Die 4. Generation der Yamaha MT-07 präsentiert sich dank der größten Überarbeitung der Modellgeschichte spritziger denn je: besseres Fahrwerk, zeitgemäße Elektronik und für geringen Aufpreis das automatisierte Schaltgetriebe Y-AMT.

Mehr zum Thema Mobilität

2014, ein Jahr nach der Dreizylinder-Schwester MT-09, legte der Twin die Basis für einen fast beispiellosen Erfolg: Fast 200.000 Exemplare der Yamaha MT-07 verkaufte der japanische Hersteller seither allein in Europa. Es sei somit das bestverkaufte Motorrad in unserem Kontinent, sagt Yamaha – noch vor BMWs großer GS. Das bestverkaufte Naked Bike in Europa ist die MT-07 auf jeden Fall. Sie war für Yamaha ein echter "Game Changer".

MT-07-Motor ist Meister des Drehmoments

Ihr Motor ist ein Meister des Drehmoments: 68 Newtonmeter sind eine gute Ausbeute für 690 Kubik. Eben jenes bekanntermaßen spritzige und kräftige Herzstück hat Yamaha für die vierte Generation der MT-07 nur an der Peripherie geändert: Nun werden die Drosselklappen elektronisch betätigt, sind Traktionskontrolle und drei Fahrmodi und an Bord: Street, Sport und Custom. Im Sport-Modus geht der Twin spürbar direkter ans E-Gas, unter Touring öffnen die Drosselklappen sanfter, regelt die Traktionskontrolle früher. Unter dem frei programmierbaren Custom-Modus darf man sie auch ausschalten. Ergibt aber nur Sinn, wenn man Freuden-Wheelies provozieren möchte.

Dank 270 Grad Hubzapfenversatz ergibt sich eine ungleichmäßige Zündfolge – alle 270, dann 450 Grad und wieder von vorn. Klingt satt, wie ein 90-Grad-V2. Zudem hat Yamaha echtes Sound-Engineering im Ansaugtrakt betrieben und lässt die MT-07 dumpf aus der Airbox knurrren. Um diesen gewünschten, kernigen Schall gezielt zum Fahrer-Ohr zu leiten, gibt es ab Modelljahr 2025 eigens spezielle Schlitze auf der Oberseite der hinteren Tank-Abdeckung.

Yamaha MT-07 mit komplett umgestricktem Fahrwerk

Womit sich die neue Yamaha MT-07 besonders gut in Szene setzt, ist ihr komplett umgestricktes Fahrwerk. Es ist auch äußerlich das wichtigste Erkennungszeichen der umfangreichsten Modellpflege in den vergangenen 11 Jahren! Denn die erstmals verbaute Upside-down-Gabel macht nicht nur optisch was her. Sie führt auf anspruchsvollen Geläuf auch besser: Das Gefühl für die Front, das wichtige Feedback, liefert die neue Gabel einfach besser als je zuvor. Sie reitet lange Wellen in der Asphalt-Dünung souverän ab, fischt kurze harte Absätze gut raus.

Video: Im Video: Yamaha MT-07 (2025)

Und sie setzt sogar dem Eintauchen beim wieder und wieder notwendigen heftigen Ankern mehr Widerstand entgegen, bleibt schön stabil. Immerhin arbeiten hier nun radial angeschlagene Vierkolbensättel – bissfest, kräftig und feiner dosierbar als bisher. Und wie leicht die neue Yamaha MT-07 in Schräglage fällt, wie präzise sie die Kurven aller Radien durchzirkelt, das ist schon phänomenal. Hier setzen sich die um immerhin 480 Gramm erleichterten geschmiedeten Gussräder in Szene – 410 Gramm vorn, deren 70 hinten.

Sticht begeisternd frech ins Eck

Zu geringeren ungefederten Massen kommen noch geringere Kreiselkräfte hinzu. Diese setzen dem Abklappen aus der Senkrechten und besonders dem spielerisch-schnellen Hin-und-Her-Werfen nämlich noch weniger Widerstand entgegen. Klasse. Gleichzeitig sank der Radstand minimal, sorgen geringfügig verlängerter Nachlauf und flacherer Lenkkopfwinkel zusammen mit dem verstärkten, steiferen Stahlrahmen für einen nahezu perfekten Spagat aus Agilität und Stabilität. Passt. Die Yamaha MT-07 sticht begeisternd verwegen-frech ins Eck. Und vermittelt so viel Vertrauen dabei.

Wie von selbst findet die Yamaha MT-07 die richtige Linie. Mal verschätzt? Die Kurve zieht sich zu? Kein Problem. Die MT-07 ist jederzeit für einen anderen, auch engeren Radius zu haben. Schwupps, einen GS-Fahrer überholt. Wirklich wahr. Das Geheimnis? 183 Kilogramm vollgetankt laut Werksangabe. Und diese bloß gut dreieinhalb Zentner präsentieren sich wohlausgewogen und in bester Balance.

Fahrerisch die beste MT-07-Generation bisher

Fahrerisch ist die vierte Generation der Yamaha MT-07 zweifellos die beste bisher. Wenn die Dunlop Sportmax Q5A aus japanischer Produktion warm geknetet sind und Temperatur aufgebaut haben, sind immense Schräglagen möglich. Dabei bringt der 180er-Hinterreifen für ein 74-PS-Motorrad ganz schön viel Gummi auf die Straße. Da verzeiht man das etwas holziger, trockener ansprechende Federbein gern. Es ist für ein Einsteiger-Motorrad fast schon zu straff abgestimmt. Gut bei sportiver Fahrweise, aber eine Komfort-Sänfte ist die Yamaha MT-07 damit definitiv nicht. Dann ist es auch nicht schlimm, dass die erlaubte Zuladung mit bloß 171 Kilo bescheiden ausfällt. Welches Gefühl hier immer mitfährt? "Du hast alles unter Kontrolle."

Ergonomie passt für Kleine und Große

Daran hat die veränderte, optimierte Ergonomie auf der Yamaha MT-07 einen gehörigen Anteil. Der nun breitere Lenker gibt sich entgegenkommender. Im Wortsinne: Gut, gerade auch für kleinere Piloten und Pilotinnen. Im hinteren Bereich weiter eingezogene Flanken des dafür in der Mitte geringfügig breiteren Tanks helfen zusammen mit der im vorderen Bereich schmaleren Sitzbank, beide Fußsohlen jederzeit sicher auf die Erde zu bekommen. Gleichzeitig räumen die etwas tiefer platzierten Fußrasten auch den Beinen von größer gewachsenen Menschen genügend Platz ein. So fährt man entspannt, prima ins Geschehen integriert.

Automatisiertes Schaltgetriebe Y-AMT für 500 Euro Aufpreis

Mit dieser Eigenschaft holten schon die bisherigen Yamaha-MT-07-Modelle völlig unterschiedliche Fahrernaturelle ab: Beginnern (übrigens ging jede fünfte Yamaha MT-07 an eine Fahrerin!) machte sie es einfach, alten Fahrensmännern gefiel das verdammt flotte Fahrverhalten. Diese Bandbreite wird mit dem Modelljahr 2025 nochmals gesteigert: Denn für moderate 500 Euro Aufpreis ist das automatisierte Schaltgetriebe Y-AMT an Bord. Hier sorgen je ein elektrischer Stellmotor für das Schalten und ein anderer fürs Kuppeln. Erkennt man auf den ersten Blick am Fehlen von Schalt- und Kupplungshebel. Und an der geänderten Lenker-Armatur. Links am Lenker kann Mann oder Frau per Zeigefinger hoch- und per Daumen runterschalten.

Schon irre, wie gut dieses "nicht-schalten-müssen-wohl-aber-können" vom ersten Meter an funktioniert. Bereits das Anfahren überrascht: rechts am Lenker in den "AT"-Modus geschaltet, und schon legt die Automatik, die ja keine ist, den ersten Gang an. Der liegt bei der Y-AMT-Version der Yamaha-MT-07 übrigens über dem ganz unten sitzenden Leerlauf – nicht zwischen jenem und dem ersten Gang. Dadurch haben alle Schaltvorgänge den exakt gleichen Abstand, räumlich wie zeitlich. Und zwar 0,1 Sekunden laut Yamaha. Anders als bei der Doppelkupplung von Honda kann beim Abstellen des Motors der erste Gang oder der Leerlauf drinbleiben – eine Feststellbremse ist daher nicht nötig.

Kuppeln funktioniert absolut perfekt dosiert

Ist das ungewohnt, so ganz ohne Kupplungshebel anzufahren? Ja, aber nur beim allerersten Mal. Denn die Yamaha-MT-07 mit den elektrischen Helferlein setzt sich so sanft in Bewegung, dass man es kaum glauben mag. Kuppeln funktioniert absolut perfekt dosiert, völlig unmerklich! Deswegen gehen selbst Wendemanöver absolut leicht von der Hand. Sogar bei vollem Lenkeinschlag! Die Yamaha macht das schon. Ja, und das Schalten? Erledigt der andere Motor auch prima. Er setzt die Schaltwalze so in Bewegung, wie es sonst das Schaltgestänge tut. Das können sensible Fahrernaturen durchaus mal hören. "Tack-tack-tack" schaltet die Y-AMT-Yamaha MT-07 ruckzuck im Stadtverkehr hoch.

Oder eben runter, etwa beim Heranrollen an eine Kreuzung. Unter ca. 65 km/h schaltet die "Automatik" (sie ist ja keine) bereist vom 6. in den 5. Gang zurück. Mitunter offenbart auch erst der Blick auf die Ganganzeige, dass die Heinzelmännchen hier gekuppelt und geschaltet haben. Dabei gibt es zwei Fahrmodi: D und D+. Unter "D Plus" schaltet die Bordelektronik später hoch und früher runter, lässt länger den niedrigen Gang drin.

Y-AMT ist absolut bediensicher und benutzerfreundlich

Aber ein Fingerschnipp genügt – und im Maschinenraum der Yamaha-MT-07 schaltet es einen Gang höher: Selbst wenn man nicht im manuellen Modus fährt, kann man dem Motor jederzeit seinen Willen aufdrücken. Sofern der Schaltbefehl plausibel ist. Ein (versehentliches) Kommando, das zum Überdrehen des Motors oder allzu niedertouriger Drehzahl führen würde, lassen die hinterlegten Schalt-Algorithmen nämlich nicht zu. Absolut bediensicher und benutzerfreundlich! Aber auch sportlicher.

Wenn man es im Kurven-Dickicht richtig fliegen lassen möchte, ist das Y-AMT eine echte Unterstützung – Erleichterung selbst für Profis. Einfach vor dem Kurveneingang mit der Fingerspitze ruck-zuck zwei Gänge runterschalten. Geht schneller, noch smoother als mit dem sogenannten "Schalt-Assistenten", den Yamaha für die Version ohne Y-AMT übrigens auch im Angebot hat. Angst vor einem stempelnden Hinterrad muss man hier wie dort dank neuer Anti-hopping-Kupplung nicht habe. Und in voller Schräglage reicht Hahn spannen oder der leichte Druck auf den vorderen Drucktaster, und der nächsthöhere Gang sitzt binnen einer Zehntelsekunde. Klasse!

Saubereres Fahren dank automatisiertem Schalten

Was das bewirkt? Ein "saubereres" Fahren. Du konzentrierst dich eigentlich nur noch auf Brems- und Einlenkpunkte, findest eine noch besser passende Linie, als es die konventionelle Yamaha MT-07 ohnehin kann. Denn auch, wenn man in seinem Motorrad-Leben (beim Autor sind das genau 40 Jahre) schon Millionen mal geschaltet und gekuppelt hat: Das feine Zusammenspiel von Fuß und Hand will ja doch geübt sein, benötigt irgendwo im Klein- oder Großhirn eine minimale "Rechnerkapazität". Die ist nun frei für andere Dinge, entspannteren Landschaftsgenuss oder herzhaftes Herbrennen. Du hast die Wahl.

Nur 2,8 Kilogramm wiegt das "Y-AMT"-System in Summe. Seine beiden kompakten Stellmotoren haben huckepack des Motors Platz gefunden. Und die Kupplungsglocke baut bloß 5 mm breiter. Ist bei der wirklich flotten Fahrt alles nicht zu spüren. Könnte aber genauso gut für Fahrschulen eine super-easy fahrbare Option sein. Und nur die Y-AMT-Yamaha MT-07 hat auch einen fein regelnden Tempomaten an Bord. Yamaha hat für Deutschland nur 30 Prozent der zu verkaufenden MT-07 mit dem tadellos funktionierenden System geordert. Das wirkt vorsichtig. Der Autor würde nicht nur für seine erst seit kurzem Motorrad fahrende Freundin das Y-AMT bevorzugen.

Yamaha MT-07 Verbrauch: 4,1 L/100 km

Ihr würde sicherlich auch der elegantere "Premium-Look" der 2025er-Yamaha-MT-07 gut gefallen. Sie wirkt mit der geglätteten Lampenmaske im Stil der großen Dreizylinder-Schwester MT-09 sehr homogen. Die LED-"Positionsleuchten" darin erinnern an Katzenaugen. Gut steht der Yamaha MT-07 das neue 5-Zoll-TFT-Cockpit. Es zeigt knackscharf und brillant in vier verschiedenen Anzeige-Modi an. Es wird über einen Joystick an der linken Lenker-Armatur bedient. So lassen sich auch die Werte zum Benzinkonsum abrufen. 4,1 Liter hat Yamaha homologiert; 4,5 Liter stehen bei uns nach der kurvenreichen Testfahrt im Digital-Instrument.

Schon über die "Fire&forget"-Blinker gesprochen? Sie schalten sich nach einer bestimmten Zeit bzw. Strecke von allein wieder aus. Oder über die schönen LED-Leuchten im formschönen, kompakten Heck? Bleibt noch die Preisfrage. 8.524 Euro tutto kompletti ruft der freundliche Yamaha-Händler ab sofort für die komplette überarbeitete, in Indonesien gebaute Yamaha MT-07 auf. Das sind nur moderate 150 Euro Aufpreis zum Vormodell. Dafür gibt es ein deutlich besseres, knackigeres Fahrwerk, Traktionskontrolle, Fahrmodi, noch leichteres Handling und so fort. 9.024 Euro kostet die Yamaha MT-07 mit dem empfehlenswerten Y-AMT-Getriebe. Das erscheint sehr fair für eine ebenso benutzerfreundliche wie umgängliche Kurven-Künstlerin wie die Yamaha MT-07.

Exklusive Inhalte mit MRD+
Noch mehr MOTORRAD gibt es bei MRD+. Exklusive Tests, Fahrberichte und Vergleichstests.

Fazit

Mehr denn je holt die Yamaha MT-07 völlig unterschiedliche Fahrernaturelle ab. Sie macht es Beginnern auch dank noch zugänglicherer Ergonomie einfacher und umgänglicher als schon zuvor. Gleichzeitig werden sich sogar Profis über das noch handlichere und sportlichere Fahrwerk freuen. Von kommod bis frech, die Yamaha MT-07 beherrscht beides. Erst recht mit der spannenden Y-AMT-Techologie zum noch leichteren Schalten und Kuppeln.  © Motorrad-Online