Sportlich lief das Grand-Prix-Wochenende in Imola 1995 recht erfolgreich für Ferrari. Im Zeittraining erreichten die damaligen Scuderia-Piloten Gerhard Berger und Jean Alesi die Plätze zwei und fünf, im Rennen kamen sie als Zweiter (Alesi) und Dritter (Berger) neben dem GP-Sieger Michael Schumacher auf das Treppchen. Doch abseits des Renngeschehens musste Ferrari zwei Verluste verkraften: An diesem April-Wochenende wurden im italienischen Imola die beiden von den Werksfahrern als Dienstwagen genutzten Straßen-Ferraris gestohlen.

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Video: Ferrari F512 M von Gerhard Berger

Das silberne Exemplar, das Alesi damals nutzte, ist weiterhin verschollen. Doch der rote Ferrari F512 M, den Berger damals privat fuhr, ist kürzlich nach fast 29-jähriger Abstinenz wieder aufgetaucht. Doch anders, als die offizielle Pressemitteilung der britischen "Metropolitan Police", die das Auto ausfindig machte, suggerierte, gehörte das Auto dem Österreicher gar nicht. Das bestätigte Berger auto-motor-und-sport.de auf Nachfrage. Es handelte sich bei dem Modell um einen Firmenwagen – unklar ist indes, ob Ferrari damals selbst im Besitz des V12-Sportwagens war.

Ferrari brachte Ermittlungen in Gang

Den Anstoß für erneute Ermittlungen gab der Autohersteller selbst. Im vergangenen Jahr wollte ein US-Käufer den F512 M über einen britischen Vermittler erwerben. Zuvor ließ der Kunde das Auto bei Ferrari überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass das V12-Coupé einst gestohlen wurde. Die Italiener meldeten sich im Januar 2024 bei der Abteilung für organisierte Fahrzeugkriminalität der "Met", die daraufhin Ermittlungen einleitete und die Odyssee des F512 M rekonstruierte. Demnach wurde er direkt nach dem Diebstahl nach Japan verschifft und erst kurz vor Jahresende 2023 nach Großbritannien gebracht.

Video: Interview mit Gerhard Berger & Jean Alesi 2024

Dort spürte die Polizei das Auto innerhalb von vier Tagen auf und stellte es sicher, damit es nicht kurzerhand wieder außer Landes gebracht werden konnte. "Unsere Ermittlungen waren akribisch und umfassten die Kontaktaufnahme mit Behörden in der ganzen Welt", sagt Police Constable Mike Pilbeam, der den Einsatz geleitet hatte. Die Untersuchungen dauern noch an und es wurden bisher noch keine Festnahmen durchgeführt. Die britischen Behörden schätzen den Wert des von Berger einst genutzten F512 M auf 350.000 Pfund (aktuell umgerechnet gut 408.000 Euro).

F512 M als finale Ausbaustufe des Testarossa

Der Ferrari F512 M (für "Modificata") war die finale Ausbaustufe des legendären Testarossa. Bei seiner letzten großen Modellüberarbeitung 1994 wurde das Mittelmotor-Coupé nicht gerade schöner. Die Klappscheinwerfer wichen Klarglas-Pendants, hinten rückten runde Leuchten neben ein schmales Gitter und an den Rädern mit verzogenem Stern und Verschraubungen am Felgenhorn scheiden sich auch heute noch die Geister. Immerhin legte das 180-Grad-V12-Triebwerk an Power zu und liefert im F512 M 440 PS sowie höchstens 500 Newtonmeter. Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde die Testarossa-Produktion endgültig eingestellt; bis dahin entstanden nur 501 Exemplare des F512 M.

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Gerhard Berger besaß einst einen anderen Ferrari aus dieser Ära. 2019 kaufte er einen F40, den er jedoch bereits etwa ein anderthalbes Jahr später per Auktion zum Kauf anbot. Hier erfahren Sie alle Details zu diesem Auto und welchen Preis der legendäre Supersportwagen der Achtzigerjahre damals erzielte.  © auto motor und sport

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