Fachleute kennen das: So mancher Autofahrer setzt gerne Hausmittel ein, um den Wagen sauber und in Schuss zu halten. Aber was davon eignet sich wirklich? Beliebte Hausmittel im Check.

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Günstige Zahnpasta statt teurer Polierpaste, Kaffeesatz statt Duftspray? Statt für Spezialreiniger tief in die Tasche zu greifen, schwören manche Autofahrer auf Hausmittel, die ohnehin in Bad oder Küche stehen oder sonst im Müll landen würden.

Die Frage ist: Sind das Problemlöser oder Verschlimmbesserer? "Eine allgemein gültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht", sagt Dieter Thiel, Fachmann für Fahrzeugaufbereitung. Thiel importiert per Schiff Neuwagen, aber auch Oldtimer aus den USA nach Deutschland und kennt sich aus mit der Konservierung und Aufbereitung von Autos.

Hausmittel-Check 1: Scheinwerfer mit Zahnpasta reinigen?

Zu Zahnpasta, die erblindende Scheinwerfer wieder auf Vordermann bringen soll, sagt der Experte: "Das funktioniert zwar wegen der Polierstoffe in der Zahnpasta ein Stück weit." Dennoch rät Thiel davon ab. "Der Grund ist schlicht und einfach, dass es verboten ist." Denn Autoscheinwerfer besäßen eine Bauartgenehmigung und dürften deshalb grundsätzlich nicht verändert werden. Spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung könnte man den Putztrick dann bereuen.

Der TÜV bestätigt das: "Jede Veränderung an den Scheinwerfern und anderen mit E-Nummern versehenen Kfz-Bauteilen führt automatisch zum Erlöschen der Bauartgenehmigung", betont Bernd Stürmer, Fachreferent für Fahrzeugtechnik und Fahrzeugprüfung beim TÜV Nord.

Stürmer hält generell recht wenig von den meisten Hausmitteln. Er würde zu Spezialreinigern greifen: Die Zubehörindustrie habe mittlerweile sehr hochwertige Pflege- und Wartungsmittel entwickelt, die perfekt auf die Erfordernisse bei Autos abgestimmt seien.

Check 2: Backofenspray als Felgenreiniger?

Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE) kennt ein Beispiel, bei dem ein bekanntes Hausmittel eher Schaden anrichtet: "Backofenspray ist kein Felgenreiniger", warnt er. Denn die im Spray enthaltene Säure greife die Oberfläche der Felgen an, Korrosionsschäden drohten.

Check 3: Auto mit Spülmittel putzen?

Zur Vorsicht rät Heinze beim Umgang mit haushaltsüblichen Spülmitteln. Bei der Innenraumreinigung, zum Beispiel am Armaturenbrett, sei gegen sie zwar nichts einzuwenden. "Der Fahrzeuglack aber sollte damit nicht in Berührung kommen, weil die im Spülmittel enthaltenen Tenside den Lack angreifen können."

Check 4: Festfrieren von Türen vermeiden

Damit Gummidichtungen an den Türen bei niedrigen Temperaturen nicht festfrieren, behandelt Dieter Thiel sie mit Ballistol. Das kenne man vor allem als Waffenöl.

Von Hirschtalg, einem anderen Hausmittel für geschmeidige Dichtungen, hält Bernd Stürmer dagegen nichts: Es hafte nur schlecht, begründet er und rät eher zu speziellem Pflegewachs.

Check 5: Spiritus im Scheibenwasser?

Ebenso untauglich ist das Hausmittel Spiritus als Frostschutz in der Scheibenwaschanlage. "Spiritus verhindert zwar tatsächlich das Gefrieren des Wischwassers", erläutert Sören Heinze. Weil es aber zugleich Schlieren verursacht, hilft es am Ende nicht wirklich.

Check 6: Scheiben mit Zeitungspapier reinigen?

Die Experten warnen auch vor dem Einsatz von Zeitungspapier beim Säubern und Trocknen beschlagener Scheiben. Es saugt zwar Nässe auf, zugleich landet aber Druckerschwärze auf dem Glas. "Dann sieht man gerade nachts nur noch konzentrische Kreise auf der Frontscheibe", sagt Bernd Stürmer. Bessere Dienste leisten sogenannte Antibeschlagtücher. Sie sollte jeder Autofahrer im Wagen parat haben.

Check 7: Feuchtigkeit im Auto: Die besten Mittel

Ganz außen vor aber ist das Altpapier nicht - zumindest für Dieter Thiel. "Wenn im Winter zum Beispiel durch Schnee an den Schuhen Nässe ins Fahrzeuginnere gelangt und die Fußmatten und vielleicht sogar der Teppich durchnässt werden, hilft die enorme Saugfähigkeit von Zeitungspapier, das man im Fußraum auslegt", erläutert der Experte. Das Papier muss man dann regelmäßig wechseln.

Noch besser jedoch wirke Katzenstreu. Dieses nutze seine Firma etwa bei der Verschiffung von Fahrzeugen aus den USA nach Deutschland, um Schimmelschäden vorzubeugen. "Einfach einen festen Kartondeckel in Fuß- oder Kofferraum legen und Katzenstreu großflächig darauf verteilen, das wirkt Wunder."

Check 8: Kaffee als Geruchskiller

Feuchtigkeit im Auto kann schnell auch zu miefigem Geruch führen. Kaffee - ob als Bohne, Pulver oder Kaffeesatz - soll hier helfen. Bernd Stürmer, der sonst kein Freund von Hausmitteln ist, hat Kaffeesatz selbst ausprobiert: "Und siehe da, es funktioniert".

Auch Hausmittel-Skeptiker Sören Heinze bestätigt die geruchshemmende Wirkung: "Einfach eine Handvoll Bohnen oder Kaffeemehl in eine Tasse oder kleine Schale geben und über Nacht im Fußraum stehen lassen. Das wirkt." Aber man dürfe nicht vergessen, die Ursache des schlechten Geruchs zu beseitigen - sonst helfe irgendwann auch kein Kaffee mehr. (af/dpa)  © dpa

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