Bei Arthrose kommt es zu einer unheilbaren Schädigung des Gelenkknorpels. Sind mehrere Gelenke betroffen, spricht man von Polyarthrose. Wie man Arthrose vorbeugen kann und was gegen die Schädigung hilft, erklärt ein Experte.

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Von Arthrose spricht man, wenn eine vorwiegend verschleißbedingte Schädigung des Gelenkknorpels vorliegt, den der Körper nicht wieder aufbauen kann. Sind mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen, spricht man von einer Polyarthrose. In den Fingergelenken tritt sie zum Beispiel relativ häufig auf. Grundsätzlich kann aber jedes Gelenk an Arthrose erkranken. Ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr leiden häufiger unter dem Gelenkverschleiß als Jüngere.

"Bei den über 65-Jährigen sind knapp die Hälfte der Frauen und fast ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen", sagt Privatdozent Bastian Marquaß, leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen.

Ursachen einer Polyarthrose

Der Knorpel bildet eine Art schützende Schicht zwischen zwei Knochenenden und ermöglicht einen reibungslosen Bewegungsablauf. Mit zunehmendem Alter wird diese Knorpelschicht dünner und es kann zu einer Abnutzung der Gelenke kommen. Stoßen die Knochenenden irgendwann sogar aufeinander, führt dies zu Schmerzen und schränkt die Beweglichkeit ein.

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Doch auch Fehlstellungen, Übergewicht, erbliche Veranlagung sowie andauernde Überlastungen und ältere Verletzungen des Gelenks können zu Arthrosen führen. Gerade diese Ursachen gelten als typisch für Polyarthrosen. "Ganz wichtig ist es, die Grundursache einer Arthroseentwicklung zu verstehen und entsprechend zu therapieren. Sind die Ursachen klar erkannt, so reduziert eine gezielte Behandlung auch die Wahrscheinlichkeit einer Arthrose-Entwicklung in anderen Gelenken", erläutert Marquaß.

Ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung beugen vor

Jeder kann selbst dazu beitragen, eine Entstehung oder das Fortschreiten einer Arthrose hinauszuzögern, indem er eine dauerhafte Überbelastung seiner Gelenke vermeidet und einen gesunden Lebensstil pflegt. Spazierengehen, Schwimmen oder Fahrradfahren, also moderate Bewegung und Sportarten, welche die Gelenke schonen, können den Verlauf der Erkrankung eindämmen oder bremsen. Extremsport sollte vermieden werden, da er die Gelenke zu sehr belastet.

"Durch regelmäßige Bewegung kann der Gelenkknorpel über die Gelenkflüssigkeit mit wichtigen Nährstoffen versorgt und somit am Leben erhalten werden", sagt Marquaß. Zudem sollten Arthrose-Patienten auf ihr Gewicht achten, denn eine der Hauptursachen für Gelenkverschleiß ist Übergewicht. "Wir wissen heutzutage, dass sich eine basische Ernährungsweise positiv auf den Knorpel auswirkt", erläutert der Orthopäde. Vor allem Omega-3-Fettsäuren, wie sie beispielsweise in Fisch enthalten sind, beeinflussen die Gelenksituation positiv.

Arthrose rechtzeitig behandeln

Ist der Knorpel durch eine Arthrose zerstört, kann er nicht wiederhergestellt werden. Deshalb ist eine frühzeitige Behandlung extrem wichtig, um die Gelenke erhalten und die Beweglichkeit verbessern zu können. Da eine Arthrose meist schleichend auftritt, wird sie allerdings oft erst spät erkannt. Erste Warnzeichen können Anlaufschwierigkeiten nach längerem Ruhen, Gelenksteifigkeit in der Früh, Schmerzen am Gelenk oder eine verspannte Muskulatur an der betroffenen Stelle sein.

Knorpelabrieb oder Einklemmungen lassen sich gerade im Anfangsstadium einer Knorpelschädigung oft durch die minimalinvasive Gelenkspiegelung (Arthroskopie) erkennen und beseitigen. Zudem können gegebenenfalls Fehlstellungen korrigiert und ein Fortschreiten der Knorpelschädigung verhindert werden. "Rechtzeitig angewendet helfen zudem Physiotherapie, Muskeltraining und orthopädische Hilfsmittel, den Bewegungsablauf zu korrigieren und das Gelenk zu entlasten", sagt der Experte.

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Im Anfangsstadium sind oft auch Arzneimittel auf pflanzlicher Basis, zum Beispiel mit Extrakten der durchblutungssteigernden Brennnessel, eine effektive Alternative bei der Schmerzbehandlung. Daneben haben sich auch Wärmeanwendungen, Akupunktur oder Yoga bewährt, um Arthrose-Beschwerden zu lindern.

Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten und helfen konservative Methoden nicht mehr, die Schmerzen zu lindern und eine eingeschränkte Beweglichkeit zu verbessern, können gelenkerhaltende Operationsverfahren in Erwägung gezogen werden. Ist die Arthrose lokal begrenzt, können moderne Methoden wie Knorpeltherapie oder die Plasma-Therapie eine Regeneration des Knorpelschadens bewirken.

Über den Experten

  • Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sportmedizin an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Seine Behandlungsschwerpunkte sind Ellenbogen-, Knie- und Schulterschmerzen. Darüber hinaus lehrt Dr. Marquaß seit 2013 Orthopädie und Unfallchirurgie an der Universität Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Therapie von Knorpeldefekten und der Einsatz von Stammzellen.

Verwendete Quellen

  • Deutsche Rheuma-Liga: Arthrose
  • Öffentliches Gesundheitsportal Österreich: Arthrose
  • Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.: Wie häufig ist Arthrose?
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