Die KTM AG leitet ein Insolvenzverfahren ein. Der Absturz ging rasant und endet nun in einem Überlebenskampf. Die Hintergründe.
Der Motorradhersteller KTM, der auch den Sportwagen X-Bow baut, leitet ein Insolvenzverfahren ein. Offenbar waren zuvor Verhandlungen zwischen KTM und seinem indischen Kernaktionär und Teilhaber Bajaj über eine dringend benötigte Zwischenfinanzierung geplatzt. "Der Vorstand der KTM AG fasste heute (26.11.2024) den Beschluss, den Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH einzureichen", heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Kern der KTM AG ist das Tochterunternehmen KTM Sportmotorcycle GmbH, die auch den X-Bow (siehe Video und Fotoshow) verantwortet.
Die Insolvenz ist der negative Höhepunkt einer rasanten Abwärtsentwicklung des größten Motorradherstellers Europas. Noch für das Jahr 2023 vermeldete KTM einen Rekordumsatz und mit 381.634 weltweit verkauften Motorrädern eine Absatzsteigerung um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch bereits vor Weihnachten 2023 kündigte KTMs Mutterkonzern, die Pierer Mobility AG, die Verlagerung von Arbeitsplätzen zum Teilhaber Bajaj nach Indien und zum Produktionspartner CFMoto nach China an. Damit ging ein Abbau von rund 300 Arbeitsplätzen am KTM-Standort in oberösterreichischen Mattighofen einher.
Absatzeinbruch, Überproduktion, Schuldenberg
Doch 2024 stürzten die Zahlen ab: Der Umsatz brach um 27 Prozent ein, die weltweiten Motorradverkäufe gingen um 21 Prozent zurück. Die Verschuldung schoss dagegen regelrecht in die Höhe, nämlich von 300 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro. Für 2024 erwartet KTM zudem "ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich". Gleichzeitig mussten die KTM-Manager Qualitätsprobleme und eine Überproduktion eingestehen. In Erwartung, dass es immer so weitergeht, waren in Mattighofen zu viele Motorräder gebaut worden. Seit September 2024 versucht KTM, mit deutlichen Preisnachlässen gegenzusteuern. Etliche Modelle gibt es seitdem um etwa 20 Prozent reduziert – ein in der Motorrad-Branche außergewöhnlicher Schritt.
Für KTM ist es nicht die erste Insolvenz. Bereits 1992 war der österreichische Motorradhersteller zahlungsunfähig. Damals übernahm der heutige Geschäftsführer Stefan Pierer das Unternehmen und machte daraus den größten Motorradhersteller Europas mit mehr als 6.000 Beschäftigten. "Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich", sagt Pierer in einem Video-Statement. KTM müsse nun jedoch einen Boxenstopp für die Zukunft einlegen.
Sanierungsplan und "Redimensionierung"
Ziel des Verfahrens sei es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern der KTM AG einen Sanierungsplan zu vereinbaren. "Durch eine Redimensionierung der Gruppe soll nicht nur der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert, sondern auch die Basis geschaffen werden, erstarkt aus dem Verfahren zu kommen", heißt es in dem Presse-Statement. Eine Redimensionierung – lies: Verringerung – der Produktion solle dazu führen, dass der Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern in den kommenden zwei Jahren angepasst wird. Dadurch werde es in den Jahren 2025 und 2026 zu einer Reduzierung der Betriebsleistung an den österreichischen Standorten im Ausmaß von insgesamt über einer Milliarde Euro kommen.
Hinweis: Einen ausführlichen Artikel über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von KTM finden Sie bei motorradonline.de. © auto motor und sport
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