Inzwischen gibt es fast vier Millionen E-Zigaretten-Raucher in Deutschland. Viele davon wurden mit dem Versprechen gelockt, die E-Zigarette sei weniger schädlich als konventionelles Rauchen. Unterstützen aktuelle Forschungsergebnisse diese These? Und welche anderen Risiken müssen die Konsumenten beachten?

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E-Zigaretten sind ein boomender Markt, in dem auch etablierte Tabakkonzerne mitmischen wollen. Das Hamburger Unternehmen Reemtsma ist nur der neueste Mitbewerber, der ein eigenes Gerät einführt. "Mit dem Eintritt in den E-Zigarettenmarkt in Deutschland tragen wir dem Konsumentenwunsch nach einer gesundheitsbewussteren und tabakfreien Alternative Rechnung", sagt Vorstandssprecher Michael Kaib.

Doch wie "gesundheitsbewusst" ist die Alternative zum herkömmlichen Rauchen wirklich? Forscher der "National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine" haben im Auftrag der US-Regierung über 800 Studien ausgewertet, die sich mit Gesundheitsfragen rund um E-Zigaretten befassen. Ihre Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild der Vor- und Nachteile des E-Zigaretten-Konsums.

Weniger schädliche Substanzen in E-Zigarette

E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak, stattdessen wird eine Flüssigkeit, das sogenannte "Liquid", erhitzt und als Dampf eingeatmet. Der Nikotingehalt der Liquids variiert stark, allerdings sei davon auszugehen, dass der durchschnittliche E-Zigarettenraucher ähnlich viel Nikotin zu sich nimmt, wie ein konventioneller Raucher.

Zusätzlich zum Nikotin enthielten auch Liquids eine ganze Reihe von potenziell giftigen Substanzen, aber in signifikant geringeren Maßen als Zigaretten. Der komplette Umstieg von konventionellen Zigaretten auf E-Zigaretten, so die Forscher, reduziere tatsächlich den Kontakt mit giftigen und krebserregenden Stoffen.

Langzeitstudien zu gesundheitlichen Risiken durch E-Zigaretten gibt es jedoch noch nicht - langfristige schädliche Effekte, die das "Dampfen" auf die Gesundheit haben könnte, sind somit nicht auszuschließen.

Auch E-Zigaretten machen abhängig

So gut wie sicher ist: Auch E-Zigaretten können zur Abhängigkeit führen. Es gibt auf Grundlage der Studienergebnisse zwar Hinweise, dass Risiken und Ausmaß der Abhängigkeit nicht die des Zigarettenrauchers erreichen, doch einiges deutet darauf hin, dass diese Ergebnisse durch die Variabilität des E-Zigaretten-Konsums zustande kommen: Der Stoff, der abhängig macht, ist vor allem das Nikotin - in Liquids variiert die Nikotinkonzentration stark und es gibt sogar nikotinfreie Liquids. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass nikotinfrei unbedenklich ist.

Die Studie bestätigt nämlich Gefahren durch die mögliche Explosion von E-Zigaretten, wobei die Experten einschränkend darauf hinweisen, dass eine schlechte Batterie-Qualität und eine unsachgemäße Nutzung der Geräte die Wahrscheinlichkeit einer Explosion erheblich steigern.

E-Zigaretten als Einstieg in konventionelles Rauchen

Besonders problematisch: Unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhöhe der Konsum von E-Zigaretten das Risiko, konventionelle Zigaretten zu rauchen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Untersuchung des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel.

"Die bisher ausschließlich für angloamerikanische, britische und für eine mexikanische Stichprobe berichtete Assoziation zwischen dem Konsum von E-Zigaretten und der Initiierung des Konsums konventioneller Zigaretten zeigte sich auch für eine Kohorte Jugendlicher in Deutschland", heißt es dazu etwas hölzern im Resümee der Untersuchung.

Seit 2016 ist in Deutschland ein Gesetz in Kraft, das Werbung für E-Zigaretten, Liquids und herkömmliche Tabakprodukte gleichermaßen untersagt. Steuerlich hingegen ist die E-Zigarette besser gestellt: Weder auf Geräte, noch auf Liquids erhebt der Staat bislang Steuern.

Die EU-Kommission hatte sich im Januar gegen eine Besteuerung ausgesprochen und will frühestens 2019 eine erneute Prüfung vornehmen. Grund dafür sei die mangelnde Datenlage über den noch jungen Markt und fehlende Klarheit im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen des "Dampfens".











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