Die Teststrecke Nardo ist weltberühmt – vorwiegend wegen der kreisrunden Hochgeschwindigkeits-Piste, die entsprechend potente Autos für unbegrenzte Topspeed-Tests nutzen können. Seit 2012 ist Porsche Eigentümer des großen Geländes, beschäftigt vor Ort etwa 150 Mitarbeiter. Seitdem die Stuttgarter ihre ambitionierten Ausbaupläne präsentierten, regte sich allerdings Widerstand.
Video: Kurz erklärt: Porsche-Testgelände Nardo
Rund 450 Millionen Euro wollte Porsche in die Erweiterung stecken und zusätzliche Teststrecken auch für externe Kunden bauen. Es ging laut Betreiber vor allem um die kommenden Anforderungen an moderne Sicherheitstechnik, die im Praxiseinsatz getestet werden müsse. Dafür wird allerdings viel Platz benötigt. Und der liegt ausgerechnet im historischen Steineichen-Wald Bosco d'Arneo. Etwa 200 ha davon sollen für die Bauarbeiten gerodet werden. Dagegen sammelten Naturschützer und Petitionen bereits 40.000 Unterschriften von Anwohnern vor Ort.
Großzügige Ausgleichspflanzungen
Porsche verweist dagegen auf eine breite Bürgerbeteiligung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der ansonsten eher strukturschwachen Region Apulien, am Hacken des italienischen Stiefels. Zudem würden innerhalb und außerhalb des Testgeländes Ausgleichsflächen geschaffen, die neu mit Wald bepflanzt würden.
Diese Flächen sind mit 600 ha sogar dreimal so groß. Insgesamt verspricht Porsche, 1,2 Millionen Pflanzen neu zu setzen und damit die Artenvielfalt in der Region sogar noch zu erhöhen. Umweltschützer verweisen dagegen auf die ohnehin schon sehr starke Trockenheit in der Region. Wassermangel mache eine sinnvolle Aufforstung unmöglich, heißt es. Selbst am Stammwerk in Stuttgart wird seit dem 7. März 2024 gegen den Ausbau protestiert. Laut der Verantwortlichen könne Porsche die Ausbaupläne auch an anderer Stelle in der Region Nardo umsetzen, ohne Bäume fällen zu müssen.
Porsche durch Baustopp ausgebremst
Ende März haben es die Umweltschützer geschafft und das Porsche-Projekt vorerst ausgebremst. Die Regional-Regierung hat einen Baustopp verhängt. Die Region wolle das öffentliche Interesse an der Durchführung des Projekts mit dem Umweltschutz in Einklang bringen, teilte der Präsident der Region Apulien, Michele Emiliano, in einer Presseaussendung am Mittwochabend mit. Zuvor hatte sich die italienische Europaabgeordnete Rosa D'Amato vom Bündnis der Grünen und Linken an die Europäische Kommission gewandt und eine unabhängige Bewertung des tatsächlichen Nutzens des Projekts für das lokale öffentliche Interesse gefordert. © auto motor und sport
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