Stellen Sie sich vor, Sie kaufen beim Onlinehändler Zalando eine Stoffhose der Marke G-Star Raw für 199,95 Euro. Einen Tag später kostet die gleiche Hose nur noch 79,95 Euro, wieder ein paar Tage später 119,95 Euro. Ärgerlich, verwirrend - und Realität, nicht nur bei Zalando. Das zeigt eine aktuelle Studie der Verbraucherzentrale Brandenburg. Wie das sein kann und was Verbraucher tun können.

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Fast alle Onlinehändler ändern häufig ihre Preise. Wie viel Geld ein Kunde für ein Produkt hinlegen muss, schwankt dabei massiv. Das zeigt eine Studie der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Die Verbraucherschützer haben über fünf Wochen die Preise von 1.133 Produkten bei 16 Online-Händlern beobachtet.

Lediglich die Shop-Apotheke hielt die Preise stabil. Alle anderen arbeiteten mit sogenannten dynamischen Preisen, mal zum Vor-, mal zum Nachteil für den Verbraucher.

Massive Preisschwankungen

Ob Kunden im günstigen oder im ungünstigen Moment zugreifen, macht zuweilen einen massiven Unterschied.

Als Extrembeispiel nennt die Studie einen Winterreifen der Marke Continental. Der kostete im Maximum 638 Euro. Ein andermal war er für 219 Euro zu haben.

Anderes Beispiel: Comtech bot das gleiche USB-Kabel im Untersuchungzeitraum für 1,75 Euro und für 6,79 Euro an.

Über ein Drittel der Produkte betroffen

Im Durchschnitt variierten die Preise von 37 Prozent der untersuchten Artikel.

Am unteren Ende der Skala steht der Baumarkt Hornbach, der die Preise von elf Prozent der untersuchten Produkte veränderte, am oberen Ende die Online-Apotheke Sanicar mit 87 Prozent.

Beim Großteil der betroffenen Produkte (60 Prozent) änderten die Händler die Preise während der 34 Tage der Untersuchung ein bis dreimal. Bei vier Prozent schraubten sie mehr als 15 Mal an den Preisen.

Ausreißer registrierten die Verbraucherschützer auch hier: Obi etwa änderte die Preise für ausgewählte Artikel fast jeden Tag.

Schnäppchenjagd nach Tageszeit

Auch interessant sind die Unterschiede im Tagesverlauf: Mediamarkt senkte die Preise immer abends gegen 18.45 Uhr. Am nächsten Morgen nahm er die Reduzierung wieder zurück.

Bei ATU kosteten Reifen oder Autobatterien vormittags teilweise bis zu 30 Prozent mehr als abends.

Eine Uhrzeit, zu der sich generell die besten Schnäppchen schlagen lassen, konnten die Verbraucherschützer nicht ausmachen.

Elektronik-Händler an der Spitze

Mit Blick auf die Branchen gibt es folgendes Muster: Bei Elektronik-Händlern und Online-Apotheken gibt es die meisten Schwankungen.

Auch Kunden, die Autoteile oder Mode kaufen möchten, sollten auf der Hut sein. Vergleichsweise stabil sind die Preise für Freizeitartikel, Schmuck sowie Baustoffe und Werkzeuge.

Das bedeutet aber nicht, dass sich alle Händler einer Branche über einen Kamm scheren lassen: Wie erwähnt änderte die Shop-Apotheke ihre Preise gar nicht, während beim Konkurrenten Sanicare die Preise von 87 Prozent aller untersuchten Produkte variierten.

Sparsame Kunden müssen Zeit investieren

Was ist dieses Smartphone wert, was diese Jeans? Dynamische Preise machen es für den Verbraucher schwer, sich die Frage nach dem gerechtfertigten Preis zu beantworten.

Wie die Autoren der Studie feststellen mussten, hilft auch die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers in der Regel nicht weiter. Zumeist hätten alle beobachteten Preise unterhalb dieser Empfehlung gelegen.

Wer ein bestimmtes Produkt online kaufen und dabei sparen will, muss also Zeit investieren. Ihm bleibt nur, die Preise über einen längeren Zeitraum zu beobachten, um dann in einem guten Moment zuschlagen zu können.

Einzelnen Verbrauchern mag diese Möglichkeit zur Schnäppchenjagd gefallen. Der Mehrzahl der Kunden aber vermiesen dynamische Preise den Einkaufsspaß im Netz, stellen die Verbraucherschützer aus Brandenburg fest.

Nicht einmal jeder dritte Käufer, der variierende Preise bei einem Händler bemerkt hat, wolle dort noch einmal einkaufen. Ihr Fazit deshalb: Unterm Strich schaden sich Online-Händler mit dieser Praxis selbst.

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