Das wohl ungewöhnlichste Serienauto der Welt, der "Cybertruck" von Tesla, wurde jetzt an die ersten Kunden übergeben. Ob sich der Bolide für Tesla lohnen wird, ist eher ungewiss.

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Teslas futuristischer Elektro-Pickup "Cybertruck" wird deutlich teurer als ursprünglich angekündigt. Zur Auslieferung der ersten Fahrzeuge teilte Tesla mit, dass die günstigste Variante des Edelstahl-Mobils 61.000 Dollar (rund 56.000 Euro) kostet. Für die teuerste Version mit dem Spitznamen "Cyberbeast" werden 100.000 Dollar fällig. Ursprünglich hatte Tesla einen Einstiegspreis von 39.900 Dollar angepeilt.

Teslas "Cybertruck" sollte ursprünglich viel günstiger sein

Bei der "Cybertruck"-Vorstellung vor vier Jahren waren noch ein Produktionsbeginn bis Ende 2021 und eine Preisspanne zwischen 40.000 und 70.000 Dollar in Aussicht gestellt worden. Doch Anlaufschwierigkeiten verzögerten die Fertigung mehrfach. Tesla-Chef Elon Musk sagte vor einigen Monaten, der Konzern habe sich mit dem Modell "das eigene Grab geschaufelt", da das ungewöhnliche Fahrzeug so viele neuartige Produktionsverfahren benötige.

Am Donnerstag übergab Musk nun im Tesla-Werk im texanischen Austin persönlich mehrere Fahrzeuge während eines Livestreams an ihre Besitzer. "Ich glaube, das ist unser bestes Produkt", sagte Musk. "Ich glaube, das ist das Einzigartigste auf der Straße. Endlich wird die Zukunft aussehen wie die Zukunft."

Tesla betritt mit dem Cybertruck ein äußerst lukratives Marktsegment in den USA. Pickups gehören dort zu den beliebtesten Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr war der Chevrolet Silverado das meistverkaufte Modell im Land, zuvor war es oft Fords F-Serie.

Elektro-Pickups in USA eher Ladenhüter

Die US-Autoriesen haben inzwischen eigene Elektro-Pickups im Angebot. Sie verkaufen sich bisher aber in geringen Stückzahlen. So setzte GM im vergangenen Quartal nur 18 Wagen des Silverado EV ab – und rund 143.500 Fahrzeuge des Modells mit Verbrenner- und Hybrid-Antrieben. Ford verkaufte im Oktober gut 3.700 vollelektrische F-150 Lightning bei rund 53.500 Pickups der F-Modellreihe insgesamt. Auch der nur auf Elektrofahrzeuge ausgerichtete Tesla-Rivale Rivian verkauft bisher nur wenige seiner Pickups.

Die großen Hersteller führen die moderaten Verkaufszahlen nicht nur auf anfängliche Engpässe in der Produktion, sondern auch auf ein aktuell grundsätzlich geringeres Interesse an den teureren Elektrofahrzeugen zurück. Denn Konjunktursorgen und die hohen Zinsen lassen Autokäufer stärker auf ihr Geld achten.

Tesla hat mit dem "Cybertruck" viel vor

Tesla will bis zu 250.000 "Cybertruck"-Pickups pro Jahr bauen – aber die Marke vermutlich nicht vor 2025 erreichen, sagte Musk jüngst. Aktuell werden nur geringe Stückzahlen produziert, während Tesla insgesamt rund 1,8 Millionen Fahrzeuge ausliefern will. Anleger waren nicht beeindruckt: Die Tesla-Aktie gab im nachbörslichen Handel zeitweise um rund zwei Prozent nach.

Der "Cybertruck" – ein großes Edelstahl-Dreieck – sieht ganz anders aus als traditionelle Pickups. Das wurde von einigen Autodesign-Experten kritisiert oder belächelt. Die ungewöhnliche kantige Form liege daran, dass die extra für den "Cybertruck" entwickelte Stahl-Legierung so hart sei, dass sie nur eingeschränkt gebogen werden könne, betonte Musk. "Wir haben hier ein Auto, von dem Experten sagten, es sei unmöglich, es werde niemals gebaut werden." Es sei das beste Fahrzeug, das Tesla bisher gebaut habe.

Fahrzeuge von Tesla werden von einem LKW transportiert.

Tesla kann Erwartungen nicht erfüllen - Musk kündigt Cybertruck an

Die Profitabilität des Elektroautoherstellers Tesla sinkt. Grund dafür sind laut Musk hohe Investitionskosten und die gestiegenen Zinsen. Auch der Cybertruck macht noch Probleme.

Form des Cybertruck eine Mischung aus Panzer und Tarnkappenbomber

Der graue Cybertruck erinnert mit seinen kantigen Formen an eine Mischung aus Panzer und Tarnkappenbomber und an Science-Fiction-Filme wie "Blade Runner" oder "Mad Max". Zwar gibt es bereits mehr als eine Million Bestellungen. Angesichts hoher Produktionskosten ist aber fraglich, ob sich das Modell für Tesla finanziell lohnen wird.

Erst am Markt wird sich zeigen, ob amerikanische Pickup-Käufer ein Fahrzeug in der außergewöhnlichen Form wollen – oder eher das klassische Aussehen vorziehen. Musk warb damit, dass ein Elektro-Antrieb leistungsstärker sei als Verbrennermotoren. In einem Video wurde etwa gezeigt, dass ein "Cybertruck" schneller beschleunigte als ein neuer Porsche 911 – während er einen Porsche auf einem Anhänger hinter sich her zog.

Ist der "Cybertruck" eine Festung auf vier Rädern?

Musk hatte den Cybertruck im November 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt und sein Design als beispiellos bezeichnet. Allerdings gab es bei der Präsentation eine Panne: Bei einer Demonstration der Stabilität des Cybertrucks hielt die Karosserie zwar Schlägen mit einem Vorschlaghammer stand. Die Autoscheiben wurden aber beim Wurf einer Stahlkugel schwer beschädigt.

Bei der Auslieferung der ersten Cybertrucks ging Musk am Donnerstag lachend auf diesen Vorfall ein – und ließ den Test wiederholen. Allerdings handelte es sich bei dem Wurfobjekt nun offenbar lediglich um einen Baseball und nicht um eine Stahlkugel. Auch warf Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen den Baseball eher halbherzig. Dieses Mal blieben die Seitenfenster unbeschadet.

Tesla demonstrierte zuvor auch, wie die Karosserie den Kugeln einer Thompson-Maschinenpistole standhielt. Experten betonten danach allerdings, dass die Tommy-Guns vor mehr als 100 Jahren konzipiert wurden – und das Fahrzeug bei moderneren Waffen verwundbarer wäre. (afp/dpa/the)

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