Die Weltgemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, HIV bis 2030 zu besiegen. Momentan rückt dieses Vorhaben aber in weite Ferne – auch aufgrund der Corona-Pandemie und den Auswirkungen davon.
Zum Auftakt der Welt-Aids-Konferenz gab das Programm der Vereinten Nationen für HIV/AIDS (UNAIDS) bekannt, dass sich im vergangenen Jahr schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen weltweit mit dem Virus angesteckt haben. Eigentlich sollten es nach unterschiedlichen Programmen, Initiativen und Investitionen nur noch 500.000 pro Jahr sein. Bis 2030 wollte UNAIDS die Epidemie besiegt haben. Das Ziel rückt nun in die Ferne.
Es gebe Fortschritte, aber sie seien ungleich verteilt, sagte UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima. In Osteuropa, Zentralasien und Lateinamerika sowie im Nahen Osten und Nordafrika sei die Entwicklung nicht gut.
Ein leuchtendes Beispiel hingegen sei das kleine Königreich Eswatini (früher: Swasiland) im südlichen Afrika. Das Land mit rund einer Million Einwohner reduzierte die Zahl der Neuinfektionen von 13.000 im Jahr 2010 auf 6.500 im Jahr 2019, wie Ministerpräsident Ambrose Dlamini sagte.
Zu den Fortschritten zähle auch, dass 2019 dreimal so viele Menschen wie 2010 mit einer antiretroviralen Therapie behandelt wurden, heißt es in dem Bericht. Ende vergangenen Jahres waren das 25,4 Millionen der weltweit schätzungsweise 38 Millionen HIV-Infizierten. Bei der antiretroviralen Therapie handelt es sich um eine medikamentöse Behandlungsstrategie, die den Ausbruch der Krankheit verzögern soll.
Finanzielle Mittel für Aufklärung und Behandlung fehlen
Die Zahlen sinken zwar, doch die Ziele waren höher angepeilt. 690.000 Menschen starben 2019 an den Folgen ihrer Infektion, 39 Prozent weniger als 2010.
"Die Welt hat zu wenig investiert, zu wenig Menschen Zugang zu Behandlungen verschafft und dabei versagt, die Kurven mit neuen HIV-Infektionen und Todesfällen im Zusammenhang mit Aids bedeutend abzuflachen", heißt es in dem Bericht.
2019 hätten nur gut zwei Drittel der finanziellen Mittel für Aufklärung und Behandlung zur Verfügung gestanden. "Dieses kollektive Versagen (...) hat einen hohen Preis: Zwischen 2015 und 2020 hat es 3,5 Millionen mehr Infektionen und 820.000 mehr Todesfälle mit Bezug zu Aids gegeben, als es der Fall wäre, wenn die Welt im Plan gewesen wäre, um die Ziele für 2020 einzuhalten."
Corona-Pandemie erschwert Kampf gegen Aids
Auch die Corona-Pandemie wird in der weiteren Entwicklung hinsichtlich HIV eine Rolle spielen. "Die Coronavirus-Pandemie droht, uns noch weiter vom Kurs abzubringen", sagte Winnie Byanyima in Genf. Wachsende Armut durch den Stillstand der Wirtschaft führe zu zunehmender häuslicher Gewalt und gefährde vor allem Mädchen und junge Frauen. Sie treibe Menschen in prekäre Situationen, in denen das Risiko einer HIV-Infektion steige.
Infizierte könnten zudem teils nicht zu Ärzten gehen, heißt es in dem Bericht. Auch sei die Kondom- und Arzneiproduktion eingeschränkt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) laufen 73 Länder bereits Gefahr, dass ihnen die Vorräte an HIV-Medikamenten ausgehen. 24 Länder hätten schon große Nachschubprobleme oder fast leere Lager gemeldet. In diesen 24 Ländern lebe ein Drittel der Menschen, die die wichtige antiretrovirale Therapie erhalten.
Wenn die Behandlung mit antiretroviraler Therapie nur für 20 Prozent der HIV-Infizierten für sechs Monate unterbrochen werde, führe das zu 110.000 zusätzlichen Todesfällen, so UNAIDS. (awa/dpa)
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