In den USA häufen sich die Beschwerden von verunsicherten und verärgerten Autofahrern, deren Versicherungsbeiträge plötzlich exorbitante Sprünge nach oben machen. Scheinbar grundlos müssen sie tiefer in die Tasche greifen, berichtete zuletzt die New York Times. So beispielsweise auch ein 65-jähriger Softwareunternehmer aus Seattle. Er fährt einen Chevrolet Bolt von General Motors. Seine Versicherung forderte ihn vor etwa zwei Jahren auf, 21 Prozent mehr zu bezahlen. Er verglich den Betrag mit anderen Versicherungsgebern und das Ergebnis fiel ähnlich aus.
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Der LexisNexis-Bericht weiß alles
Er fragte sich, woran das liegt und machte sich auf die Suche nach Ursachen. Ein Versicherungsvertreter erklärte ihm, dass der LexisNexis-Bericht ein Grund dafür sei. Das Unternehmen LexisNexis ist ein in New York ansässiger globaler Datenmakler, der Unfälle, Strafzettel und Fahrstil-Daten vom Autohersteller bekommt und an Versicherungen weitergibt. Das Unternehmen analysiert außerdem die Daten und erstellt eine Risikobewertung, die die Versicherer als Faktor für den Versicherungstarif verwenden können.
Der Softwareunternehmer forderte daraufhin von LexisNexis seinen Bericht an und bekam eine 258-seitige Liste mit all seinen Fahrten der letzten sechs Monate. Die Aufzeichnungen enthielten Informationen zu Fahrtbeginn und Ende, Strecke, Geschwindigkeit, Vollbremsungen und starken Beschleunigungen. Die Daten werden mittels On-Board-Diagnose-Dongle (OBD-Dongle) oder Handy-Apps gesammelt und gespeichert, so die New York Times. Manche Leute hätten sogar das Problem, dass sie aufgrund ihres Fahrstils gar keine Autoversicherung mehr erhalten.
Selbst Daten zum Sexualverhalten im Auto werden erhoben
Das ist tatsächlich genauso erschreckend, wie es klingt. Jen Caltrider, eine Forscherin bei Mozilla, hat 2023 die Datenschutzrichtlinien von mehr als 25 Automarken überprüft. Sie meint, Autofahrer hätten keine Ahnung, wozu sie ihre Zustimmung geben, wenn es um Datenerfassung geht. Bei ihren Prüfungen kam auch heraus, dass Autos sensible Informationen zum Einwanderungsstatus und sogar zur sexuellen Aktivität sammeln.
Die DSGVO schützt
Bevor Sie jetzt zum nächsten Kiesplatz rennen, um sich ein nicht smartes Auto zu kaufen, lassen Sie sich daran erinnern, dass der Umgang mit Daten in Deutschland etwas sensibler geregelt ist, als in den USA. Stichwort: Datenschutz Grundverordnung (DSGVO), die übrigens auch für Europa gilt. Fahrzeuge von deutschen Herstellern bieten zwar auch Apps an, die Informationen über den Fahrzeugzustand geben. Doch dank der strengen Datenschutzregeln dürfen diese Daten nicht ohne Zustimmung an Dritte weitergegeben werden.
Einzig bei fahrabhängigen Versicherungen (Telematik-Tarif), die bewusst vom Fahrzeughalter abgeschlossen werden, werden vertraglich festgelegte Daten weitergegeben. Diese Daten dienen dazu, bessere Versicherungskonditionen zu erhalten. Auch hier dürfen die Versicherungen die Daten nicht ohne Weiteres an Dritte übermitteln.
In der Bildergalerie sehen Sie den neuen Audi Q6 E-Tron. © auto motor und sport
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