alkohol zwar ein Wärmegefühl im Körper aus, doch das führt letztendlich dazu, dass Kälte nicht mehr konkret wahrgenommen werden kann.

Zudem kann übertrieben hoher Alkoholkonsum zu erhöhter Müdigkeit oder sogar Bewusstlosigkeit führen, was in der Kälte lebensbedrohlich sein kann.

Wie schütze ich mich?

Das Wichtigste ist natürlich, warme Kleidung zu tragen - am besten nach dem "Zwiebelprinzip", also mehrere Schichten. Feuchte oder sogar nasse Kleidung muss sofort gewechselt werden.

Vorsicht: Schuhe dürfen nicht zu eng sein. Denn sie behindern die Durchblutung. Zudem wird der Schmerz, der vor Erfrierungen warnen soll, weniger stark empfunden. Am besten sollten noch ein paar dicke Socken in die Stiefel passen, dann ist man für die Kälte bestens gewappnet.

Die Haut ist am besten und einfachsten mit einer fettenden Creme zu schützen.

Ausreichend Flüssigkeit (Wasser, Tee, Säfte) ist zudem ein Muss, da die Schleimhäute über die vermehrte Atemarbeit auskühlen und viel Feuchtigkeit abgeben. Eine Tasse Tee (zum Beispiel mit frischem Ingwer) vor dem Winterspaziergang heizt dem Körper ein.

Ist es bereits zu Erfrierungen gekommen, müssen die betroffenen Regionen langsam und schonend aufgewärmt werden. Decken und Infrarotbestrahlung sind dazu geeignet. Sind Sie sich nicht sicher, wie schlimm eine Erfrierung ist, rufen Sie auf jeden Fall einen Arzt.

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