Eine aktuelle Studie der Harvard Medical School hat herausgefunden, dass zwei Fahrer-Berufe ein signifikant geringeres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken, als Menschen in anderen Berufen.

Mehr zum Thema Mobilität

Die Ergebnisse beruhen auf der Analyse von Sterbeurkunden von fast neun Millionen Erwachsenen, die zwischen 2020 und 2022 in den USA verstorben sind. Die Studie zeigt, dass kognitive Anforderungen, wie sie in bei Taxifahrern und Krankenwagenfahren gefordert werden, möglicherweise einen schützenden Effekt auf das Gehirn haben.

Niedrigster Anteil an Alzheimer-Toten unter Berufstätigen

Die Studie untersuchte, wie häufig Alzheimer als Todesursache bei Menschen unterschiedlicher Berufe verzeichnet wurde. Während 1,69 Prozent aller untersuchten Todesfälle auf Alzheimer zurückzuführen waren, lag der Anteil bei Krankenwagenfahrern lediglich bei 0,91 Prozent und bei Taxifahrern bei 1,03 Prozent. "Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da sie darauf hindeuten, dass berufliche Aktivitäten, die intensives räumliches Denken und Navigation erfordern, schützende Effekte auf das Gehirn haben könnten", erklärte Anupam B. Jena, Mitautor der Studie und Arzt an der Harvard Medical School gegenüber des Medizin-Journals "The BMJ".

Laut den Forschern sticht dieser Effekt besonders hervor, wenn man berücksichtigt, dass Taxi- und Krankenwagenfahrer eine niedrigere durchschnittliche Lebenserwartung haben als viele andere Berufsgruppen. Im Durchschnitt sterben sie im Alter von etwa 67 Jahren, verglichen mit 74 Jahren in der gesamten untersuchten Population. Dennoch ist die Alzheimer-Todesrate bei ihnen deutlich geringer.

Navigation regt das Hirn an

Die Studienautoren vermuten, dass die kognitiven Anforderungen der Berufe einen positiven Einfluss auf den Hippocampus haben. Diese Hirnregion, die für Gedächtnis und Navigation zuständig ist, ist eine der ersten, die von Alzheimer betroffen ist. Regelmäßige Navigationsaufgaben und das Orientieren auf neuen oder komplexen Routen könnten den Hippocampus stärken und die Hirnzellen aktiv halten.

Bereits frühere Forschungsergebnisse, wie die Studie über Londoner Taxifahrer, hatten gezeigt, dass diese eine vergrößerte Hippocampus-Region aufweisen. Hugo Spiers, Neurowissenschaftler am University College London, sagte dem BMJ: "Dieses Ergebnis passt zu dem, was wir vermutet haben. Es unterstreicht die Bedeutung von Gehirnaktivitäten, die räumliches Denken erfordern".

Warnung vor Navigationsgeräten

Die Wissenschaftler warnen jedoch davor, dass der Nutzen der beruflichen Navigation durch die zunehmende Verwendung von GPS-Systemen eingeschränkt werden könnte. Fahrer, die sich vollständig auf Navigationsgeräte verlassen, fordern ihr Gehirn nicht in dem Maße, wie es bei eigenständigem Orientieren der Fall ist. "Wenn Nervenzellen nicht gefordert werden, verkümmern sie schneller", erklärte Prof. Dr. Martin Korte von der TU Braunschweig gegenüber der Bild-Zeitung. "Indem wir unser Gehirn mit neuen Impulsen füttern, können wir dem entgegenwirken und das Risiko von Alzheimer hinauszögern".

Viele Vorteile mit ams+
Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar.

Praktische Empfehlungen für den Alltag

Die Erkenntnisse der Studie haben auch für Menschen außerhalb dieser Berufe Relevanz. Neue Wege zu entdecken, Routinen zu durchbrechen und sich mental herauszufordern, kann die kognitive Gesundheit fördern. Dazu gehören beispielsweise das Ausprobieren neuer Aktivitäten, der Aufbau sozialer Kontakte oder das Erkunden unbekannter Orte. "Es geht darum, neue Verknüpfungen im Gehirn zu schaffen und das bis ins hohe Alter zu trainieren", sagte Prof. Korte.

Was Fahrgäste in Taxen vergessen, sehen Sie in unserer Fotoshow.  © auto motor und sport

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.