Die Fahrprüfung ist bestanden, nun müssen sich Anfänger ohne Fahrlehrer auf die Straße wagen. Diese neue Situation macht viele Fahrer nervös. Bei manchen schlägt diese Nervosität aber in regelrechte Angst um - meistens nach Jahren der Fahrpraxis. Was Sie gegen Amaxophobie tun können.
Dass man als Fahranfänger in gesundem Maße Respekt vor dem Straßenverkehr hat, ist völlig normal. Gewöhnlich gewinnt man mit der Zeit an Routine und die Nervosität legt sich.
Für Menschen mit Amaxophobie, also Fahrangst, ist es jedoch kaum möglich, ohne fremde Hilfe eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Die Angststörung kann bis zur völligen Vermeidung des Fahrens führen.
Amaxophobie zählt zu den spezifischen Phobien. Sie ist also eine Angststörung, die sich auf ganz bestimmte Situationen oder Objekte bezieht, von denen sich der Betroffene bedroht fühlt. In diesem Fall ist das entweder die Angst vor dem Autofahren selbst, vor bestimmten Verkehrssituationen oder vor dem Auto als gefährliche Maschine.
Amaxophobie: Wie äußert sich die Angststörung?
Als diagnostische Kriterien müssen mehrere starke körperliche und psychische Symptome zusammen kommen wie Herzklopfen, schwitzende Hände, Schwindel, Blickfeldverengung oder Zittern bis hin zu dem Gefühl, keine Kontrolle mehr über den eigenen Körper zu haben oder zu sterben. Diese Hilflosigkeit und Panik führt zu einer starken emotionalen Belastung und kann dazu führen, die eigene Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer nicht mehr gewährleisten zu können.
Die Gedanken von Betroffenen drehen sich vor und während des Fahrens permanent um Katastrophen. Vor allem befürchten sie, anderen Schaden zuzufügen.
Die Ausprägung der Krankheit kann unterschiedlich sein. "Sie führt aber meistens zu einer immer stärker werdenden Vermeidung von angstauslösenden Situationen", erklärt Therapeutin Simone Caillé. Angst kann Betroffenen zum Beispiel eine unbekannte Strecke machen. Oder Tunnel, Baustellen, Fahrer, die von hinten drängeln, stressiger Stadtverkehr oder das Fahren auf Autobahnen. "Andere setzen sich selbst als Beifahrer in kein Fahrzeug mehr", sagt Caillé.
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Wie entsteht Fahrangst?
Caillé berichtet, dass Menschen ab 25 Jahren ihre Therapie in Anspruch nehmen: "Es sind sowohl Frauen als auch Männer betroffen, Frauen jedoch häufiger. Bei den meisten Menschen, die eine phobische Störung entwickeln, tritt diese erst in späteren Jahren, also lange nach der Fahrprüfung, auf. Oft haben sie bereits viele Jahre an Fahrpraxis hinter sich. Betroffene haben jedoch häufig gravierende Erlebnisse gehabt, die zu dieser Phobie geführt haben."
Traumatische Erlebnisse wie Unfälle, vielleicht sogar mit Todesfällen, Beinah-Unfälle oder einmalige Situationen des Kontrollverlusts beim Fahren, zum Beispiel, wenn der Fahrer wegen Übermüdung am Steuer zusammen bricht, können eine Amaxophobie auslösen.
"Hinzu kommen oft prinzipielle Versagensängste, ein geringes Selbstwertgefühl, übersteigerte Anforderungen an sich selbst und negative Glaubenshaltungen, die teilweise aus dem familiären Umfeld stammen", berichtet Caillé. "Zum Beispiel: 'Die Straßen sind zu gefährlich und unkalkulierbar' oder auch 'Ich tauge nichts, ich schaffe das eh nicht.'"
Was kann man dagegen tun?
Da gerade diese Phobie mit sehr viel Scham, Selbstabwertung aber auch mit Unverständnis seitens des persönlichen Umfelds verbunden ist, ziehen sich betroffene Menschen häufig sozial zurück. "Wichtig ist es jedoch, den Vergleich mit anderen aufzugeben und sich bewusst zu machen, dass es gute Gründe für die eigene Angst gibt, auch wenn man diese vielleicht noch nicht kennt. Der Austausch in Foren mit Gleichgesinnten hilft zu erkennen, dass man mit seinem Problem nicht allein ist", sagt Caillé.
Menschen mit Amaxophobie sollten ihren Fahrstil an das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis anpassen, das heißt größere Abstände und moderate Geschwindigkeiten beim Fahren einhalten. Wer sich selbst nicht aus der Angst befreien kann, sucht sich am besten professionelle Hilfe.
Effektiv ist die Kombination aus therapeutischen Maßnahmen wie Gesprächen, der Überarbeitung von bestimmten Glaubenshaltungen und der Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls mit einem anschließenden therapeutischen Fahrtraining - idealerweise mit einer Person, die sowohl Therapeut als auch Fahrlehrer ist.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Simone Caillé
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