E-Mails lesen, den Musikplayer bedienen und Körperfunktionen messen: Smartwatches sind kluge Uhren, die eng mit dem Smartphone zusammenarbeiten. Aber was unterscheidet die Uhren von Samsung, Motorola & Co.? Lohnt sich der Kauf?

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Eine neue Nachricht von Facebook, eine Erinnerung an einen anstehenden Termin, navigieren, per Sprachbefehl Nachrichten senden oder bei Google suchen, eingehende Anrufe anzeigen: Smartwatches bieten viele Features, die man vom Smartphone kennt. Aber sie funktionieren, ohne dass man das Handy aus der Tasche holen muss, der Mini-Computer am Handgelenk genügt. Smartwatches können noch mehr: Sie richten sich an ein fitnessinteressiertes Publikum und zählen beispielsweise Schritte oder messen den Puls.

Nach Smartphones und Tablets setzt die Elektronikindustrie jetzt vor allem auf die Smartwatches. Auf der IFA in Berlin waren die klugen Uhren eines der Trendthemen, mehrere Hersteller zeigten neue Modelle. Während es im vergangenen Jahr nur eine Handvoll Geräte gab, wächst der Markt jetzt deutlich. Aber was können die Uhren, was unterscheidet sie voneinander und lohnt sich der Kauf? Wir geben einen Überblick.

Smartwatches werden hübscher

Der erste Blick auf die neuen Modelle verrät: Die Smartwatches werden langsam ansehnlicher. Die ersten Geräte waren noch ziemlich klotzig und hässlich. Die Nachfolger von Motorola, Sony & Co. sehen aus wie echte Uhren, sie sind zum Teil rund und echte Hingucker – im positiven Sinne. Damit werden die Uhren, auch Wearables genannt, interessanter für die breite Masse. Die neuen Geräte haben einige Gemeinsamkeiten: Alle sind wasserdicht, alle haben einen internen Speicher von vier Gigabyte. Bei den Preisen und der weiteren Ausstattung unterscheiden sie sich aber stark.

Bislang gibt es nur Geräte mit Googles Betriebssystem Android Wear. Lediglich Samsung setzt auf sein eigenes Betriebssystem Tizen, das allerdings an Android erinnert. Viele warten gespannt, was Apple macht: Der iPhone-Hersteller wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit seiner "iWatch" eine eigene Smartwatch vorstellen. Und die ist mit Sicherheit weder klobig noch hässlich, denn Apple legt bei all seinen Geräten großen Wert aufs Design.

Die Probleme der Smartwatches

Bislang haben aber alle Smartwatches mit zwei Schwierigkeiten zu kämpfen: Wenn die Uhren klein und schlank sein sollen, passt kein großer Akku hinein. Andererseits sollen die Geräte natürlich möglichst lang durchhalten, ohne dass sie geladen werden müssen. Die aktuellen Modelle laufen bei normalem Betrieb nur ein bis zwei Tage. Ein anderes Problem ist, dass die Uhren immer eine Verbindung zum Smartphone benötigen, die sie über Bluetooth herstellen. Das Handy braucht dazu mindestens das Betriebssystem Android 4.3.

Samsung "Gear S": Die Alleskönnerin

Samsung hat mit seiner "Gear S" eine Lösung gefunden, damit die Uhr auch ohne Smartphone-Kopplung funktioniert. Das Modell hat als einzige der neuen Uhren einen SIM-Karten-Slot. Damit kann sie sich ins mobile Internet einwählen, sofern kein WLAN verfügbar ist. Die Uhr hat auch ein Mikrofon und einen Lautsprecher an Bord, darum kann man ihr auch telefonieren. Mit Hilfe einer virtuellen Tastatur kann der Nutzer zudem Nachrichten beantworten – oder per Spracheingabe diktieren. Ausgerechnet die "Gear S" hat aber mit 300 mAh den schwächsten Akku der neuen Modelle. Mit dem Plastikarmband wirkt sie weniger edel als etwa Motorolas "Moto 360" – und sie ist die größte der Smartwatches.

Dafür ist die Auflösung des zwei Zoll großen AMOLED-Displays mit 480 x 360 Pixeln besser als bei allen Konkurrenten. Und die Uhr bringt eine bessere Ausstattung mit: Pulsmesser, Schrittzähler, Helligkeitssensor zur Regelung der Displaybeleuchtung, UV-Sensor, Kompass und Barometer. Auch sonst hat sie ein paar Besonderheiten: Der Bildschirm ist gebogen und soll deshalb mehr Tragekomfort bieten. Das Armband lässt sich zudem wechseln. Der interne Speicher beträgt wie bei der Konkurrenz vier Gigabyte. Die Uhr wiegt in Schwarz 67 Gramm und in Weiß 84 Gramm. "Gear S" kommt im Oktober auf den Markt, den Preis hat Samsung aber noch nicht verraten. Gerüchten zufolge könnte sie 399 Euro kosten.

Motorola "Moto 360": Die Elegante

Die wohl eleganteste Uhr ist Motorolas Modell "Moto 360". Das Edelstahl-Gehäuse ist rund, das Armband besteht aus grauem oder schwarzem Leder. Der Besitzer kann das Design des Ziffernblatts selbst bestimmen, die meisten Vorlagen erinnern an analoge Uhren. Das 1,56-Zoll-Display hat eine Auflösung von 320 x 290 Pixel, es besteht aus kratzfestem Gorillaglas. Integriert sind Schrittzähler und Pulsmesser. Motorola legt der Moto 360 eine Dockingstation bei, mit der die Uhr kabellos geladen wird. Sie wiegt 49 Gramm und kostet 249 Euro.

Sony "Smartwatch 3": Die Sportliche

Sony hat – wie Samsung – schon Erfahrung mit intelligenten Uhren, die "Smartwatch 3" ist bereits das dritte Modell der Japaner. Sie bringt ein 1,68 großes Display mit einer Auflösung von 320 x 320 Pixeln mit. Anders als bei der Konkurrenz erinnert das Design der Smartwatch wenig an eine klassische Uhr. Sie wirkt schlicht und sportlich, mit dem Gummiarmband aber wenig edel. Später soll es auch Stahlarmbänder geben. Das Gehäuse besteht aus rostfreiem Stahl. Der Akku ist der leistungsstärkte im Vergleich zu den Geräten anderer Hersteller. Dafür ist die Ausstattung mager: Lediglich einen Kompass hat Sony in die Uhr eingebaut. Die Uhr wiegt ohne Armband 45 Gramm. Das Armband ist in Gelb oder schwarz zu haben. Die Uhr kostet 219 Euro.

LG "G Watch R": Die komplett Runde

LG ist ebenfalls kein Neuling im Bereich der Smartwatches. Die "G Watch" R ist die Nachfolgerin der "G Watch", und im Gegensatz zu dieser hat sie ein rundes Diplay bekommen. Das besteht aus kratzfestem Gorillaglas, ist 1,3 Zoll groß und hat eine Auflösung von 320 mal 320 Pixel. Die Anzeige ist komplett rund, das unterscheidet die Uhr von Motorolas "Moto 360". Dort ist am unteren Ende ein Stück abgeschnitten. Mit Lederarmband wiegt die Uhr 49 Gramm. Die Akkuleistung liegt im oberen Bereich, mehr bietet nur Sonys "Smartwatch 3". Die "G Watch R" hat Barometer, Schrittzähler, Pulsmesser und Kompass integriert. Die LG-Smartwatch mit Edelstahlgehäuse und Lederarmband kommt im Oktober für 299 Euro auf den Markt. Zum Lieferumfang gehört eine Dockingstation, mit der die Uhr kabellos geladen wird.

Asus "ZenWatch": Das Schnäppchen

Eine der elegantesten neuen Smartwatches ist neben der "Moto 360" von Motorola die "ZenWatch" von Asus. Sie besitzt ein Edelstahlgehäuse mit goldener Umrandung und ein Armband aus echtem Leder. Das Display misst 1,6 Zoll und hat eine Auflösung von 320 x 320 Pixel. Die Anzeige des Ziffernblatts kann der Besitzer aus verschiedenen Designs selbst bestimmen. Die Smartwatch besitzt einen Pulsmesser und einen Schrittzähler. Leider fehlt ein automatischer Helligkeitssensor, der das Display an die Umgebung anpasst, zum Beispiel im Sonnenlicht. Die Akkuleistung liegt im oberen Mittelfeld. Die Uhr wiegt 75 Gramm und soll 199 Euro kosten. Wann sie verfügbar ist, steht aber noch nicht fest.

Fazit: nicht gleich zuschlagen

Die "ZenWatch" von Asus ist im Vergleich zur Konkurrenz das günstigste Modell, das aber fast alle Funktionen der anderen ebenfalls an Bord hat. Wer sich eine Smartwatch zulegen will, aber noch etwas Geduld hat, sollte noch nicht zuschlagen. Zum einen dürfte bald Apples iWatch auf den Markt kommen, die womöglich eine ganze Geräteklasse revolutioniert, ähnlich wie das iPhone 2007. Zum anderen sind die aktuellen Geräte noch nicht ganz ausgereift. Die Hersteller verbessern ihre Modelle ständig, es lohnt sich deshalb, noch bis zu den Nachfolgegeräten zu warten.

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