Bahn und Bund wollen Bahnübergänge nach und nach durch Unter- oder Überführungen ersetzen und so die Unfallzahlen weiter reduzieren.

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Weil es an Bahnübergängen immer wieder zu Kollisionen von Fußgängern, Rad- und Autofahrern mit Zügen kommt, wollen Bahn und Bund die Bahnübergänge nach und nach ersetzen. Besonders hoch ist die Unfallgefahr an unbeschrankten Übergängen.

Wie der Spiegel berichtet, arbeiten der Bahn-Konzern und der Bund schon seit 2019 an dem Vorhaben. Die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Ziele der Bundesregierung, neue Bahnübergänge zu vermeiden und vorhandene Bahnübergänge nach Möglichkeit zu beseitigen, schafft das Eisenbahnkreuzungsgesetz. Wird eine neue Straße gebaut, die eine Bahnstrecke kreuzt, ist grundsätzlich eine Brücke zu errichten. Verursacht ein vorhandener Bahnübergang erhebliche Verkehrsstörungen, unterstützen Bund und Länder die Finanzierung von Brücken oder Unterführungen für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger. An alten Bahnübergängen wird der Schienenverlauf häufig untertunnelt oder überbaut, damit Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrende sicher auf die andere Seite gelangen.

Rückbau läuft, Unfallzahlen sinken

Laut DB gab es deutschlandweit Mitte der Neunzigerjahre rund 28.000 solcher Kreuzungen von Straße und Schiene, im Jahr 2023 waren es nur noch 15.820 Anlagen. Über 63 Prozent der Bahnübergänge bei der Deutschen Bahn sind dabei nach Bahn-Angaben technisch mit Blinklicht, Lichtzeichen sowie Voll- oder Halbschranken gesichert. Alle zwei Jahre wird die technische Ausrüstung überprüft, ob sie noch ausreichend ist.

Die Unfallbilanz gibt dem Vorhaben recht. Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen sei zwischen 1995 und 2023 um mehr als drei Viertel gesunken, meldet der Spiegel mit Bezug auf einen Bahn-Sprecher. Demnach gab es im Jahr 2023 bundesweit 154 solcher Unfälle.

Die Ursachen für Bahnübergangsunfälle sind vielfältiger Natur. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre zeichnet sich jedoch ab, dass über 95 Prozent der Kollisionen aufgrund von Unaufmerksamkeit, Leichtsinn oder Unkenntnis passieren. Zudem können Züge Hindernissen nicht ausweichen. Sie haben wegen ihrer großen Masse einen sehr langen Bremsweg: Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h braucht ein Zug selbst bei einer Vollbremsung noch etwa 800 bis 1.000 Meter, bis er zum Stehen kommt. Auf Strecken, auf denen Züge mit mehr als 160 km/h unterwegs sind, sind daher Bahnübergänge generell verboten.

Hohe Kosten bremsen schnellen Rückbau

Die Kosten für den Umbau eines Bahnübergangs sind hoch, sogar für einen Rückbau können sechsstellige Summen anfallen. Allein für die Schließung eines Bahnübergangs variieren die Kosten je nach Beschaffenheit zwischen etwa 10.000 und 200.000 Euro. Um den Kreuzungsverkehr zwischen Schienen und Straßen sicherer zu machen, unterstützt das Bundesverkehrsministerium (BMDV) Baumaßnahmen, die den Ersatz von Bahnübergängen durch Überführungsbauwerke vorsehen, jährlich mit rund 75 Millionen Euro.

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Die Kostenteilung für Maßnahmen an Bahnübergängen, an denen kommunale Straßen oder Wege Strecken einer Eisenbahn des Bundes kreuzen, hat sich seit 2020 geändert. Die Kommunen, welche bisher ein Drittel zu den notwendigen Ausgaben beisteuern mussten, sind nun bei diesen Maßnahmen finanziell vollständig entlastet. Gerade die Kostenbeteiligung der Kommunen hatte in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass Bahnübergänge nicht beseitigt werden konnten, weil viele Kommunen ihren Anteil dafür nicht aufbringen konnten.  © auto motor und sport