Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, nimmt am Donnerstag zunächst nicht an der zweiten Runde der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn teil. Weselsky kam am Donnerstagmorgen nicht zum Verhandlungsort in Berlin. "Wir haben einfach weitere Verhandlungstermine an anderer Stelle, wir haben andere Termine, die wir auch als GDL wahrnehmen", sagte dazu der stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Lars Jedinat. Vor Ort hieß es, dass Weselsky gegen Donnerstagnachmittag oder am Abend zu den Verhandlungen dazu kommen werde. Auch für Freitag sind GDL und DB zu Gesprächen verabredet.
Die GDL und die Deutsche Bahn verhandeln seit zwei Wochen über einen neuen Tarifvertrag. Vor einer Woche streikte die GDL 20 Stunden lang bundesweit, rund 80 Prozent der Fernverkehrsfahrten und Tausende Regionalzüge fielen aus.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Bahn hatte der Gewerkschaft in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt und darin unter anderem eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten in Aussicht gestellt. Knackpunkt des Tarifstreits ist aber die Forderung der GDL nach einer Arbeitszeitreduzierung von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hält die Forderung für unerfüllbar und sieht keinen Verhandlungsspielraum.
Jedinat betonte, dass die Gewerkschaft auch Tarifverträge für die Beschäftigten in der Infrastruktur der Bahn abschließen will. Bisher gibt es in diesen Bereichen nur Tarifverträge der Konkurrenzgewerkschaft EVG. Diese ist bei der Bahn insgesamt und vor allem in den Infrastrukturbetrieben deutlich stärker vertreten.
DB-Personalvorstand Seiler sagte vor Verhandlungsbeginn, dass er vor allem über Themen reden wolle, bei denen Kompromisse möglich seien. Die geforderte Arbeitszeitverkürzung zählt er nicht dazu. Die GDL habe das Thema aber auf die Agenda gesetzt und daher werde auch darüber gesprochen.
Dass Weselsky zunächst nicht mitverhandelt, kommentierte Seiler knapp: "Naja, da muss jeder seine Prioritäten setzen. Ich bin hier und damit ist für mich klar, welche Prioritäten ich habe." © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.