Es wird wieder Zeit für den Radwechsel. Doch egal, ob man den Reifenwechsel selbst vornimmt oder der Werkstatt den Vortritt lässt, im Vorfeld müssen meist einige Fragen geklärt werden. Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten für Sie zusammengefasst.

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Wann sollte ich auf Sommer- oder Winterreifen umsteigen?

Viele Autofahrer orientieren sich beim Termin für den Reifenwechsel meist an einer von zwei Faustformeln: der "O-bis-O-Regel" oder der 7-Grad-Grenze.

Die "O-bis-O-Regel" besagt, dass Winterreifen nur von Oktober bis Ostern gefahren werden. Die 7-Grad-Grenze orientiert sich an der Außentemperatur und der Annahme, dass Sommerreifen ab 7 Grad eine bessere Haftung auf der Straße haben.

"Beide Faustregeln haben ihre Schwächen und stimmen nur bedingt", erklärt Achmed Leser, Fahrzeugexperte beim Tüv Thüringen. Generell sei in unseren Breitengraden von Oktober und bis in den April hinein Schneefall möglich. Fällt Ostern daher in den späten März oder in die erste Aprilwoche, kann es auch danach noch zu sehr winterlichen Straßenverhältnissen kommen.

Einwände hat Leser auch gegen die 7-Grad-Grenze: Zwar sei es vom Grundsatz her korrekt, dass Sommerreifen ab dieser Temperatur eine bessere Haftung als Winterreifen hätten, die Annahme könne aber nur als grober Anhaltspunkt dienen: "Wer weiß schon sicher, ob auf eine wärmere Periode im März nicht wieder eine kältere mit Schneeschauern im April folgt?", gibt Leser zu bedenken.

Der Experte rät deshalb: "Autofahrer sollten in Sachen Reifenwechsel lieber den langfristigen Wettertrend im Blick haben. Konkrete Termine wie Ostern oder bestimmte Temperaturmarken können lediglich einen groben Anhaltspunkt geben."

Muss ich überhaupt auf Sommer- oder Winterreifen wechseln?

In Deutschland besteht die situative Winterreifenpflicht, wie der Auto Club Europa (ACE) mitteilt. Sie ist an kein bestimmtes Datum gebunden, sondern besagt, dass die Bereifung der entsprechenden Wettersituation angepasst sein muss. Winterreifen sind somit bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte verpflichtend.

Thema Verkehrssicherheit: Was muss ich bei meinen Reifen beachten, bevor ich wechsle?

Reifen nutzen sich mit der Zeit ab, deswegen sollte sie regelmäßig auf Beschädigungen kontrolliert werden. Auch die Profiltiefe sollte regelmäßig überprüft werden. Diese muss laut Straßenverkehrsordnung mindestens 1,6 Millimeter betragen, sonst gilt der Reifen als nicht mehr verkehrssicher und es wird ein Bußgeld fällig.

Die Profiltiefe von 1,6 Millimetern gilt in Deutschland für Sommer- und Winterreifen. Da aber vor allem sie über den Grip entscheidet, empfehlen Automobilclubs auch für Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von 4 Millimetern.

Alles was Sie zum Reifenwechsel wissen müssen

Jeder Autofahrer weiß: Im Frühling und im Herbst wird es Zeit für einen Reifenwechsel. Doch wann genau ist der perfekte Zeitpunkt dafür? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen. (Hinweis: Dieses zuletzt im März 2021 veröffentlichte Video wurde überarbeitet und aktualisiert.)

Zudem sollten Fahrer bei Winterreifen auch auf das Alter achten, wie der ADAC mitteilt. Nach sechs Jahren werde die Gummimischung bei diesen so hart, dass der Grip bei tiefen Temperaturen nachlasse. Das Alter der Reifen erkennt man an der sogenannten DOT-Nummer, einer vierstelligen Zahlengruppe auf der Reifenwand die mit der Buchstabenkombination "DOT" beginnt. Die vier Ziffern geben die Kalenderwoche und das Jahr der Herstellung an.

Es gibt ja auch Ganzjahresreifen. Spare ich mir da nicht den Reifenwechsel?

Ganzjahresreifen sind im rechtlichen Sinn Winterreifen, wie der ADAC mitteilt. Dafür müssen sie aber folgende Kriterien erfüllen:

  • Aktuelle Winterreifen verfügen über das Alpine-Symbol, das ist ein Bergpiktogramm mit einer Schneeflocke.
  • Zusätzlich gelten bis zum 30. September 2024 Pneus mit "M+S"-Kennzeichnung als wintertauglich, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 (DOT-Nummer 5217) hergestellt worden sind.

Ist keine der Kennzeichnungen vorhanden, handelt es sich nicht um einen Ganzjahres-, sondern um einen Sommerreifen – mit allen entsprechenden Einschränkungen bei Eis und Schnee.

Kann ich meine alten Winterreifen im Sommer nicht einfach "aufbrauchen"?

Winterreifen im Sommer sind nicht ausdrücklich verboten. Und gesetzlich sind bei Reifen generell stets nur 1,6 Millimeter Minimalprofil nötig, wie der ADAC mitteilt.

Eine gute Idee ist das "Aufbrauchen" von Winterreifen, die unter der empfohlenen Profiltiefe von 4 Millimetern liegen, dennoch nicht: Bei sommerlichen Temperaturen zeigen Winterreifen nämlich Schwächen, die sogar gefährlich für einen selbst und andere werden können. Unter anderem die Bremseigenschaften im Trockenen und die Haftung verschlechtern sich gefährlich bei hohen Asphalt-Temperaturen.

Muss ich zum Radwechsel in die Werkstatt?

Nein, den Reifenwechsel können Autofahrer auch selbst durchführen. Sie benötigen dafür lediglich: passende Schraubenschlüssel, einen Wagenheber, einen Drehmomentschlüssel, gegebenenfalls Rostlöser-Spray. Gehen Sie dann wie folgt vor:

  • Zur Sicherung des Wagens ziehen Sie die Handbremse an und legen Sie einen Gang ein. Bei Automatik-Fahrzeugen stellen Sie den Wahlhebel auf die Parkposition "P".
  • Lösen Sie nun Radkappen oder Abdeckungen mithilfe des passenden Werkzeugs.
  • Lockern Sie dann die Radschrauben mit einem Schraubenschlüssel etwa eine Viertel-Umdrehung. Lösen Sie die Radschrauben immer vor dem Aufbocken. Sind die Schrauben angerostet, benutzen Sie etwas Rostlöser-Spray.
  • Verwenden Sie einen Wagenheber, um das Auto aufzubocken. Achtung: Jedes Auto hat einen bestimmten Aufnahmepunkt für den Wagenheber. Vergewissern Sie sich in der Bedienungsanleitung Ihres Autos, wo genau dieser ist. Stellen Sie außerdem sicher, dass der Wagenheber beim Anheben einen sicheren Stand hat. Andernfalls lassen Sie das Auto erst wieder herunter und setzen Sie den Wagenheber erneut an.
  • Drehen Sie die Radschrauben nun ganz auf.
  • Jetzt können Sie das Rad abnehmen. Das Auto muss dazu so weit aufgebockt sein, dass das Rad leicht in der Luft hängt.
  • Beschriften Sie die abgenommenen Räder eindeutig, damit Sie im nächsten Frühjahr oder Herbst wissen, wo Sie diese wieder anbringen müssen. Schreiben Sie zum Beispiel mit einem Stück Kreide "HL" für "hinten links" auf das entsprechende Rad.
  • Stecken Sie nun die neuen Räder gemäß ihrer Markierungen an das Fahrzeug, setzen Sie die Schrauben ein und ziehen Sie diese nur leicht an – und zwar immer über Kreuz – nicht der Reihe nach.
  • Senken Sie den Wagen mit dem Wagenheber nur soweit ab, bis das Rad etwas Bodenkontakt bekommt.
  • Verwenden Sie nun einen Drehmomentschlüssel und ziehen Sie die Schrauben nun über Kreuz fest an, bis der Drehmomentschlüssel einrastet. Das richtige Drehmoment finden Sie im Bordbuch ihres Fahrzeugs.
  • Senken Sie den Wagen nun ganz ab und entfernen Sie den Wagenheber.
  • Überprüfen Sie den Luftdruck und befüllen Sie den Reifen gemäß den Angaben in der Betriebsanleitung. Zum Luftdruckmessen können Sie auch nach vollständig durchgeführtem Reifenwechsel zur nächstgelegenen Tankstelle fahren.
  • Nach 50 bis 100 Kilometern sollten Sie nochmals die Radmuttern auf festen Sitz mit dem Drehmomentschlüssel überprüfen und gegebenenfalls nachziehen.

Verwendete Quellen:

  • Material der Deutschen Presseagentur (dpa)
  • ace.de Winterreifenpflicht
  • adac.de: Reifen oder Räder selbst wechseln: Infos, Anleitung, Tipps
  • adac.de: Reifen: Die richtige Profiltiefe – für den besten Grip
  • adac.de: Winterreifenpflicht: Bei Schnee und Eis sicher unterwegs

Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv.

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