Teslas Aufstieg verlief rasant, der Absturz scheint jetzt noch schneller zu gehen. Das hat viel mit Firmenchef Elon Musk zu tun. Es gibt aber noch weitere Probleme.

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Es ist nicht lange her, da wurden von Analysten und anderen Kennern der Autobranche vornehmlich anerkennende, oft sogar schwärmerische Worte gewählt, wenn es um Tesla ging. Doch das ist vorbei. Heute vergeht kaum ein Tag ohne Hiobsbotschaft in Bezug auf den E-Auto-Pionier. Dabei werden die Szenarien immer düsterer, die Formulierungen immer drastischer. Die ersten Marktbeobachter sagen für Tesla bereits die Insolvenz voraus und behaupten, dass dies den finanziellen Ruin für Firmenchef Elon Musk bedeuten könnte.

Doch könnte es wirklich so weit kommen? Wir haben sieben Probleme identifiziert, mit denen Tesla aktuell kämpft – und von denen möglichst viele möglichst schnell gelöst werden sollten, damit sie beim E-Auto-Hersteller wieder optimistischer in die Zukunft blicken können.

1. Der weltweite Absatzrückgang

Jahrelang kannten Teslas Absatzzahlen nur eine Richtung: nach oben. Das änderte sich 2024. Der Hersteller lieferte weltweit knapp 1,79 Millionen Fahrzeuge aus. Das waren zwar nur gut 19.000 weniger als im Vorjahr. Allerdings hatte Tesla zuvor alle Register gezogen, trotz anhaltender Kaufzurückhaltung in Sachen E-Autos möglichst viele Einheiten in die Märkte zu drücken: Dauer-Tiefpreise, Null-Prozent-Finanzierung, das Comeback des kostenlosen Supercharger-Ladens und einiges mehr. Nun läuft Tesla sogar Gefahr, seinen Status als größter E-Auto-Produzent der Welt zu verlieren. Der chinesische Rivale BYD verkaufte 2024 etwa 1,76 Millionen Elektroautos und schickt sich an, an Tesla vorbeizuziehen.

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Und der Trend hält an. Beispiel China: Auf dem weltweit größten E-Auto-Markt setzte Tesla im Februar 2025 nur 30.688 Fahrzeuge ab – ein Rückgang um fast die Hälfte im Vergleich zu den 60.365 Fahrzeugen im Februar des Vorjahres. Ähnlich sieht es in Europa aus: In den ersten beiden Monaten des neuen Jahres musste Tesla einen Absatzverlust von 43,5 Prozent verkraften. Besonders dramatisch war der Einbruch in Deutschland: Konnte Tesla in den ersten beiden Monaten 2024 hierzulande noch insgesamt 9.190 Autos absetzen, waren es im selben Zeitraum ein Jahr später nur noch 2.706 – das bedeutet einen Rückgang von über 70 Prozent.

2. Elon Musk und seine politische Haltung

Der weltweit starke Absatzeinbruch von Tesla fällt sicher nicht zufällig mit dem politischen Engagement des Firmenchefs zusammen. Elon Musk, zuvor politisch eher unauffällig unterwegs, engagiert sich seit Sommer letzten Jahres für Donald Trump. Und lässt sich auch nach dessen Amtsantritt zur zweiten US-Präsidentschaft im Januar 2025 nur zu gern für dessen teils erpresserische Haudrauf-Politik einspannen. Damit geht ein massiver Imageschaden einher, der komplett auf Tesla abstrahlt. Deshalb wenden sich nicht nur große Teile der privaten Kernkundschaft ab – wer will schon Opfer von Anti-Musk-Vandalismus werden?

Auch Flottenbetreiber machen inzwischen einen großen Bogen um Tesla. Immer weniger Firmen möchten, dass Tesla-Fahrzeuge als fahrende Visitenkarten für ihr Unternehmen unterwegs sind und sich das schlechte Image potenziell auf sie überträgt. Hinzu kommt ein von Tesla hausgemachtes Problem mit direkten finanziellen Folgen für die Flottenbetreiber: Wegen der starken Rabatte und Preissenkungen auf seine Neuwagen haben die Restwerte der Autos enorm gelitten. Leasing-Anbieter versuchen den Wertverlust über besonders hohe Leasingraten auszugleichen, was die Integration von Tesla-Fahrzeugen in Firmenflotten finanziell immer unattraktiver macht.

3. Aktie im Sinkflug

Die nachteilige Gemengelage bekommt Tesla längst an den Börsen zu spüren. Die Aktien des einstigen Anlegerlieblings werden – wenn überhaupt – aktuell nur mit sehr spitzen Fingern angefasst. Dabei haben sich die Investoren anfangs nicht an Musks Wahlkampfunterstützung für Donald Trump gestört. Im Gegenteil: Je mehr er sich für den republikanischen Kandidaten engagierte, umso teurer wurde das Tesla-Wertpapier, bis die Aktie am 18. Dezember 2024 bei umgerechnet 463 Euro notierte. Zu diesem Zeitpunkt lag der Marktwert des Unternehmens bei sagenhaften 1,48 Billionen Euro.

Doch dann begann eine Talfahrt, die spätestens Anfang Februar rasant an Tempo aufnahm. Am 11. März war ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht: Eine Tesla-Aktie kostete nur noch gut 200 Euro, womit sich der Börsenwert des Herstellers mehr als halbiert hatte. Damit liegt er eigentlich noch immer deutlich zu hoch, nämlich etwa beim Hundertfachen des operativen Gewinns. Normal sind in der Autoindustrie etwa das Drei- bis Siebenfache. Was verdeutlicht: Die Anleger bewerten Tesla weiterhin nicht – wie bei der Konkurrenz üblich – an den Geschäfts- oder Absatzzahlen, sondern am Potenzial möglicher Innovationen.

Doch die kamen bei Tesla zuletzt in immer größeren Abständen oder gar nicht. Die schon 2020 angekündigte 4680-Batteriezelle brauchte ewig bis zur Serienreife, das Robotaxi "Cybercab" lässt weiter auf sich warten. Um den neuen ultraschnellen Tesla Roadster wurde es zuletzt eher still. Stattdessen soll noch im ersten Halbjahr die ab etwa 25.000 Euro verfügbare Einstiegs-Baureihe Model Q kommen. All das zeigt: Tesla ist inzwischen ein (fast) normaler Autohersteller, bei dem längst nicht alles nach Plan läuft. Womit das Drohszenario einer platzenden Aktienblase bei Tesla immer realer erscheint.

4. Alternde Modelle

Teslas Modellpalette besteht auf den Märkten außerhalb Nordamerikas aus lediglich vier Modellen: Model S, Model X, Model 3 und Model Y. Das Erstgenannte wird seit fast 13 Jahren gebaut, dessen SUV-Ableger befindet sich im zehnten Produktionsjahr. Im Automobilbau sind das irre lange Bauzeiträume, und das Alter ist trotz zwischenzeitlicher Modellpflegen – das Model S erhielt 2021 eine sehr umfassende – nicht spurlos an den großen Tesla-Modellen vorbeigegangen. Entsprechend schlecht entwickeln sich die Verkaufszahlen. In Deutschland wurden im Januar und Februar 2025 jeweils nur 13 Model S und Model X neu zugelassen.

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Bei seinen Mittelklasse-Baureihen gibt Tesla etwas mehr Gas bei den Modellauffrischungen. Doch selbst beim Model 3 dauerte es seit dessen Produktionsstart gut sechs Jahre, bis es ein umfassendes Facelift erhielt. Beim SUV-Bruder Model Y, dem weltweiten Rückgrat der Tesla-Modellpalette, betrug dieser Zeitraum immerhin nur etwa fünf Jahre. Tatsächlich machen das Model 3 und Y im Zuge der Modellpflege spürbare Fortschritte, doch an der Antriebs-Hardware ändert sich dabei wenig bis nichts. Was uns zum nächsten Problem führt.

5. Die Konkurrenz verbessert sich

Mit neuen Plattformen, innovativer Batterietechnik, optimierten E-Motoren und modernen Software-Architekturen scheint die Konkurrenz nicht nur aufgeholt, sondern Tesla inzwischen sogar überholt zu haben. Vorrangig die chinesische, weshalb die Kundinnen und Kunden auf dem mit Abstand größten E-Auto-Markt der Welt längst lieber zu einheimischen Produkten greifen. Doch auch die "alte Autowelt" in Gestalt der europäischen und deutschen Hersteller bringt immer attraktivere Elektromodelle auf den Markt. Zum Beispiel der VW-Konzern mit dem ID.7 und den neuen E-Autos auf Basis der SSP-Plattform. Oder Mercedes mit dem neuen CLA. Oder BMW in Kürze mit den Vertretern der "Neuen Klasse". Diese Konkurrenten präsentieren zunehmend Daten und Eigenschaften, denen die Modelle des E-Auto-Pioniers immer weniger entgegenzusetzen haben.

6. Qualitätsprobleme

Die legendär schlechte Verarbeitungsqualität hat Tesla im Laufe der Jahre einigermaßen in den Griff bekommen. Doch in puncto Langzeitqualität zeigen Tesla-Fahrzeuge teils Schwächen, die man von der Konkurrenz so nicht kennt. Häufig wird von abblätterndem Lack, defekten Quer- und Längslenkern, Feuchtigkeitseintritt und Ähnlichem berichtet – bei Autos, die noch über die Werksgarantie verfügen oder aus diesem Zeitraum gerade so herausgefallen sind. Manchmal ist bei mehr als 100.000 Euro teuren Autos derart der Wurm drin, dass sie auf Geheiß von Richtern gewandelt werden müssen. Von den inzwischen sehr zahlreichen und bestens dokumentierten Autopilot-Unfällen, die nicht selten sehr ernsthafte bis tödliche Konsequenzen nach sich ziehen, ganz zu schweigen.

7. Der Cybertruck floppt

Wohl keine Auto-Neueinführung hat in den vergangenen Jahren ein derart großes Interesse hervorgerufen wie jene des Cybertrucks. Und das Kundeninteresse am Pick-up-Keil war anfangs riesig: Kurz vor dessen Markteinführung gegen Jahresende soll Tesla etwa zwei Millionen Vorbestellungen eingesammelt haben. Folgerichtig witterten viele "early adopter" das große Geschäft und versuchten, ihre Autos sofort mit großen Preisaufschlägen weiterzuverkaufen. Doch längst ist auch in Sachen Cybertruck Ernüchterung eingekehrt: Viele Vorbesteller traten von ihrem Kaufrecht zurück, 2024 wurden nicht einmal 40.000 Exemplare des elektrischen Pritschenwagens ausgeliefert. Dabei hatte Musk doch angekündigt, dass ein Absatz von 500.000 Cybertrucks im Jahr kein Problem sei. Folgerichtig hat Tesla auch für dieses Modell längst die Preise und Finanzierungszinsen gesenkt © auto motor und sport