- Wissenschaftler forschen seit Monaten an Impfstoffen, die Menschen immun gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 machen.
- Zwei Unternehmen haben jetzt vielversprechende Daten zu ihren zwei Coronavirus-Impfstoffen veröffentlicht.
- Wir stellen die beiden gegenüber.
Mehr als 200 Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 befinden sich zurzeit weltweit in der Entwicklung, aber erst wenige davon haben bereits die dritte und letzte Studienphase erreicht.
Die ersten, die Zwischenergebnisse der letzten Studienphase ihres COVID-Impfstoffes veröffentlichten, waren am 9. November das Mainzer Unternehmen Biontech und sein amerikanischer Partner Pfizer.
Die Wirksamkeit
Biontech und sein amerikanischer Partner Pfizer testeten das Mittel an mehr als 40.000 Probanden. Dabei erhielten einige Teilnehmer zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen, anderen wurden nur Placeboprodukte verabreicht. 94 Teilnehmer der Studie erkrankten. Zunächst hatten die Unternehmen die Wirksamkeit mit 90 Prozent angegeben, diese Zahl korrigierten sie wenige Tage später nach oben: Die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs liegt demnach nun bei 95 Prozent.
Am 16. November stellte der US-Konzern Moderna seine Studienergebnisse vor und bescheinigte eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Auch dieser Impfstoff befindet sich bereits in der entscheidenden Phase III. Getestet wurde an 30.000 Probanden, bei 95 Teilnehmern wurde eine Infektion nachgewiesen. Um vollen Impfschutz zu erreichen, wurden zwei Dosen des Impfstoffes im Abstand von vier Wochen verabreicht.
Experten erwarten Zulassung für mehrere Impfstoffe
Das Wettrennen der Hersteller um das beste Mittel zur Bekämpfung des Coronavirus ist also in vollem Gange. Es wird vermutet, dass weitere Hersteller in naher Zukunft ihre Ergebnisse bekannt geben.
Experten erwarten, dass mehrere Impfstoffe eine Zulassung erhalten werden. Nur so wird es möglich sein, die Weltbevölkerung mit entsprechenden Mengen an Impfdosen zu versorgen. Je nach Vor- und Nachteilen der jeweiligen Impfstoffe könnten so auch für verschiedene Bevölkerungsgruppen oder Länder die jeweils passenden Produkte bereitgestellt werden.
So wirken die Corona-Impfstoffe
Impfstoffe basieren auf einem Grundprinzip, nämlich dem Immunsystem Teile des Coronavirus SARS-CoV-2 zu verabreichen und so zu erreichen, dass der Körper eine Immunität gegenüber dem Erreger aufbaut.
Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna arbeiten an RNA-Impfstoffen und setzen damit auf einen relativ neuen Ansatz.
Hierbei wird dem Menschen kein Virus gespritzt, sondern der Impfstoff enthält nur Teile des Erbgutes des Coronavirus in Form von RNA, genauer gesagt sogenannte messenger-RNA (mRNA). Diese mRNA kann im Labor künstlich produziert werden und stellt den Bauplan für ein oder mehrere Virusproteine bereit. Nach der Injektion in einen Muskel nutzen die Körperzellen die mRNA als Vorlage, um ungefährliche Virusproteine, die Antigene, selbst zu produzieren. Diese wiederum erzeugen dann eine Immunantwort und bilden schützende Antikörper. Auf diese Weise werden Menschen immun gegen das Coronavirus.
Der Vorteil eines mRNA-Impfstoffes ist, dass er sich schnell in großen Mengen herstellen lässt. Aufgrund mangelnder Erfahrungswerte ist es andererseits aber schwer, seine Wirkung und auch mögliche Nebenwirkungen langfristig einzuschätzen. Bis jetzt gibt es auf dem Markt noch gegen keine Krankheit einen zugelassenen RNA-Impfstoff.
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Mögliche Nebenwirkungen
Neben der Wirksamkeit kommt es bei Impfstoffen auch darauf an, ob sie bei Geimpften Nebenwirkungen hervorrufen und wie stark mögliche Beschwerden ausfallen. RNA-Impfstoffe haben in der Regel allerdings ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen als klassische Impfstoffe.
Endgültige Aufschlüsse zur Sicherheit der beiden Corona-Mittel wird es zwar erst nach weiteren Überprüfungen geben, zum jetzigen Zeitpunkt scheint es aber sowohl bei dem Impfstoff von Biontech/Pfizer, als auch dem Mittel von Moderna keine wesentlichen Sicherheitsbedenken zu geben. Geimpfte Probanden klagten in den Untersuchungen zwar über Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen oder Müdigkeit, es traten nach ersten Erkenntnissen aber keine schweren Nebenwirkungen auf.
Haltbarkeit und Lagerung
Um Impfstoffe möglichst vielen Menschen weltweit zur Verfügung stellen zu können, sind auch die Haltbarkeit und Lagerungsanforderungen von Bedeutung. Nach Herstellerangaben hält sich das Moderna-Mittel bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad Celsius etwa 30 Tage lang stabil. Falls eine längere Lagerung notwendig ist, müsse der Impfstoff bei Temperaturen von minus 20 Grad Celsius aufbewahrt werden und wäre dann etwa sechs Monate haltbar.
Biontechs Impfstoff dagegen soll im Kühlschrank nur etwa fünf Tage stabil bleiben, davor muss er in konsequenter Kühlkette bei minus 70 Grad aufbewahrt werden, das stellt logistisch gesehen eine Herausforderung dar.
Wann wird ein Impfstoff zugelassen?
Wann ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird, hängt von aktuellen Studienergebnissen und dem jeweiligen Zulassungsverfahren ab. In der EU und in der Schweiz erhält ein Impfstoff nur eine Zulassung, wenn vom Hersteller nachgewiesen werden kann, dass er wirksam und verträglich ist.
Bis vor wenigen Jahren dauerte das aufwendige Verfahren zehn bis 20 Jahre. Neue Technologien, Erfahrungswerte verwandter Viren und eine intensive Zusammenarbeit mit verantwortlichen Behörden ermöglichen mittlerweile eine deutlich schnellere Zulassung, bei der die Sicherheit trotzdem oberste Priorität bleibt.
Mehrere der neu entwickelten Coronavirus-Impfstoffe befinden sich momentan in der letzten Studienphase und haben gute Chancen auf eine baldige Zulassung.
Notfallzulassung würde baldigen Einsatz möglich machen
Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna wollen eine Notfallzulassung bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde beantragen, um die Impfstoffe eventuell noch dieses Jahr auf den Markt bringen zu können. Auch der Europäischen Arzneimittelagentur liegen die beiden Impfstoffe vor und werden in einem beschleunigten Verfahren für eine Zulassung geprüft.
Mit einer Notfallzulassung können Impfstoffe eingesetzt werden, obwohl noch keine längeren Studien zu Sicherheit und Wirkung vorliegen.
So viele Impfstoff-Dosen soll es geben
Moderna will im Falle einer Zulassung nach eigenen Angaben bis Ende des Jahres etwa 20 Millionen Impfdosen herstellen. Für nächstes Jahr plant das Unternehmen, bis zu einer Milliarde Dosen auf den Markt zu bringen.
Konkurrent Biontech gab bekannt, in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Dosen und im nächsten Jahr etwa 1,3 Milliarden Dosen produzieren zu können.
Impf-Reihenfolge festlegen
Da auch bei großen Produktionsmengen nicht der gesamten Bevölkerung gleichzeitig Impfstoffe zugänglich gemacht werden können, muss eine Periodisierung erfolgen. Es muss festgelegt werden, welche Personengruppen zuerst geimpft werden.
Wie diese Stafflung genau aussehen wird, ist noch nicht geklärt. Gefährdete Personen, die beispielsweise Risikogruppen angehören und medizinisches Personal sollen aber sehr wahrscheinlich zuerst geschützt werden.
Verwendete Quellen:
- Biontech: "Aiming to address the global coronavirus pandemic"
- Die Bundesregierung: "Das ist der Stand der Impfstoff-Entwicklung"
- Moderna: "Moderna’s Work on a COVID-19 Vaccine Candidate"
- vfa: "Impfstoffe zum Schutz vor COVID-19, der neuen Coronavirus-Infektion"
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